gena zu danken ist, der, wie es schien, vor der „Kompagnie“ seines Vaterlandes große
Angst hatte.
Der unangenehme Zwischenfall fand jedoch erst seine Erledigung, als wir später
die Insel verlassen wollten. Unser ganzes Gepäck war bereits auf dem Schiff, und ich
dankte dem Lakina und Kenepulu für die geleistete Hilfe mit warmen Worten, als dieser
mir antwortete: „Ja, Herr, alles was Du sagst, ist gut, aber wie bekommen wir nun die
gestohlenen Gegenstände zurück? Bestrafe die Diebe, aber ersetze den Schaden, den die
Leute uns zugefügt haben.“ Wohl oder übel mußte ich in den Expeditions-Säckel einen
tiefen Griff tun, und erst als ich dem gestrengen Landesherrn eine Menge Taler in die Hand
gezählt hatte, ließ man uns abfahren.
Lebensgewohnheiten der Bevölkerung Kabaenas.
Die Mißstimmung, welche der Raubzug der Matrosen und die Gerichtssitzung
hervorgerufen hatten, brachte ich durch eine Reihe von Geschenken schnell zum Verschwinden.
Die dicke Frau „Königin“ von Kabaena und ihre beiden hübschen Töchter
(Taf. III, Fig. 3, 4) zeigten sich denn auch bald freudestrahlend in ihren neuen weißen Perlenketten
und den mit Amethysten besetzten Nickelarmbändern. Der Oberhäuptling aber war
so glücklich über den erhaltenen europäischen Anzug, daß er den Kenepulu von Balo
beauftragte, zu unseren Ehren ein großes V o l k s f e s t zu veranstalten und alle Leute von
nah und fern einzuladen.
Nun begann ein geschäftiges Treiben. Der Platz vor unseren Zelten wurde von
Pflanzen und Steinen gesäubert, und ringsum wurden Sonnendächer, sowie Schlaf-, bezw.
Sitzgestelle errichtet. Ein Trupp Leute zog zur Ebene, um Büffel zu fangen, andere gingen
auf die Felder, allerlei Früchte zu holen und Gemüse zu suchen. Wasser wurde in großen
Tongefäßen angesammelt, Holz herbeigeschafft und auf je drei Steinen Kochtöpfe und
gewaltige Pfannen niedergesetzt. Von den Häusern her ertönte den ganzen Tag das
Geräusch des Reisstampfens. Auch ich trug mein Scherflein zum Feste bei und ließ einige
Säcke Reis und Salz vom Schiffe holen.
Der große Abend ist herangerückt; das aus Fleischstücken, Gemüse und viel Wasser
bestehende Essen brodelt schon seit Mittag in großen Töpfen. Bei Eintritt der Dunkelheit
häuft man inmitten des Festplatzes einen Stoß Brennholz auf und entzündet das F re u d e n f
e u e r . In den umgebenden Bergen erscheinen bald leuchtende Pünktchen, und immer
mehr Volk mit Fackeln strömt herbei; jeder trägt ein Paket Lebensmittel und etliche ein
Sirihkörbchen (Fig. 9), gerade wie unsere Damen ihre Handtasche an einer Kordel über
die Schulter. Die Mädchen huschen mit gesenkten Köpfen an uns vorüber, und bald wogt
auf dem Platze die Menge geschäftig hin und her; doch alles vollzieht sich in völliger
Ruhe. Große Schalen (sinku) aus Palmenhüllblatt mit Fleischbrühe, in der zum Schöpfen
eine Kokosschale liegt, werden herumgetragen. Die Reistöpfe setzt man im berußten
Zustande direkt in die Mitte der Festgenossen, und jeder lädt sich seine Portion in einem
Teller (tolöwe) oder Palmblattnapf auf. Hinterher machen Männer mit mächtigen Bambusrohren
voll Zuckerrohrwein die Runde, und aus Kokosschalen (töwo) wird eifrig getrunken.
Nun rufen die dicken Trommeln zum T a n z (molulo = tanzen) um das Feuer.
Erst jetzt kann man die Frauen und Mädchen richtig betrachten (Taf. III, Fig. 3, 4). Uber
die eng anliegende, sweaterartige, blau, rot oder weiß gestreifte schwarze Jacke fallen wie
bei den Maronene Rumbias Perlenschnüren (anaéno) aus roten, grünen und weißen Schmelzflüssen,
dann Messingketten, sowie breite Fransen von Garn und Zeugstoffen. Auch vom
Kopfreifen (bobo-rapa), der mit bunten Stoffstreifen umwickelt und aufgenähten Metall- oder
Glimmerstückchen verziert ist, hängen manchmal Perlenketten, Zeugquasten, kleine Messingglöckchen
und Münzen herab. Arme und Beine sind mit Ringen (kale-lima, kale-karo),
solchen aus Messing, abwechselnd mit anderen aus TWofoc/Ziz-Muschelschale, beladen und
bedecken gelegentlich den ganzen Unterarm. Die meist dunkelroten, karrierten Hüfttücher
werden von schön geschnitzten Gürteln aus Rohr (Fig. 4) oder buntem Geflecht (Fig. 5)
gehalten. Manche tragen über der Schulter einen weißen, schmalen Schal (ntain tali), und
dieser zeigt, wie auch die schwalbenschwanzartigen Zipfel der Jacken (ntain kombo) eine
Fig. 3. N ä ch tlich e r T anz d e r Kabaäna-Leute ums Feuer.
zierliche Bestickung (tepadahi) in buntem Garn. Die Männer in weißen Hosen, wie auf
Muna, lassen ihr Lendentuch entweder gleich einer Schärpe leicht über die Schulter hängen
oder befestigen es lose über die Hüften; einige tragen auch Jacken (badju). Da den Leuten
die Kunst des Webens unbekannt ist, stammen alle Zeugstoffe von Muna oder Buton. Die
Männer lieben keinen Ohrschmuck wie die Maronene Rumbias, doch pflegen sie ihre
Zigarette gern in ein Loch des Ohrläppchens zu stecken, ein besonders während des Tanzes
viel benutzter Aufbewahrungsort:
Die Festteilnehmer, Männer und Frauen, ordnen sich nun ohne jede Regelmäßigkeit.
Sie legen die rechte Hand in die linke des Nachbarn, sie beim Tanz rhythmisch zum Takte
der Musik auf und ab bewegend. Langsam schiebt sich die Kette nach links im Kreise
um das Feuer, sich also drehend im Sinne des Uhrzeigers (Fig. 3). Die Tanzenden gehen
zuerst zwei Schritte nach rechts vor und einen kleinen halbrechts wieder zurück, dann