also einen Keil. Die ersten herrschen in der südlichen, die zweiten in der nördlichen
Hälfte der Insel vor und haben im Gebiete der Scharung und Durchkreuzung den starken
Einbruch des Tihu-Sees veranlaßt.
Außer diesen Querbrüchen spielen aber Längsspalten von gewöhnlich WNW—OSO-
Verlauf eine Rolle, welche sowohl mit Lipariten wie Gangquarziten ausgefüllt sind, z. B. zwischen
lliwaki und Ilmedo mit einem Streichen von W 15° N—0 15° S in einem mit 50—54°
nach S 15° W einfallenden Gestein. Sie bedingen die Schuppenstruktur der Schollenpaare
in den zur Südküste gehenden Abhängen. A u f We t a r w ur d e al so z u e r s t ein etwa
0 W- v e r l a u f e n d e s L a n g s c h o l l e n g e b i r g e g e b i l d e t , und d i e s e s spät er dur ch
NW SO u n d NO/NNO b i s SW/SSW-Brüche z e r t r ü m m e r t u n d in ein k om p
l i z i e r t e s Ke i l s c h o l l e n g e b i r g e u m g ew an d e l t , da s s ich in de r Mo r p h o l o g i e
de r Insel wi d e r s p i e g e l t , und d e s s e n s ü d l i c h e r Tei l z u r We t a r -St r a ß e
g r a b e n a r t i g a b g e s u n k e n is t.
Heimkehr.
Früher als ursprünglich beabsichtigt verließen wir Tihu, denn das Verhalten der
Bewohner machte es nicht nur unmöglich, noch einmal zum heiligen See zu gelangen,
sondern überhaupt weiter nach der Nordküste vorzudringen. Der zweite heimliche Besuch
durch Gründler schien bemerkt zu sein, man begegnete uns mit größtem Mißtrauen.
Vergeblich suchte ich auf die Häuptlinge einzureden, mich in ihrer Begleitung zur
Nordküste weiterziehen zu lassen. Selbst mein Versprechen, keinen Stein unterwegs aufzuheben,
keinen Baum zu fällen, keinen Vogel zu .schießen und dem heiligen See
ein Opfer zu bringen, fand kein Gehör. Nach langem Schweigen gab mir Ma-Ate ganz
tonlos die Antwort: „Ga tesüri“, ich lasse es nicht zu, denn „kit peli ropo“, wir werden
alle krank.
Einmal gab ich nichtsahnend Befehl, im Lerai-FIuß Fische mit Netzen zu fangen,
als unser Tobu Tihu unter lautem Aufschrei: „Wir werden alle sterben^,- davonrannte,
sodaß ich notgedrungen von diesem Vorhaben Abstand nehmen mußte. Als ich ein anderes
Mal den Mann bat, mir seinen Emar-Stein zu zeigen, wurde er totenblaß, stand auf und
sprach seitdem nie wieder ein Wort mit mir. Selbst als ich dem tief Beleidigten noch ein
Beil schenkte, schwieg er, hielt Sich aber immer in Sehweite auf, um jede unserer Bewegungen
beobachten zu können.
Schließlich waren die Tobu Tihu einer nach dem anderen ohne ein Zeichen des
Abschiedes verschwunden, und selbst unsere Verbündeten, die Bewohner des Dorfes Aüwa,
ließen uns im Stich. Furcht brauchten wir vor diesen schwächlichen Menschen mit ihren
ziemlich stumpfen Waffen und selbst vor ihrer einen Trombon - Muskete, dieser Steinspritze,
zwar nicht zu haben, aber die versteckte Kampfesweise und Hinterlist, die Fußangeln
und Wolfsgruben konnten uns in große Lebensgefahr bringen, sodaß ich beschloß, von
dem geplanten Weitermarsch zur Nordküste abzusehen und sobald als möglich zurückzukehren.
Mittlerweile war bereits ein drohendes Ungewitter über uns zusammengezogen.
Meine Leute hatten von einer großen Zahl Krieger am See erfahren. Des Abends bemerkten
sie auf den Talwänden Menschen im Gras entlang kriechen, eine Beobachtung, welche
sich durch Gründlers Rekognoszierung bestätigte. Man wollte uns offenbar umzingeln
und wahrscheinlich nachts überfallen. Als ich den Aüwa-Häuptling, der sich schon lange
verdächtig gemacht hatte, rufen ließ, war auch er verschwunden. Sofort sandte ich daher
Boten zum früheren Tihu-Lager, wo diese den Gesuchten im Kreise der Feinde fanden. Sie
brachten ihn unter allerhand Versprechungen schließlich in mein Zelt. Mittlerweile hatten
die Träger, welche sich ängstlich um uns scharten, abgekocht und gepackt. Zur Sicherung
wurde an den vier Ecken eine Wache ausgestellt und der Aüwa-Mann die ganze Nacht
zurückgehalten. Vor Untergang des Mondes war an keine Feindseligkeiten zu denken,
und als es finster geworden, befand sich die Karawane bereits auf dem Marsch, das Lerai-
Tal aufwärts.
Der verdächtige Welemur-Häuptling ward unter Versprechung von Geschenken zu
unserer Führung und Begleitung freundlichst aufgefordert. Er diente uns sozusagen als
Beschützer und durfte erst jenseits des Berges zurückkehren.
Nach einem Gewaltmarsch von 13 Stunden machten wir auf der Südseite des
Soteäna-Berges im Unterlauf des LahCla-Flusses Halt. Meine ganz erschöpften Leute legten
sich direkt auf den Kiesbänken des Flusses schlafen, und wir selbst schlugen eins unserer
Zelte-auf. Trotz der anfänglich schönen Mondnacht brach jedoch plötzlich gegen Mitternacht
ein heftiger Regen los, und da die Träger nicht alle bei uns unterschlüpfen konnten,
krochen sie unter die notdürftig aufgerichteten Bahnen der anderen Zelte. Auch für den
Rest der Nacht war uns keine Ruhe beschieden, denn der Fluß kam unter mächtigem
Brausen und Geklapper der mitgeführten Steine so stark ab, daß die Wassermassen schon
unser Zelt bedrohten. Als am frühen Morgen das letzte Wegstück nach lliwaki zurückgelegt
wurde, ergriff die Heimkehrenden eine ausgelassene Stimmung, und man jauchzte vor Freude.
Nach unserem verhinderten Versuch, Wetar zu durchqueren, faßte ich einige Tage
später den Plan, die Ostküste zu besuchen. Am 10. März hatten wir uns von lliwaki nach
Ilmedo (Taf. XXXII, Fig. 1), dem letzten Dorf mit einigen Christen, begeben, und zwar
führte unser Weg immer nahe der Südküste durch Eucalyptus-Savanne und Graswildnisse.
In Ilmedo weigerten sich wiederum die Bewohner(| uns weiter zu begleiten, da kürzlich
die Bergmenschen, die gefürchteten Teputi, in Mapun, wo sie. Fische zu fangen pflegen,
gesehen waren. Zur Orientierung sandte ich deshalb zuerst ein Ruderboot, denn es fehlte
an Fahrzeugen für uns alle, über die Bai nach Mahuan und ließ den dortigen Häuptling
mit in Aussicht gestellter Belohnung nach hier kommen.
Vor deren Rückkehr erlebten wir einen zweitägigen, in den Tropen höchst seltenen,
heftigen St u rm, der Bäume entwurzelte, Dächer abdeckte und selbst einige Hütten umwarf.
Man versicherte mir, daß im Gebiet der Wetar-Straße Unwetter garnicht selten
wären. Am 1. Mai 1908, so berichtet das Regierungsjournal, tobte auf der Insel ein bedeutender
Südwest-Sturm. Er dauerte mit starkem Regen von 9 Uhr morgens bis
3 Uhr nachmittags, setzte dann plötzlich nach OSO um, und hielt bis 6 Uhr abends an.
Infolge des plötzlichen Umspringens des Windes kam es zu einer regelrechten Sturmflut.
Das Meer, gerade im Augenblick der Flut, warf die am Strande liegenden Boote mit einem
Schlage bis 300 m landeinwärts, riß bei lliwaki einen Küstenstreifen von 15 m Breite fort
und nahm sogar einen darauf stehenden Schuppen mit in See zurück. Das Stranddorf
landeinwärts stand noch 60 cm unter Wasser, die Kirche, Schule und Lehrerwohnung
stürzten zusammen, während von anderen Häusern die Dächer abgehoben wurden. Ähnliche
Vorgänge geschahen in anderen Orten. Da die Felder verwüstet waren, trat eine Hungersnot
ein, sodaß die Regierung Reis verteilte. lliwaki hatte außerdem noch das Mißgeschick,
kurz vorher, am 18. April' (vielleicht von Seeräubern) ausgeraubt und teilweise nieder-
gebrannt zu sein.