in ihnen die Seelen von verstorbenen Eltern oder Vorfahren wohnend (Fig. 149 c—f).
Diese Seelenbilder verehren sie durch Opfer, benutzen sie als Schutz- und Zaubermittel
sowie hauptsächlich zur Vermittlung ihrer Wünsche an Paip£'i we-waki.
Der Name dieser Fetische ist bei den Welemur und im Osten der Insel „deos“,
demTihu-Stamme „teus“, im Süden und Südosten „deus“ und im Westen und Südwesten Wetars
„tjeus“, ähnlich dem „deo“ der Floresen. Van Hoevell bezeichnet das Wort „deos“ als
synonym mit Paip£i we-waki und hält es für portugiesischen Ursprungs, jedoch widerspricht
diese Auffassung der großen Verbreitung im östlichen Archipel, selbst im Innern
der Inseln, wie auf Wetar. Vielmehr dürfte es von dem sanskritischen „devatä“ und „dewa“
mit dem Stamm „dev“ und der Nebenform „dju“ abzuleiten sein. Die Ähnlichkeit mit dem
portugiesischen „dios“ ist ja weiter nicht wunderbar, denn es entspricht dem lateinischen
„deus“. Bekanntlich leiten die Linguisten auch das „Zeus“ und „Jupiter“ (Stamm „jov“)
vom sanskritischen „dewa“ bezw. „dju“, also „dju pitar“ „Gott Vater“ ab.
Außer den S c h u t z g e i s t e r n des Menschen bestehen auf Wetar noch solche der
H ä u s e r bezw. F am i l i e n u n d D ö r f e r . Sie tragen fast immer dieselben Namen, die
ersten werden in Behältern meist im Hausgiebel oder in Höhlen aufbewahrt, die anderen
beim Hause oder inmitten der Ansiedlungen aufgestellt. In Mahuan und Aüwa fertigten
mir die Leute Kopien von diesen Dorfheiligen an (Fig. 149 a, b). Diese „lares publici“ und
„loci“ werden ebenfalls bei Krankheiten, der Pflanzung und Ernte mit Opfergaben bedacht.
Außer diesen Genien und der Gottheit Paip£i we-waki besteht auf Wetar noch ein
K r i e g s g o t t . Riedel (S. 437) bezeichnet diesen, genannt Ma-Lihi, als Frau des Sirui und
Geist des Krieges, dem man ebenfalls ein Häuschen (uma laluli) errichtet und folgende
Gegenstände in einer Bambusbüchse oben auf das Dach legt: 5 Stück Kupfer, 8 Stück
Eisen, 7 sogenannte Donnerkeile, 7 Dornen, 5 Sirih, 5 ganze Pinangfrüchte, 2 Tibia-Knochen,
1 getrocknetes Menschenherz, 1 gedörrte Menschenleber, 1 Menschenzunge, sowie Stirnhaut
mit Haar, 1 Skalp und 1 „penis siccatus“.
Die Tobu Tihu nennen den Gott des Krieges „Ula Metak“ (ula = Schlange) und
versetzen ihn auf den doppelköpfigen Berg Taruhu-Ilohan. Auf diesem ist ihm ein kleines
Häuschen errichtet, in welchem sich eine Bambusrohre mit heiligen Wurzelhölzern, Sirih-
pinang, getrocknete Stücke von Herz, Leber und Kopfhaut der erbeuteten Menschen befindet.
Ziehen die Krieger in den Kampf, so begeben sie sich zuerst zu dieser „Uma
luli“, und jeder entnimmt der Büchse ein kleines Stückchen vom Wurzelholz (ai amut
aswai), durch welches der Träger unter den Schutz des Gottes gestellt wird. Sie fügen
dieses Holz den anderen heiligen Gegenständen ihrer Kriegsbüchse (tugas aswai) zu, welche
sie um den Hals tragen (Taf. XXVII, Fig. 1). Kommen sie von einem Kriegszuge mit
erbeutetem Schädel zurück, so wird dieser zuerst unterwegs enthäutet und über dem Feuer
getrocknet. Jeder Teilnehmer bekommt ein Stückchen Stirnhaut für seine Büchse und einen
Streifen Skalp mit Haar als Klewang-Schmuck, während der glückliche Töter die Zunge erhält.
In der Nähe ihrer Felder angekommen, wird sodann ein Waldstück urbar gemacht
und ein ebener Platz schön säuberlich hergerichtet, als wenn auf ihm ein Haus gebaut
werden sollte. Hier pflanzt man einen Pfahl auf und hängt den getrockneten Schädel im
Rohrkorb auf. Nachdem der Stamm mit Weib und Kind versammelt, feiert er das fünftägige
Siegesfest (rallpan met-gären), zu welchem man jeden Tag eine Ziege (jedoch keinen
Büffel) schlachtet. Männer und Frauen tanzen von morgens bis abends um den Schädelpfahl
herum und singen das Kopfjagdlied (loli met-gären lten), bei welchem sie ständig
Folgendes wiederholen:
„Rei oh Tart3.hu rei, I Erhebe uns, o Tarühu, erhebe uns zu Dir,
R e i oh llöan rei “ | Ziehe uns, o Ilöan, ziehe uns hinauf zu Dir.
Nach dem Feste begeben sich die Männer auf den Tarühu-Ilöan-Berg und legen
gedörrte Stirnhaut, Stücke von Herz und Leber der erschlagenen Feinde in die heilige
Dose des Kriegsgottes.
Die Stelle des Ula Metak nimmt beim Welemur-Stamm der Ma-Lihi ein, über welchen
Riedel bereits ausführlich (Selebes en Papua p. 443) berichtet.
Sowohl die Tihu, wie Welemur-Leute kann man nicht als Kopfjäger in dem gewöhnlichen
Sinne bezeichnen. Den Tobu Tihu liegt keineswegs daran, in jedem Falle einen
Kopf ihrer Feinde mitzunehmen, sondern sie wollen nur dem Befehl ihrer Stammväter folgen
und alles ermorden; sie verschonen dabei weder Frauen noch Kinder. Zwar pflegen sie ihren
getöteten Feinden die Köpfe abzuschlagen, nennen aber ihre Mordtaten selbst Kriegszüge
(„läa ratäa“, mit der Lanze ausziehen).
Riedel berichtet (a. a. 0 ., S. 445): „Von den „geschnellten“ (vom holländ. „gesneld“)
Köpfen wird das Fleisch gegessen und das Blut getrunken. Dies geschieht allein während
des Krieges, in welchem man alsdann ein Stück von der Zunge, ferner vom Herzen und
der Leber verschlingt. . . , weil in diesem Körperteile nach dem Volksglauben die Seele
sitzt, sowie im Blut, das mit Kokoswasser gemischt aufgeschlürft wird.“ Ähnliche Dinge
erzählten mir die Welemur auch von den Tihu-Leuten und erfuhr ich über die Tobu Perai,
Apitai und Teputi. Die Tobu Tihu sollen, wie ich in Aüwa hörte, es lieben, das noch
warme Herzblut ihrer Feinde zu trinken. Sie glauben durch dessen Genuß besondere
Körperstärke zu erlangen und sich die Seele des Ermordeten dienstbar zu machen. Auch
die von Riedel gesammelten Berichte bürgen dafür, daß die Bewohner Wetars Menschenfleisch
zu sich nehmen, dessen Verzehren jedoch nicht als Kannibalismus zu bezeichnen
ist. Auch die Kopfjagd auf Wetar läßt sich nicht mit dem Schädelkult des Westens und
dem Opfer für die Ahnenseelen vergleichen.
Wie berichtet, v e r e h r e n d ie T o b u T ih u 1. d en G o tt d e r S o n n e , P a ip £ i w e -
wak i a ls O b e rw e s e n , gerade wie auf Flores, Alor, Leti, Kisar, Damar, Babar, Sermata,
Timorlaut und anderen östlichen Inseln, 2. e in e n K r ie g s g o tt Ula Me tak, den Ma-Lihi des
Welemur-Stammes und der Bewohner der Südküste, ferner 3. S c h u t z g e i s te r d e r D ö r fe r ,
H ä u s e r u n d e in z e ln e n P e r s o n e n und denken sich dieselben in vom Himmel gefallenen
Steinen wohnend, deren Fundort ihnen der Traum offenbart oder in menschlichen Figuren,
welche sie aus Holz, Knochen, Fischgräten hersteilen, genannt Teus, der Deos der Welemur-
Leute, Deus der Süd- und Tjeus der Westküste, (Marmu) Jeusu von Alor, sowie Sai von Pulu
Kambing, Jene von Leti, ferner Josi (vielleicht auch chinesisch = Teufel), Jene und Isi von Kisar,
Luang, Jene und Ai tjere und Mate muli von Babar, Walut von Tenimber, letzterer und Du-
dila von Timorlaut, Dua-du und Meta-duan von Kei, Dju-ma-di-hutu von Halmahera u. s. w.
Außer den Geistern kennt der Tobu Tihu noch eine Reihe anderer unsichtbarer
Wesen. Diese sind dem Menschen bald gut, bald böse gesinnt. Die S w a n g i , in Welemur
Suwangi, gelten als böse und werden durch Opfer an Paip£i we-waki vertrieben. Sie spielen
auf den benachbarten Inseln Timor, Leti, Kisar etc. ebenfalls eine große Rolle und treten
in allen möglichen Tiergestalten auf. Bei den Tobu Tihu erscheinen sie vor allem als
Krokodile und gelten hauptsächlich als die Wesen, welche mit dem Matakau in direkter Beziehung
stehen.
Durch Anbringung irgend welcher V e r b o t s z e i c h e n , denen man hier gern die
Gestalt eines Krokodiles oder anderer Tiere, wie sie ähnlich von Flores mitgeteilt sind,