erteilung, 2X2, 3X3, 4X4-fach usw. Die bei Lehmann1) von der Ober- und Unterseite abgebildeten
Teller von Rumbia lassen die Beziehungen zwischen Geflechtsornament und
Linienmuster erkennen. Zu den Seltenheiten zählt dieses jedoch in 3-strahliger Verbindung
wie bei drei oder sechseckigen taftbindigen Hüten (böru) und Speisendeckel der Maronene
(Fig. 24, 25), welche neben quadratischen Mustern einbeschriebene Dreiecke und interessante
Spiralornamente enthalten.
Die in Band I auf Taf. XXIX abgebildeten Flechtwerke der Maronene, z. B. Speisendeckel
und Teller, sind teilweise taftbindige (Fig. 2 und 3), 4-bindige Köper- (Fig. 1, 4)
oder 5-bindige Atlasgeflechte (Fig. 5); Kombinationen endlich
zeigen Fig. 6, nämlich am Rande Atlas- und in der Mitte (4 Felder)
Köperbindung und Fig. 7 dieselben Arten, abwechselnd in hell
und dunkel gefärbten Bändern.
Unter den Geflechtsornamenten der Maronene befinden sich
nun ebenfalls viele der genannten geometrischen Muster, nur haben
manche durch die Anpassung an die Flechttechnik scheinbar
andere Formen erhalten. Aus den beiden nebeneinanderliegenden
Doppelspiralen (Fig. 55, 16 oben) hat sich das vierarmige Spi ralenk
r e u z (Bd. I, Taf. XXIX, Fig. 3) gebildet, von denen sich 4X4
um die Kreuzblütenfigur gruppieren. Diese selbst nimmt gern
die Gestalt eines Ordenskreuzes (Taf. XXIX, Fig. 2) an, wird
blumenähnlich oder mit Haken und Spiralen verbunden, sodaß
die kompliziertesten Muster (Taf. XXIX, Fig. 1, 4) entstehen.
Auch geht sie schließlich in ein vierteiliges Spiralornament wie
z. B. des Sirihkorbes (Fig. 23) über. Wie bei den bereits behandelten
Methoden der Technik die verschiedenen Muster sich
aue Linienkreuz und Kreuzblüte entwickeln lassen, so besteht
dieselbe Möglichkeit natürlich auch für die Geflechtsornamente; die
untere Fig. 22 zeigt u. a. die Kreuzblüte mit Linienkreuz und
Quadrat und die obere die erste Umgestaltung zu Haken, welche
weiter zu Spiralen überleiten.
Wenn die Ableitung der Geflechtsornamente von bereits vorhandenen
Motiven auch weiter nicht zweifelhaft ist, so begegnet
man dennoch in umgekehrter Weise auf anderen Gegenständen
einer direkten N a c h a h m u n g de s Ge f l e c h t s l i n i enmu s t e r s .
Das Fiederungs- oder Fischgrätenmuster der* Köperbindung z. B.
findet sich häufig auf Bambusbüchsen, Holzschnitzereien und
Armbändern (kale lima) von Messing. Meyer und Richter2)
Fig. 63. Holzschaufeln zum Umw
enden v o n Reis.
haben es von Buol beschrieben und halten seine Entstehung für unklar, möchten jedoch
ebenfalls eine Entwicklung aus dem Kreuzblütenelement annehmen. Von den Sasakern ist
es mir (Bd. I, S. 51, Fig. 42) als Wiedergabe des Tausendfußes bezeichnet. Bei den Maronene
kommt es nun gelegentlich flächenhaft in Bändern zur Darstellung und gleicht dann ganz
dem beidrechtsseitigen Köpergeflecht in 4, 6, 8 oder mehrfacher Bindigkeit (I B a d, nach
*) a. a. O. Taf. 2, Fig. 1—4 a und b.
*) a. a. 0 . S. 34 b, Taf. XXIX, Fig. 87 und 89.
der Lehmannschen Geflechtsformel), z. B. hauptsächlich ähnlich umflochtenen Lanzenschäften,
welche Lehmann1) erwähnt, sowie den Randverstärkungen von taftbindigen Körben.
Ein anderes Ornament (Fig. 20) auf Toradja-Bastkleidern und Taschen, das teils
durch Farbe oder bunte aufgeklebte Streifen hergestellt ist, kann man ebenfalls leicht auf
die Urfigur des Linienkreuzes zurückführen, doch läßt es noch eine zweite Ableitung zu.
Die Zackenbänder tragen nämlich sichelförmige Verzierungen auf beiden Seiten und auf
der Spitze und sehen genau wie Spitzhüte (pàio) der Kopfjäger von Makale und Kalòsi,
sowie der alten Kriegshelme (pàio matamro) der Bugis von Sidenreng aus. Die gleichen
Verzierungen tragen die Lederschilde der Toradjas. Mein Gewährsmann, ein Toradja,
der allerdings als Bedienter bei einem Beamten fungierte, konnte mir jedoch nicht mit-
teilen, ob früher wirkliche Büffelhörner, ähnlich wie von den alten Germanen, getragen
sind. Diese Verzierungen sollen aber wenigstens Büffelhörner
darstellen und dienen in Rumbia (Bd. I, S. 238,
Taf. XXV, Fig. 1) auch zum Schmuck der Häuser.
Die Maronene besitzen außer der Linienkreuz- und
Kreuzblütenserie, sowie ihren höheren Entwicklungsformen
wie Kreis, Spirale und Ranke noch das früher schon von
Buton e rw ä h n t^ (B d . I, S. 217) Na g a - Ra n k e nmo t i v .
Dieses ist aus der hinduischen Naga-Schlange als Grundform
entstanden und findet sich häufig als Hausgiebelverzierung,
und zwar teils noch als Tierfigur, die bald einem
gedrungenen Vogelkörper, bald einem Schlangenleib gleicht
oder nur aus einem Kopf besteht, teils aber als blumenartiges
Gebilde. Später bei der Behandlung der Ornamente Sumbawas
sollen uns die verschiedenen Formen und deren Ableitung
näher beschäftigen. An dieser Stelle sei nur hervorgehoben,
daß dieselben Muster selbst in den charakteristischen Einzelheiten
bei den Maronene auftreten.
Eine auf Sumbawa nicht angetroffene Darstellung des
Naga-Kopfes enthält ein Stück Büffelhorn (Fig. 64). Sie zeigt
Augen, welche beide, wie gewöhnlich beim Abbilden von
Tieren, auf einer Seite liegen, Ranken, die aus dem bezahnten Maul hervorgingen und jene
charakteristischen, dreilappigen Endstücke, sowie die gespaltene Zunge in der Mitte des
Bildes. Uber diesem befindet sich ein zweites, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem
ersten erkennen läßt.
Aus dem Vorkommen des Naga-Motivs bei den Maronene ziehe ich den Schluß,
daß nach Einführung der urmalayischen Kunst h i n d u i s c h e E le me n t e Eingang gefunden
haben, eine Annahme, welche noch durch die Auffindung eines anderen, auf jene alte
Kultur hinweisendes Motiv, gestützt wird. Hübsche Ziselierungen auf Armbändern von
Lankapa in Rumbia und Baio auf Kabaena (Fig. 65) ähneln nämlich denen alter Bronzeteller
aus der Gegend von Surabaia auf Java, dem früheren Hindu-Reich Mädjäpahit. Ob
die Deutung, daß die beschuppte Naga in den Wolken schwebt, umflossen von Sonnenstrahlen,
richtig ist, lasse ich zweifelhaft. Noch andere Tatsachen stützen meine Auffassung
vom Hinduismus bei den Maronene, wie der alte, bereits mitgeteilte Heldenmythus von
‘) a. a. 0 . „Flechtwerke“, S. 41, T$f. VIII, Fig. 8.