Das Trachytgebiet geht nach allen Richtungen in andesitische Bildungen über Aus
diesen bestehen die Berge nördlich lliwaki, wie der Lepa-kurun, die Magone-Hochfläche
mit dem Hatu-hahi-Hügel, wie diejenigen.-in der Umgebung des Tihu-Sees. In letzterem
Gebiete werden die dunklen, glasreichen Bronzitandesit-Blockbreccien von Lapillibreccien
und -agglomeraten bedeckt, vor allem im Poro-rau-Rücken. Im südwestlichen Teile des
Sees ist beim Wasserfall eine Bank Bronzitbasalt sichtbar, und an mehreren Landzungen
tauchen innerhalb der grauschwarzen, andesitischen Vitrophyr-Schichten wieder Liparite
sowie Dazite auf, welche letzten am Sempi-siwa-Kap Kordierit führen.
Die andesitischen Gesteine nehmen auf Wetar, wie es scheint, das größte Areal ein,
denn man findet sie an der Südküste von Tilai im Westen bis Mahuan im Osten. Stellenweise
sind sie auch hier basaltisch ausgebildet, z. B. bei Ilmetan, dann am Ndia-Kap zwischen
Lemar und Arnau als Hornblende-Glimmer- oder bei Hahi-rimate zwischen dem letzten
Orte und Hatpas als Augit-Hornblendeandesite. Die gewöhnlichen Bronzitandesite enthalten
viel Glas und gehen in Vitrophyre über, die Trachyte im Tihu-Gebiet hingegen durch
Quarzaufnahme, z. B. am Sempi-siwa-Kap, Soso Anam-Tal in dazitisches Gestein.
Verbeek („Molukken-Verslag“, a. a. 0 ., S. 429-430, 586) gibt außer Bronzitandesit
noch Diabas und Melaphyr an und hält diese deshalb für jungmesozoisch. Die von
mehreren dieser Stellen durch mich gesammelten Proben
haben sich bei näherer Untersuchung als andesitische und
basaltische, infolge ihrer Schlackennatur meist mit Löchern
durchsetzte Gesteine herausgestellt. Die Gänge aus Granit,
Tonalit und Gabbros, welche nach Verbeek im „Diabas“ auf-
treten, entsprechen denjenigen aus Liparit und sind zweifellos
tertiären Alters.
Trotz des Herrschens der vulkanischen Bildungen begegnet
man auf Wetar nirgendwo kegelförmigen Bergformen,
nur die Magone-Hochfläche kann vielleicht den Rest eines
Kraterbodens darstellen. Das ganze Land trägt die deutlichsten
Marine Hochterrasse
P o ro -ri X i *
Fig. 155. System de r T e rra s s e n und
S e itenrücben im L e ra i-T a il.
Anzeichen der Denudation und einer Versenkung als reifzertaltes Land im Meere, sowie eines
späteren Emportauchens in Quartär. Neogene Kalksteine scheinen im Osten der Insel, von
wo ein mir gebrachtes Bruchstück stammen soll, vorzukommen. Die negative St’rand-
verschiebung hat jedoch das Land nicht wieder bis zur früheren Höhe gehoben, denn
diese vermag nicht die heutige Mo r p h o l o g i e zü erklären, eine zweite Senkung scheint
mir aber z. Z. nicht gut annehmbar zu sein.
Die außerordentlich tief eingeschnittenen Täler besitzen im Unterlauf kaum ein
Gefälle und sind hier mit mächtigen Schottermassen ausgefüllt, in welchen der Fluß in
einiger Entfernung von der Küste versinkt. Dieser fließt unterirdisch weiter und tritt
quellenartig nahe dem Strande wieder hervor. Er bildet gewöhnlich einen kleinen See,
dessen Wasser bald hier, bald dort, je nach der Lage der von der Meeresbrandung aufgebauten
Strandwälle durch Überfließen ausströmen. Solche ertrunkenen Täler besitzt
die ganze Südküste (Fig. 154). Sie besitzen trotz ihrer verhältnismäßig großen Tiefe
auffallende Breite und empfangen ein mehrfach geteiltes System von Seiten- und an den
Steilwänden von Hängetälern. Das nach Nord zum Tihu-See gehende Lerai-Tal wird von
den beiden Rücken Poro-rau-Huhun im Osten und Taro Manahak im Westen begleitet,
deren Oberkante die genannte marine Hochterrasse bildet. Es enthält an den Seiten ausgedehnte
alte Talböden, schöne Galerieterrassen, von denen die höherliegenden durch die
Erosion in ein System von mehrfach geteilten Rücken zerlegt sind (Fig. 155). Die oberste
Talterrasse ist zwei- bis dreifach gegabelt (No. 1), die mittlere ein- bis zweimal und die
untere (No. UI) bildet nur einen Steilabfall. Die höchste Stufe ist durch eine Einsattelung
vom östlichen Uferrand getrennt oder ganz isoliert, sodaß Kanzeln und Klinten entstanden
sind (Taf. XXX, Fig. 1), z. B. besonders große im Oberlauf, wie die turmartigen Spitzen
des Sama-tina-Huhun und die burgartig aufragenden Gesteinsmassen des Soteina-Berges.
Ein ähnliches Bild spätreifer Zertalung gewährt der Tihu-See, der auf seinen beiden
950—1050 m hohen Ufern mit mächtigen Stufen und Felspfeilern umrahmt ist. Die
Morphologie des Sees, überhaupt des ganzen besuchten Gebietes kennzeichnet die Tek t oni k
durch Zertrümmerung in Schollen und Einbrüche, denen auch der Seegraben seine wahrscheinlich
sehr bedeutende Tiefe und oberirdische Abflußlosigkeit verdankt.
Die andesitischen Schichten im Lerai-Tal beim Dorfe Poro-rau fallen im Poro-rau-
Huhun mit 68° nach 0 18° S und in der gegenüberliegenden Steilwand des Taro Manahak
mit 86° nach S 16° W ein. Im oberen Lahdla-Tal lagern die Trachytlaven in den Uferwänden,
wie die Abbildung (Fig. 156) zeigt. Die liegenden Schichten fallen mehr oder
weniger südlich, die hangenden an der westlichen Seite mit 66|änach N 10° W und der
östlichen nach NNO ein. Die hangenden Schollen sind von etwa nordöstlicher Richtung
überschoben und an
einer NW—SO (N 40° W)
streichenden, mit 54°
einfallenden Spalte verworfen,
auf der ein Lipa-
ritgang steht. Ein solcher
durchsetzt ebenfalls die Fig. i56- Die ta g e ru n g sv e rh ä ltn is s e in d en Ste ilw än d en d e s Lahdla -Ta le s.
WNW—OSO (0 20°. S)
streichenden Breccien und Tuffsteinschichten des Hatlöu-Berges nahe der Mündung in
WNW—OSO-Richtung (0 10° S).
Eine ähnliche Schollenzerstückelung mit verschiedenem Einfall und Streichen auf
den beiden Talseiten findet man auch im Gebiet des Tihu-Sees, doch konnten genaue
Messungen wegen der Feindseligkeit der Eingeborenen nicht vorgenommen werden. Es
wechselt 0 —W-Streichen (mit geringen Abweichungen nach N oder S) und N—S-liches
(mit kleineren Änderungen mehr nach W oder 0). Die Verwerfungen und Überschiebungen
dieser beiden Schollengruppen erklärt den annähernd N—S bezw. NNW—SSO
und NNO—SSW-Verlauf der T äler-und des Tihu-Sees, sowie dessen vom Westen und
Osten in ihn als Landzungen hineinragenden Berge, welche auch den Tälern den schlangenförmigen
Verlauf geben.
Da die Insel Wetar aus vulkanischen Bildungen besteht, so macht es der wechselnde
Einfall und das Fehlen von sichtbaren Kratern schwer, die verwickelte Tektonik genügend
zu erkennen. Auf der N—S-Linie vom Tihu-See zur Südküste erscheinen die Schichten
wie zwei Sättel, die im Gebiet zwischen Soteäna-Berg und Tihu-See mit Steil- und Fächerstellung
zusammenstoßen, also vielleicht zwei aneinandergewachsenen Vulkanen, einem
südlichen und einem nördlichen, entsprechen.
Die Gebirgsglieder sind an einem System von Bruchlinien verworfen und überschoben.
Die NW—SO-Spalten, an welche sich die größten Verwerfungen zu knüpfen
scheinen, weisen einen NO- und die NO—SW-lichen, mit welchen Überschiebungen verbunden
sind, einen NW-Einfall auf; das zwischen beiden liegende Schollengebirge bildet