diagonal gekreuzten Quadraten (Ebenda, Fig, 70) und zu vertikallaufenden Zickzack-Bändern
(Fig. 71), während die horizontalen (Fig. 61, 66) aus nebeneinander gestellten Kreuzblüten
hervorgehen. Das runde Zackenband bildet sich aus der Halbierung der Kreuzblüte (M. u. R.,
Taf. XXIX, Fig. 24, 63).
Die gerade und schräge Karrierung (M. u. R., Fig 72, 78), wie andere Arten der
F l ä c h e n b e d e c k u n g ist die wiederholte Darstellung derselben Muster in größerer Zahl
neben- und übereinander. Auch die gerade und schräge Schraffierung (M. u. R., Fig. 83,
84) und selbst die Fiederungsmuster kann man sich aus den gleichen Elementen entwickelt
denken.
„An die Urform dieses Ornamentsystems, d. h. an die einem Quadrate diagonal
einbeschriebene Kreuzblütenfigur, dürfte nun . . . . auch,“ wie Meyer und Richter in ihrer
Erklärung fortfahren, „die Spi r a ihbrnament i k
anzuknüpfen sein, indem eine jede Hälfte der
Urfigur (d. i. ein Halbkreis mit zwei auf der offenen
Seite von den Enden her nach seiner Mitte laufenden
Viertelkreisen) als eine Doppelspirale dargestellt
wurde: d. h., es wurden die Ecken der Figur nicht
spitzwinkelig, sondern gerundet gezeichnet und
die eine Seitenlinie eines jeden der vier Blätter
nicht bis an das innere Ende der letzten herangezogen,
sondern verkürzt und eingerollt“ (M. u.
R., Fig. 25, 26), wie die Figuren 45 und 46 zeigen.
Nach kurzem Vergleich der Ornamente anderer
Völker des Archipels sprechen beide Autoren noch
die Ansicht aus, „daß es sich in der Tat um eine
urmaleisische Ornamentik handelt, die die Maleisier
aus ihrer in Hinterindien gelegenen Heimat mitgebracht
haben, geht aus der noch über Maleisier
und Negritos hinausreichenden Verbreitung der
Ornamentik hervor.“ ,„Inwieweit aber,“ so fügen
sie hinzu, „auch sonst — ohne unmittelbar danebenstehende
quadratische Ornamentik — vielfach in
Celebes vorkommende Zacken und Zackenbänder
und andere sich auch in unserer Serie findenden
Ornamentationen wirklich der Entwicklung
unserer Ornamente angehören, wird erst dann
Fig 26. E in T rag k o rb m it Ausschnitt-Ornamenten.
festzustellen sein, wenn sich übersehen läßt, ob für Celebes ein zweiter Weg ihrer Entstehung
vorhanden ist.“
Von der Insel Lombok beschrieb ich nun ebenfalls Zacken und Zackenbandmuster,
deren Entstehen ich von den jungen Bambussprossen (putjuk) herleitete, weil die Bewohner
mir die Zacken als solche selbst erklärten. Trotzdem könnte sich natürlich anderswo, so
auch auf Celebes, dennoch die Erfindung in der von Meyer und Richter angegebenen
Weise vollzogen haben. Es sei mir nun gestattet, die E n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t e der
g e m e i n c e l e b e n s i s c h e n O r n am en t i k etwas weiter auszuführen:
Die Maronene kennen keine Töpferei und eigene Weberei. Ihre Kleider bestehen
teils aus gekauften Stoffen, teils aus geklopftem Baumbast; die letzten sind bei religiösen
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Handlungen und vereinzelt nur noch bei der Feldarbeit in Gebrauch. Die älteslen Gefäße
und Kochbehälter haben wohl der Bambus und die Blattscheiden der hier überall vorhandenen
Sagopalme geliefert. Geschirre zum Essen werden auch heute aus ihnen schnell
durch Zusammenbiegen und Feststecken mit einem Holzspahn hergestellt, Körbe durch
Nähen eingerollter Tüten, denen man späterhin noch einen besonderen Boden einsetzte.
Der Drang nach Verzierung hat zu Urzeiten zuerst seinen Ausdruck in der Anbringung
von Punkten, Strichen und zuletzt geometrischen Figuren gefunden. Auf den
M I
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S chnitzmuste r auf Bambus d e r T o rad ja s von Mittel-Celebes.
einfachsten Gegenständen, den Bambusrohren, erscheinen die Ornamente naturgemäß als
eingeritzte Lini en, auf Baumbastzeugen als gemalte St r e i f en, und auf Sagoblattscheiden
und Gebangblättern durch das Ausschneiden als Fl ächen. Im ersten Falle muß die U r f
i gur als L i n i e n k r e u z (Fig. 37), im zweiten und dritten als Kr e u z b l ü t e zum Vorschein
kommen (Fig. 18, 52), was im Grunde genommen beides auf dasselbe herausläuft.
1. Die erste Form der ornamentalen Technik, die B a m b u s s c h n e i d e r e i (selbst
mit Einlegearbeit) ist bei den Toradjas vollständiger ausgebildet als bei den Maronene,
sodaß ich zuerst auf eine Serie von Mustern (Fig. 27 bis 36) dieses Stammes hinweise,
von denen ich eine Ableitung wie Meyer und Richter annehmen möchte. Die Quadrate
und Kreuze werden jedoch oft bei unregelmäßiger Felderteilung zu Rhomben (Fig. 34),
selbst zu lang ausgezogenen. Die dadurch entstehenden Zerrbilder liefern bei unvollständiger
Ausführung, bezw. Unterbrechung Haken und können ebenfalls sehr wohl unabhängig von
der Kreuzblüte zur Erfindung der Sp i r a l e geführt haben, wie die Figuren auf Bambusbüchsen
(suke sura) der Toradja der Gegend von Paloppo und Makale (Fig. 27—34, 36),
sowie auf Lederschilden (pak€!ong, Fig. 35, auch 36) von Kalösi wiedergeben.
Aus den Ornamenten auf Bambus (Fig. 37—41) laßt sich die Umw a n d l u n g des
L i n i e n k r e u z e s (Fig. 37) durch Verdickung in der Mitte und Zuspitzung an den Enden
37 38 39 40 41 42 43 44
Weiterentwicklung des L inienkreuz e s u n d d e r KreuzblUte zu Kre isornamenten.
zur einfachen schräg liegenden Kreuzblüte verfolgen (Fig. 38). Aus dieser geht durch
Kombination mit dem stehenden Linienkreuze (Fig. 39) die achtteilige Kreuzblüte (Fig. 40)
hervor, welche meist zu mehreren eine Fläche ausfüllt. Sie besteht aber auch als Einzelfigur,
einbeschrieben in ein Quadrat (Fig. 41), erscheint jedoch manchmal mit 8 gleich
langen Blättern innerhalb eines Achtecks (Fig. 42). Eine Verdoppelung der Seitenzahl zum