Hauptdachbalken (uma tehen) und die zwei mittleren die unteren Bodenbalken (hatan).
Außer ihnen wird nur Bambus (ö) verwendet, der auch in plattgeklopftem Zustande (lehu)
die Fußböden zusammensetzt. Als Dachbedeckung (uma röon) dienen die Blätter der Rottan-
palme und für den unteren überhängenden Rand solche der Kokospalme (no röon). Nur der
Firstrücken (uma huhan) besteht wie gewöhnlich aus dicken Büscheln Alanggras (kli), welches
das Eindringen des Wassers an der Spitze am besten verhindern kann.
Unter den Küchengeräten finden sich viele, durch die Aloresen und Makassaren
importierte Eisentöpfe und Blechlöffel (nuru pera), neben den gewöhnlichen aus Nautilus-
Schale (nuru wakit), während ich Tongefäße nicht zu Gesicht bekam. In keinem Hause
fehlen Haumesser, Klewang, Lanze und Schild, und in dem des Häuptlings sah ich ein
Vorderladegewehr. Die Lanzenspitzen stellen die Wetaresen aus importierten Eisenstücken,
meist Feilen, selbst her.
Als Bekleidung verwenden die Welemur-Leute wie die Küstenbewohner Gewebe von
Kisar (dalahitu), sowie von Makassar eingeführte Stoffe. Nur bei der Feldarbeit wird noch
ab und zu der einfache Baumrindenschurz (ahas) getragen. Der Schmuck scheint in dieser
Gegend jedoch weniger aus Gold und Silber, wie Riedel (S. 454) ihn von den Küstenbewohnern
beschreibt, zu bestehen, sondern man trägt meist Halsketten aus Glasperlen und
Früchten von Coix lacrymae, sowie, besonders im Osten der Insel, aus Ringen (toko) von
Holz (ai toko) und als Brustschmuck die für den ostmalayischen Archipel so charakteristischen
Schweinezähne (hahi nls) mit Ornamenten. (Siehe Abbildung bei Riedel Taf. XLII, Fig. 2.)
In Möu war unser Aufenthalt nur kurz. Wir erhielten hier endlich nähere Angaben
über die Lage des Tihu-Sees, und als Herr Frieser mit dem Rest unseres Gepäcks ankam,
wurde am nächsten Tage der Marsch unter Führung eines wegekundigen Welemur-Mannes
fortgesetzt. Einige unserer Leute weigerten sich jedoch, weiter mitzugehen, sodaß wieder
ein Teil des Gepäcks zurückgeiassen werden mußte. — Oberhalb Möu und des benachbarten
kleinen Ortes Leswerang (auch Laswerang) erreichten wir bei vielleicht 800 m eine
flachwellige H o c h f l ä c h e mit dem aus zerstreut liegenden, verfallenen Hütten bestehenden
Gartendorf M a g o n e . Auf ihr, also etwa in der Mitte der Insel, liegt die Wasserscheide,
denn nach Süden fließt der Meta Huru mit dem Leswerang-Fluß (Fig. 154) und nach Norden
der Meta Kusar, der sich erst nach Südost, dann im Bogen nach Nord wendet und in
den Meta Lihutau ergießt.
Lichter Eucalyptus-Wald wechselt mit weiten Rasenflächen ab, auf denen sich hier
und da einige prächtige Baumriesen, meist Ficus, erheben. Der Boden besteht aus lateritischer
Roterde, die oft braun und vom Humusgehalt selbst schwarz gefärbt ist; er würde eine gute
Ackererde abgeben, sowie für Kaffee geeignet sein. Trotzdem finden sich hier nur baufällige
Häuser, vielleicht, weil die Welemur-Leute Furcht vor den Bergbewohnern haben.
Der Weg von der Hochebene zur Nordseite der Insel war ziemlich beschwerlich, da
er uns durch das enge T a l d e s S o s o A n a n führte. Das schmale, steilwandige Bett dieses
Flüßchens war mit Felsblöcken erfüllt und der dichte Urwald schloß sich über unseren
Häupten. Bald kletterten wir über Felsen hinweg, um an der anderen Seite bis an den-
Leib in ein Loch des kalten Bergbaches hinabzurutschen, bald hatten wir zwischen zwei
Blöcken oder mächtigen Baumstämmen hindurchzukriechen, vor allem eine mühsame Arbeit
für die Träger, welche das Gepäck durch die Löcher zwängen mußten. Manchmal streckte
eine Rottanpalme aus dem Blätterdickicht ihren dornigen Arm hervor, um uns heimtückisch
das Gesicht zu zerkratzen, und dazu kamen noch Blutegel, welche nicht allein die Beine
bedeckten, sondern selbst in Ärmel, Hals und Rock hineinkrochen. Glücklicherweise gelang
es nach zweistündiger Arbeit, die westliche Talwand hinaufzuklettern und den Kamm des
Poro-rau-Rückens, den WNW-Ausläufer des1: Lerai-Berges, zu erreichen. Zwischen diesem
und dem höheren Soteäna-Berg beginnt das L e r a i -T a l , begleitet von dem Poro-rau-Huhun
auf der östlichen und dem Taro Manahak auf der westlichen Seite, und führt nach Norden
zum Tihu-See. Uber den genannten Bergzug führte unser Weg den immer schmäler
werdenden Rücken entlang nach Nordwesten, häufig über Kuppen hinweg und im allgemeinen
stufenförmig zum Düu-bäsa, einem Kamme südwestlich vom T ih u - S e e und dem
Dorfe Aüwa. . ..
Zu unseren Füßen liegt der schmale, sichelförmig gewundene und rings von steilen
ca. 3—400 m hohen Felswänden eingeschlossene See, einem ins Kleine übertragenen Alpensee
ähnlich. Er gleicht einem in das Felsgestein eingemeißelten tiefen Trog (Taf. XXXI, Fig. 2),
zu welchem Terrassen wie Treppenstufen hinabführen. Aus den schwarzen und braunen
Felswänden treten Vorsprünge mit Strebepfeilern, ähnlich gewaltigen Kirchen heran, an manchen
Stellen mit Spitzen und Klinten umgeben. Im mittleren Teile besitzt der See, der Westseite
genähert, eine kleine, mit einigen Bäumen gekrönte Kegelinsel, genannt Elüsa, der
Nabel des Sees. (Taf. XXXI, Fig. 1.) Die weniger steilen Ufer sind mit lichtem Eucalyptus-
Wald, gleich einer Parkiandschaft, bewachsen, und im Süden befindet sich ein malerischer
Sumpf, umgeben von Schilf und einigen Bäumen. (Taf. XXXII, Fig. 2.)
Die gewaltigen Steilwände und zahlreichen Kaps, der Wald mit den grauweißen
Stämmen und blaugrünem Laube, das düstere Schwarzblau des Wassers mit dem silbergrauen
Rand, sein vom Nordwest-Wind gekräuselter Spiegel, die Totenstille der Gegend,
die lichten Wolkenmassen an der höheren Umrahmung des Sees, geben dieser heiligen
Stätte etwas Geheimnisvolles und Erhabenes. Nichts läßt aber den schweren Fluch ahnen,
der nach Ansicht der Bewohner auf ihr lastet und welcher jedem Fremdling den Tod bringt.
Der nördliche Abfluß des Tihu-Sees soll unterirdisch zum Meta Lihutau gehen,
während im Süden der Lerai einströmt, an welchem nahe der Mündung das Welemur-
Dörfchen Aüwa liegt. Zu diesem stiegen wir vom Düu-basa-Rücken die steile Talwand
wie auf einer Leiter von Fels zu Fels hinunter.
Der Ort A üw a , den wir abends um 5 Uhr erreichten, liegt auf einer kleinen Terrasse,
die wie eine Kanzel an die Felswand geklebt ist. Er gleicht den beschriebenen Welemur-
Ansiedlungen und sieht sehr ärmlich aus (Taf. XXVIII, Fig. 1, 2). Seine Bewohner verkehren
mit den südlich von ihnen im oberen Lerai-Tal und jenseits des Soteäna-Berges in dem
Tal des Lahila-Flusses lebenden Stammesgenossen. Sie haben aber außerdem mit den Bergmenschen
im Gebiet des: Tihu-Sees, den Tobu Tihu, auf die bekannte Weise Blutsbrüderschaft
(assurän) geschlossen, konnten also für uns als Vermittler und Dolmetscher dienen.
Am anderen Morgen brachen wir auf, um unser Lager unmittelbar am See auf-
zuschlägen. In dem unteren Dorf Tihu Aüwa machten jedoch die Leute Halt und erklärten,
nicht weiter mitzugehen. Sie hatten Angst vor den Bergmenschen und gebrauchten allerlei
Ausflüchte, z. B. daß zuviel Moskiten am See seien u. a. Infolgedessen begaben meine
Frau und ich uns unter Führung eines Aüwa-Mannes und vier Bewaffneten voraus. Den
Lerai-Fluß abwärts gelangten wir zu dem Sumpf, der den Südteil des Sees einnimmt und
weiter zu den westlichen Steilwänden. Diese waren wegen des hohen Wasserstandes
während dieser Jahreszeit und der steilen, vom Regen schlüpfrig gewordenen Felsen
schwer passierbar.
Der Insel Elüsa gegenüber fanden wir einen schmalen, in ein Kap auslaufenden,
flachen Rücken und richteten ihn, da selbst nach dem Regen nirgendwo eine Mücke zu