s e h r s t a r k e n a r i s c h e n Be imi s c h u n g , we l c h e al l em An s c h e i n e na ch d u r c h
E i nw a n d e r u n g v o n Hi n d u s zu St a n d e g e k o mme n is t. Tr o t z i h r e r Kl e i nhe i t
sind sie ni cht mi t den To a l a s u n d Mie Muna zu e i ne r a n t h r o p o l o g i s c h e n
Ur s c h i c h t zu v e r e i n i g e n , da s i e zwar ein höher es , we n n auch unt e r den
Vö l k e r n von C e l e b e s n i cht da s am h ö c h s t e n s t e h e n d e j u n gm al a y i s c h e
E le me n t dar s t el len. - . T r o t z d e m di e Ma r o n e n e a l l e r d i n g s ni cht zu den
Ur m a l a y e n zu r e c h n e n s i nd, so r e p r ä s e n t i e r e n sie d e n n o c h ei ne al t e Stufe
in de r E n t w i c k l u n g de r c e l eb e n s i s c h e n Völ kerwel t . Sie ähneln darin den
Baliern, welche ihre hinduische Abkunft in Körperform, Religion und Gebräuchen erhalten
haben, unterscheiden sich aber von diesen vor allem durch ihre Kleinheit, welche
vielleicht eine Erklärung durch die andauernde Isolierung in den Sümpfen und auf den
Bergen Rumbias findet. Ob sie sich den kleinwüchsigen Hindustämmen Sumatras, z. B. in
Palembang anschließen, muß einer späteren Untersuchung überlassen bleiben.
Außer den Bewohnern Rumbias und Poleangs rechnen sich diejenigen Ka b a e n a s
zum Stamm der Maronene. Die Kö r p e r l ä n g e der T a n k e n o - L e u t e (Taf. IV, Fig. 1)
dieser Insel ist im allgemeinen größer als bei denen Rumbias. Sie variiert bei 6 Männern
zwischen 1,49 und 1,62 m und beträgt im Mittel 156,7 cm, übertrifft also die Toala und
schließt sich an die To Mengkoka an. Die Gesichter verlängern sich im allgemeinen mehr,
und runde Formen, wie bei den Rumbia-Frauen, kommen nicht vor. Auch die Nasen, vor
allem der Männer, werden breiter und dicker, bei manchen plump, jedoch tritt des öfteren
ein flacher Höcker hervor. Der Mund erscheint mit größerer Spalte und volleren Lippen;
die Stirn endlich zeigt zwar noch die infantile, zentrale Vorwölbung, tritt aber manchmal
oberhalb ein wenig zurück. Die Frauen besitzen mehr Taille als die dicken Töchter
Rumbias, sowie bimförmig abstehende, und nicht wie diese breite, kugelig gewölbte Brüste.
Beim Ba l o - S t amm, der seinen Ursprung nach eigener Aussage ebenfalls von den
Maronene ableitet, verschwinden die charakteristischen Merkmale der Maronene noch mehr
und nähern sich dem jungmalayischen Typus. Nachweislich sind von Alters her Munanesen
eingewandert, zuletzt in den Jahren nach der Besetzung Munas durch die Holländer. Im
Küstengebiete findet man deshalb zur Zeit auch viele Muna-Ansiedelungen, meist Leute von
Wäsindöli, aus dem Westen der Insel. Ferner ließen sich Makassaren, die nach den Chroniken
von Buton im 17. Jahrhundert bei den Kämpfen mit dem Sultan dort Schifibruch litten,
auf Kabaena nieder. Heute wohnen, wie schon gesagt, auf den Eilanden und an der Küste
außerdem noch Bugis und Badjos, sodaß eine mehrfache Blutmischung vorliegt.
Die Körperlänge der Balonesen übertrifft deshalb auch noch diejenige der Tankeno-
Leute und Maronene und selbst der Durchschnitts-Munanesen. Sie beträgt nämlich im
Mittel 159,8 cm von ungefähr 49 Männern, 146,6 cm von 9 Frauen. Wie häufig bei stark
gemischten Völkern (s. auch Bd. I, S. 96), so begegnet man auch hier nicht nur einzelnen
besonders kleinen, z. B. von 1,46 m, sondern auch öfter ausnahmsweise großen Menschen,
bis 171,5 cm, während die Größe der Frauen zwischen 1,42 und 1,55 m schwankt. Im
Gegensatz zu den Maronene mit ihren stämmigen Beinen machen die Balo-Leute mit langen,
dünnen einen weniger kräftigen Eindruck. Nur gelegentlich trifft man unter ihnen kleine
Leute von Maronene-ähnlichem oder hin und wieder größere von makassarischem Typus.
Auch ihr Charakter reicht nicht an den der lebhaften, klugen und kühnen Maronene heran.
Die Frauen ähneln etwas mehr den Verwandten in Rumbia, kommen den von den
Sarasins1) beschriebenen Tobada und Tokulawi der Toradja-Schicht näher und schließen
*) a. a. 0 . Der „Anthropologie“, Taf. XIII, Fig. 25/26 und Taf. XIV.
sich z. T. denen von Nord-Kabaena an. Ihr Körper mit größerer, bimförmiger Brust und
einer besseren Taille ist von schlankerem Wuchs als der der Maronene-Frauen; doch fehlt
in den großen, glänzenden Augen jener sanfte, kindliche Ausdruck (s. Taf. III, Fig. 3).
Wie bei den mehr kultivierten Küstenbewohnern, so wird auch von den Balo-Männern
das Kopfhaar bereits kurz getragen. Es ist nur selten flachwellig bis schlicht, häufiger
mehr hochwellig und bei Frauen vereinzelt kraus in Übereinstimmung mit den Bewohnern
Munas. Wie dort, so kommen auch hier außer Schnurrbärten häufiger Kinnbärte vor
(s. Taf. III, Fig. 1).
A u s v o r l i e g e n d e n B e s c h r e i b u n g e n ist e r s i ch t l i ch , daß a n t h r o p o l
ogi s c h ni cht al le Be wo h n e r Ka b a e n a s zu den Ma r o n e n e g e h ö r e n , t r o t z d e m
sie s ich we g e n i hr e r a n g e b l i c h e n A b s t a m m u n g und i hr e r S p r a c h e dafür
hal ten. Zu d i e s e n r e c h n e n n ur die Leut e de r La n d s c h a f t T a n k e n o und
Le n g o r a , w ä h r e n d die von Balo ein Mi s chvo l k, vor al lem mi t M u na n e s e n
dar s t e l l en. Wie auf dieser Insel, so ist auch in dem Grenzgebiete von Rumbia und Poleang
eine Mischung von Maronene und Toradjas, nämlich in Mengkoka und Membulu, erfolgt.
Die To Mengkoka werden bereits von den Sarasins1) beschrieben, doch möchte ich
noch Folgendes hervorheben. Sie sind sehr kleinwüchsig und kräftig, jedoch größer als
die Maronene. Ihr Größenmittel beträgt nach Fr. Sarasin 156,4 cm von 20 Männern.
Bei ihnen herrscht flachwelliges, schlichtes Haar vor, und ihre hellbraune Hautfarbe ist meist
noch einen Ton dunkler als bei den Maronene. „Die Nasenwurzel liegt“, nach Fr. Sarasin,2)
„nur mäßig tief, und der Nasenrücken erscheint mittelhoch oder selbst hoch erhoben, sein
Profil gerade oder leicht konvex. Die Flügel sind von mäßiger Breite, zuweilen fast schmal
zu nennen, nur ausnahmsweise wirklich breit ausgeladen“. Gerade die schmale, oft sogar
hakenförmig gekrümmte Nase in dem gleichzeitig sich verlängernden Gesicht scheint mir
besonders charakteristisch für die To Mengkoka von Kolaka zu sein (s. Bd. I, Taf. XXVII,
Fig. 1). Sie verleiht das jüdische Aussehen, welches ich des öfteren bei Stämmen im Ubergangsgebiete
zweier verschiedener Völker gefunden habe, besonders an der Küste, wo
Jungmalayen sich mit alten indonesischen Stämmen vermischen. Ja, auf Inseln, wie z. B.
Sawu im Timor-Archipel, scheint durch die Isolierung dieses Mischelement selbst zum allgemeinen
Volkstypus geworden zu sein. In Mengkoka trifft man diese scharf geschnittenen,
intelligent aussehenden Gesichter im Küstengebiete, dem Bezirk Kolaka, wo sich viele
Bugis-Niederlassungen befinden.
Die T o Memb u l u schließen sich den To Mengkoka an, nähern sich aber den Bewohnern
Rumbias, die Männer jedoch in viel stärkerem Maße als die Frauen. Sie tragen
weibliche Züge, sodaß beide Geschlechter einander ähneln (Fig. 13). Ihre Gesichter sind
weicher und rundlicher, die Nasen etwas breiter, aber scharfrückig und ihre Flügel nicht
immer scharf abgesetzt. Die abstehenden Ohren erscheinen ziemlich groß; der Mund tritt
zwar nur mäßig vor, aber die Lippen werden etwas kräftiger, sind niemals schmal und
schön wie bei den Maronene. Die Stirn ist in der Mitte stark vorgewölbt und eckig, doch
begegnet man weniger häufig einer fliehenden als bei den To Mengkoka. Das Auge
schließlich wird meist nicht ganz geöffnet, ohne jedoch eine schiefe Lidspalte aufzuweisen.
D ie T o M e ng k o k a u n d To Memb u l u , we l c h e b e i de d i e s e l b e S p r a c h e
r e d e n , g e h ö r e n z u r T o r a d j a - S c h i c h t , j e d o c h ist d e r l e t z t e S t amm al s ein
Z w i s c h e n g l i e d mi t de n Ma r o n e n e a uf zuf a s s en.
l) a. a. 0 . „Anthropologie“, S. 79/82, Taf. XV, Fig. 33, 34.
*) „Anthropologie“, S. 81/82.