I. Meteorologische Untersuchungen.
Die klimatologischen Verhältnisse der Kleinen Sunda-
Inseln und des Timor-Archipels
unter besonderer Berücksichtigung der meteorologischen Beobachtungen der
Sunda-Expedition auf Lombok, Südost-Celebes und seinen Inseltrabanten.
Von Dr. W. v a n B em m e le n ,
Direktor des Kgl. meteorologischen und magnetischen Observatoriums in Batavia.
Der Malayische Archipel liegt zwar rein äquatorial, nämlich zwischen den Parallelkreisen
von 5° N und 10° S, aber das Klima läßt sich schwerlich als ein solches bezeichnen.
Die zwei großen Kontinental-Gebiete, Asien und Australien, die sich nördlich und
südlich von dem Inselreiche ausdehnen, üben einen derartig bedeutenden Einfluß auf die
klimatischen Verhältnisse aus, daß der äquatoriale Typus zum größten Teil verdeckt wird.
Wie sich das Klima gestalten würde, falls diese Kontinente nicht vorhanden wären, läßt
sich nur aus dem Vergleich mit den anderer Inseln, wie die Marquesas, schließen.
Bei diesen Inseln, welche in geringer Breite mitten im Pazifischen Ozean liegen,
bestehen jedoch auch sekundäre Einflüsse; denn läuft doch die Trennungslinie der
hemisphärischen Jahreszeiten nicht dem Äquator, sondern dem Parallelkreise von 5° N
entlang.
Die P a s s a t e (NE und SE) wehen in jener Gegend ungestört, und ihr Gebiet verschiebt
sich nur wenig mit der Sonne. Regen fällt reichlicher im Sommer als im Winter,
und während der Kenterungen herrschen Kalmen und Gewitterböen vor.
Das Anwachsen der Gewitterfrequenz mit dem Abnehmen der Kraft und Beharrlichkeit
der allgemeinen Luftströmung läßt sich meiner Ansicht nach dadurch erklären,
daß die am Tage durch die Insolation aufsteigende Luft nicht mehr als sonst von der
Luftströmung weggeführt wird, sondern im Gegenteil günstige Umstände zum Aufbau von
Wolkenmassen findet. In diesen erhält der aufsteigende Strom durch Kondensation neue
Anregung zum Emporsteigen und durch diese Wechselwirkung türmen sich gewaltige
Cumuli Nimbi auf, die sich schließlich unter schwerem Regenfall auflösen. Im Folgenden
wird bei Gelegenheit dieses Prinzip Anwendung finden.
Die große Störung, welche der asiatische und der australische Kontinent auf das
Klima des Malayischen Archipels ausüben, besteht in einem noch stärkeren Ansaugen der
Luft im Sommer als in der äquatorialen Zone.
Im Hochsommer der nördlichen Hemisphäre, dem Juli, weht darum nicht der
NE-Passat in den nördlichen Teilen des Archipels, sondern der SE-Passat des südlich vom