der Gebiete zueinander kann uns demnach Aufklärung geben, 1. wie weit sich die asiatischen
Fische nach dem Osten verbreiten, also wo das ehemalige asiatische Festland aufhörte
und 2., welche großen Veränderungen der Archipel im Laufe der jüngsten geologischen
Epochen überhaupt durchgemacht hat, nämlich einerseits über geschaffene Landverbindungen
und andererseits über den allmählichen Zerfall des früheren, beide Kontinente mehr oder
weniger vollständig verbindenden Festlandes Austrasien und die völlige Auflösung in seine
heutigen Inseln.
Die gewaltigen gebirgsbildenden Vorgänge des malayischen Archipels beeinflußten
jedoch m umgekehrter Weise auch die Verbreitung der Fische an sich. Sie schufen, wenn
auch ganz allmählich, Veränderungen, die für die eine Art günstig, für eine andere ungünstig
waren. Die natürliche Auslese ließ dann die zähesten Tiere mit den neuen Existenzbedingungen
sich weiter entwickeln, und die mit der Loslösung der Inseln einsetzende
Isolierung führte zur Entstehung von neuen Arten. Die fortschreitende Inselbildung beförderte
andererseits in ganz besonderem Maße auch die Einwanderung von Meeresfischen
in das süße Wasser, besonders bei den buchtenreichen und vielgliedrigen Inseln. Dieser
Vorgang findet in der mehrfachen positiven und negativen Standverschiebung, welche
Elbert in seinem Vortrag im „Verein für Geographie und Statistik“ 1) zu Frankfurt a. M.
sowie in der „Aardrijkskundig Genootschap“ zu Amsterdam (Januar 1912) geschildert hat,
seine Erklärung.
Infolgedessen setzt sich die ichthyologische Fauna der Inseln aus zwei großen
Kategorien zusammen: I. den echten Süßwasserfischen und 2. den Vertretern der aus
Meeresfisch-Familien hervorgegangenen Flußfische.' Nur die echten Süßwasserformen eignen
sich natürlich zu Schlüssen über die Rekonstruktion ehemaliger Landbrücken. Ihre Verbreitung
ergibt sich aus der folgenden, vor allem auf die Sammlungen der Sunda-Expedition
basierenden Tabelle, in welcher alle bis jetzt bekannten Arten, mit Ausnahme von 195
endemischen Spezies, zusammengestellt sind. In ihr fanden Aufnahme' ausgesprochene
Süßwassertiere und solche Familien, deren Vertreter nachträglich ins Brack- oder Meerwasser
hineingewandert sind, ein Fall, welcher natürlich nicht so häufig, wie der umgekehrte
vorkommt, daß nämlich Meeresfische in die Flüsse gehen.
Die Siluriden, von denen weitaus die meisten Arten im Süßwasser leben, sind für
zoogeographische Zwecke ungeeignet. Die das Brackwasser nicht scheuenden Fische, wie
Oph.ioceph.alus striatus und Anabas scandens, welche Dr. Elbert z. B. auf der Insel Kabaena
fand, berechtigen auch nur zur Annahme einer Brackwasserverbindung mit Celebes, ebenso
Haplochilus javaniciis, Mastacembelus armatus, Rhynchobdella aculeata und Notopterus
karipat, dessen nächste Verwandten bis jetzt ausschließlich im süßen Wasser angetroffen werden.
Die Wege, auf welchen sich Süßwasserfische auszubreiten vermögen, sind zweierlei;
einmal können diese auf natürliche Weise den Süßwasserverbindungen folgen, ein andermal
durch den Menschen verschleppt sein. Der letzte Fall dürfte anzunehmen sein, wenn ein
Fisch nur in spärlichen Exemplaren auf einer Insel angetroffen wird, in deren Nachbarschaft
diese oder eine verwandte Art weit und breit sonst nicht zu finden ist. Für die Molukken
und Mysori bleibt u. a. das natürliche Vorkommen von Cyprinen vor der Hand noch
zweifelhaft. Die Elbertsche Sammlung besitzt darum besonderen Wert, weil in ihr von
möglichst vielen, entfernt liegenden Punkten ein und derselben Insel Exemplare vorhanden
■) Jahresb. des Frankf. Vereins f. Geogr. u. Stat. 75. u. 76. Jahrgang. 1910—1912, Vortrag 17. Dez. 1911
Sonderabdr. S. 18. Frankfurt a. M., Mai 1912.
sind. Sie zeigt außerdem, daß nach dem Osten hin' die Artenzahl unter den echten Süßwasserfischen,
also der asiatische Fischcharakter deutlich abnimmt, in umgekehrter Weise
wie die Süßwasserformen, welche aus Meeresfischfamilien hervorgingen.
Auf vorstehender Tabelle befinden sich 12 Familien, 99 Genera und 232 Arten.
Verfolgen wir nun die Verbreitung der Fische auf den beiden Inselreihen, nämlich 1. der
südmalayischen Kette von Hinterindien, Sumatra, Java, Lombok, Sumbawa, Flores, dem
Timor-Archipel, Wetar bis Aru, 2. auf den nordmalayischen Inseln vom asiatischen Festlande,
Banka, Biliton, Borneo, den Philippinen, Celebes bis zu den Molukken.
Die echten Süßwasserfische
und ihre Verbreitung zwischen Hinterindien und Australien,
mit Ausnahme der endemischen Arten.
Brackwasser. f)
Not opt er idae
Notopterus:
N. chitala, (H. B.)
N. borneensis, Blkr.
N. karipat, Lac*
Os t eoglos s idae
Scleropages:
S.formosum,(M.u. s.)
Cypr inidae
D. ocellata, (Heck.)
D. fasciata, Blkr.
D. leptocheila, C. u. V.
D. Kuhli, Cuv. u. Val.
D. sumatrana, Blkr.
Osteochilus :
0. melanopleurus,
(Blkr.) Gthr.
0. borneensis,(Blkr.)
0 . Hassetti, (C.u. V.)
0 . Schlegeli, {Blkr.)
*) Vorkommend auch im
0. Waandersi,(Blkr.)
O. microcephalus,
(C. u. V.) Gthr.
0 . vittatus, (C. u. V.)
0 . triporus, (Blkr.)
0. kahajanensis,
(Blkr.) Gthr.
Labeo:
L. chrysophekadion,
(Blkr.) Gthr.
L. pleurotaenia, B lkr
Cosmo chilus:
Barynotus :
B. microlepis,(Blkr
Tylognathus :
T. falcifer, (C. u. V.)
T. Schwanefeldi,
(Blkr.) Gthr.
T. hispidus, (C. u. V.)
T. heterorhynchus,
(Blkr.) Gthr.
Vorkommend auch im Meerwasser.