gestampften und gekochten Paternostererbse (Abrus precatorius L.), jenen eigenartigen, halb
schwarz, halb rot gefärbten, giftigen Früchten herstellt.
Als weitere und spätere Formen nenne ich die S c h n i t z k u n s t in Holz, Bambus,
Muschelschale, Horn, sowie die Ziselierung in Messing und als höchste Entwicklung das
Be s t i cken. Die letztere Erfindung wurzelt in der oben genannten Technik des Zusammen-
heftens und Benähens, und das Anfangsstadium bildet die Umränderung von Figuren mit
Fäden in großen Stichen an Kleidern, Sirih-, Schmuckkästchen (Fig. 7) und Hüten, ähnlich
dem Reihen (Rainen) der Schneider beim vorläufigen Zusammenheften von Kleidern. Wahrscheinlich
führte die Verkürzung der Abstände und die Absicht des besseren Sichtbar-
machens durch Verdoppelung dieser „Reihfäden“ zur Erfindung des Ke t t e n s t i c h s , mit
welchem die Maronene sehr zierlich die Ränder einfassen (Fig. 14—16, Bd. I, Fig. 123) und
ganze Flächen ausfüllen. Solche kleinen Stickereien werden selbst auf einer Blätterunterlage
mit bewunderungswerter Sauberkeit ausgeführt, wie jedes Maschenpaar eines kleinen Tabaks-
15 16 17 18 19 20 21
O rnamente d e r Näh- u n d S ticka rbe iten.
döschens bekundet (Fig. 17). Eine in Balo auf Kabaena gefundene, aber wohl von den
Bugis herrührende Kopfkissenverzierung besteht aus einer Pl a t t s t i c h a r b e i t . Diese, zur
Flächenfüllung am besten verwendbare und besonders schön wirkende Stickart kennzeichnet
die höchste Stufe und verdankt ihre Einführung erst dem Islam. Bugis, Makassaren, Buto-
nesen (Bd. I, S. 177) und Sumbawanen, sowie die westmalayischen Stämme benutzen sie
in ausgiebigem Maße.
Die V er e i n i g u n g de r v e r s c h i e d e n e n Me t h o d e n der Orriamentation: Ober-
flechtung, Zusammenheften, Benähen, Rainung, Ausschneiden mit farbiger Unterlegung,
Uberklebung, sowie Besticken ergibt die allerschönsten kleinen Kunstwerke, die sich vor
allem an den niedlichen viereckigen Kästchen (bonua ahu, Fig. 17, 18) studieren läßt. Die
vier Ränder dieser, aus nur einem Blatt hergestellten Geflechte bilden ein in der Mitte der
Seitenflächen sich schneidendes, liegendes Kreuz, welches man durch aufgelegte Surumi-
Streifen gleichzeitig vernäht. Das dadurch entstandene Ornament wird meist mit einem
Quadrat umgeben und mit anderen Motiven, z. B. ausgeschnittenen, einem Ordenskreuz
ähnlichen Blüten, wie geometrischen Figuren, ausgefüllt. Die gewählten Farben der Blätter,
Fasern und des Garns passen immer gut zueinander, z. B. Schwarz mit Gelb, Weiß mit
Rot und Schwarz, bezw. Naturfarben und selten Blau. Zu alledem schneidet man noch
allerlei andere Muster aus, wie Quadrate, Dreiecke, Zacken, Sanduhrformen, Haken, Kreise
und Spiralen mit weißer, roter, schwarzer und gelber Unterlage. Da meist nur 2 Schichten
übereinander liegen, so werden bald Stücke unter einen Ausschnitt geschoben, bald andere
aufgeklebt oder genäht und außer Blattscheiden geklopfte Rinde, Bast und Zeugstückchen,
sowie Glimmer- oder Metallblättchen, Muschelschalen und Münzen benutzt, schließlich
sogar die Kanten mit Geflechtsstreifen eingefaßt, sowie alles mit buntem Garn benäht und
bestickt. Die verschiedensten Arten der Herstellung und Materialien vereinigen sich in
diesen kleinen Körbchen.
An der Hand der Sarasinschen Sammlungen versuchten bereits A. B. Meyer und
0 . Richter1) die gemeincelebensischen Ornamente von einer Grundform abzuleiten. Da
jedoch bei manchen Stämmen, wie bei den bis jetzt am besten bekannten Bugis und
Makassaren, durch jungmalayische Zuwanderung die alle Kunst starke Veränderungen erfuhr,
so möchte ich von den Maronene, welche ihre Ursprünglichkeit mehr als jene bewahrt
haben, ein möglichst vollständiges Bild der Ornamentation entwerfen.
Nach Meyer und Richter2) gehört zu den gemeincelebensischen Ornamenten die
Kreuzblüte und die aus ihr abgeleitete Serie. Es seien zunächst die Ausführungen dieser
Autoren kurz wiederholt: ¿Das Ornament einer einem Quadrat diagonal einbeschriebenen
Kreuzblüte und daraus hervorgegangene Figuren haben eine große Verbreitung auf Celebes.“
Der primäre Grundtypus ist die schrägliegende Kreuzblüte (Meyer und Richter, Taf. XXIX,
Fig. 9, 11, 12), aus der als sekundärer das schräge Linienkreuz (M. u. R., Fig. 15) hervorgeht.
Durch Verkürzung der vollen Blütenform und Kombination mit dem Linienkreuz
Fig. 22. T e lle r. Fig. 23. Sirih k o rb . Fig. 24. Hyt. Fig. 25. Speisende cke l.
Ornamente auf F lechtwerken von Rumbia.
entstehen 4 dreieckige Zacken zwischen den Diagonalschenkeln (M. u R Taf XXIX
Fig. 14).
Durch Zusammenfügung mehrerer, z. B. 4 Linienkreuze wird ein anderes, gerade
llg e n d e s (M. u. R., Taf. XXIX, Fig. 21) und durch Wiederholung nebeneinander gestellter
gerade Karreebänder gebildet. Diese erscheinen bei Fortlassüng der Trennungsstreifen
schräg und liefern die Zackenbänder (M, u. R., Fig. 56), nämlich auf folgende Weise:
„Die Basis der Zackenbänder wird durch ein Band aus schrägen linearen Kreuz(figur)en
gebildet, die ohne Trennungslinie (d. h. ohne die seitliche Begrenzung, die die Figuren zu
Quadraten ergänzt) aneinander gereiht sind, wobei die zwischen d e ijire u z lin ie n oben und
unten hegenden Felder als in anderpg Farbe wie die seitlichen ausgeführt zu denken sind.
lnd|rn ein solches Band halbiert wird, kommt ein Zackenband zu Stande.“ Die den Zacken
oft eingefugten Punkte sind die Reste „der schräg liegenden Quadrate“ (M. ü. R., Fig. 60).
Weiter entwickelt sich dieses Ornament zu liegenden dreieckigen Zacken, vielleicht aus
') Celebes I (Publikationen a. d. Kgl. Ethnograph. Museum). Dresden 1903
*) Desgl. S. 130 ff.