früher gesagt, von außen her empfangen haben. Die Aufeinanderfolge dieser Kulturströmungen
entrollt uns ein Bild von der Ge s c h i c h t e des La n d e s , welche noch ein
Höhlenfund vervollständigt. Gründler entdeckte nämlich auf seinem Rückwege vom Sangia
Wita zur Küste in der Landschaft Tankeno eine interessante Tropfsteingrotte und berichtet
darüber etwa Folgendes:
„In dem flachhügeligen Terrain erhebt sich ein eigentümliches, felsiges Berggebilde,
ähnlich einem, in senkrechten Wänden aufsteigenden Riffzuge, an dem ich etwa 3 Stunden
in nordsüdlicher Richtung entlang marschierte, der Batu Bur i . Sein nördlicher Teil,
welcher mauerngleich emporstrebt (s. Fig. 67) und von Spalten durchsetzt ist, umschließt
Höhlungen. Diese sind von der Südost-Seite her zugänglich und nahe einer Hütte, dem
Wohnorte des gerade abwesenden Wächters, eines Priesters, liegt versteckt im Gebüsch
ein Eingang.
Um in das Innere zu gelangen, klettere ich zuerst 10 m den Felsen mit einer
Bambusleiter hinauf und gelange zu einem etwa 5 m großen Plateau, welches, aus den
Spuren menschlicher Tätigkeit zu schließen, eine alte Befestigung darstellt. Hier öffnet sich
mit einem 3 m großen Loch der Felsen
zu einer aus mehreren Teilen bestehenden
Höhle. In dem etwa 25XI5
Schritt großen Vorraum sind die Wände
wie glatt geschliffen, und seinen oberen
Teil bedecken zahlreiche Ze i chnungen
(Fig. 68), wahrscheinlich in Kohle. Dargestelltwerden
hauptsächlich Ruderboote
mit nach oben gebogenem Bug und in
verschieden starker Bemannung. Die
Leute tragen große Haumesser, von
derselben Form wie auf Celebes, aber
einen hier nicht bekannten gebogenen
Schild, sowie Pfeil und Bogen. Da man
diese auf der benachbarten Südost-Halbinsel
(gez. Gründler).
nicht kennt, so müssen die Künstler auf ihren Schiffen anders woher gekommen sein.
Die an verschiedenen Stellen gemalten einzelnen Menschen und die an einen Reisstampftrog
erinnernden Klötze, sowie die Vögel zeigen immer dasselbe Aussehen; die Größe dieser
Bilder schwankt zwischen 10 und 200 cm. Die Nischen in den Wänden scheinen von der
Meeresbrandung ausgewaschen zu sein und enthalten allerlei Opfergaben: Kokosnüsse,
Blumen und Topfscherben.
Ein 4 m dicker Tropfsteinpfeiler trennt einen kleineren Raum ab, in welchem am
Boden alte Feuerstellen und in einer Vertiefung ein verfallenes Bettgestell sichtbar werden,
Dinge, welche nach Angabe der Eingeborenen vom früheren Priester stammen. Von hier
aus dehnt sich die Höhle nach Nordwesten noch etwa 150 Schritt weit aus und endet in
einem zweiten Zugange, durch welchen die eindringende Lichtfülle die Tropfsteinpfeiler
versilbert. Von der 15—20 m hohen Decke hängen mächtige Steingebilde herab, und andere
streben vom Boden empor. An einigen Stellen schaut auch ursprüngliches Kalkgestein
unter der Kalkkruste hervor und wird von ca. 5 cm breiten Kalkspatadern in Nordsüd-Richtung
durchzogen. An dieser Stelle, wie in einem nördlichen Seitengange, dessen Ende ich nicht
erreichte, ist der Boden, wahrscheinlich von den Exkrementen der Fledermäuse, weich.“
Diesen Schilderungen Gründlers möchte ich hinzufügen, daß die Höhle in dem
archaischen Kalkfelsen vielleicht zur Zeit der diluvialen Transgression entstand; denn die
Umgebung des Batu Buri erhebt sich auf einer Ebene, welche in das Gebiet der jungen
Konglomerat-Terrassen übergeht. Die Höhlenzeichnungen können nicht von den jetzigen
Bewohnern Kabaenas herrühren, sondern Waffen und Boote deuten nach dem Osten hin,
vielleicht nach Ceram, ebenso der Laufvogel, wahrscheinlich ein Casuar, welcher auch dort
vorkommt. Die verzierten Kugeln auf den geknickten Masten wären etwa als Schädel zu
deuten. Die charakteristischen Stellungen der Ruderer weisen auf die gute Beobachtungsgabe
und die geübte Hand der Künstler hin. Die jetzigen Bewohner glauben natürlich an
die Herstellung durch Geisterhand und behüten die heiligen Gemälde sorgsam.
Leider konnte Gründler, da der Priester abwesend, keine weitere Auskunft erhalten, und
als ich von der Existenz der Höhle Kenntnis erhielt, befanden wir uns bereits wieder auf hoher
See unterwegs nach Buton. Außerdem hätte ich unseren Aufenthalt auf Kabaena doch nicht
verlängern können, da uns Anfang November der Dampfer von Buton nach Wetar, bezw.
Sumbawa bringen sollte. Meine Hoffnung, bei unserer Ankunft am 1. November in Buton
ein, vom Gouverneur von Celebes gesandtes Schiff zur geplanten Fahrt nach der Insel Wetar
vorzufinden, erfüllte sich nicht, da die Regierung selbst in Verlegenheit war durch den
Untergang ihrer „Snip“ bei Sumbawa, desselben Dampfers, welcher mir bereits in der Java-
See bei einem Schiffbruch auf einer früheren Expedition 1907 das Leben rettete.
Während der Reisen durch Rumbia, Mengkoka und Kabaena sammelte in Buton
mein alter Dolmetscher Mäsila in meinem Aufträge ethnographische Dinge. Auch Herr
Hauptmann van Walrawen hatte sich liebenswürdigerweise angeboten, allerhand Gegenstände
nach meiner ausführlichen Liste anfertigen zu lassen. Bei unserer Ankunft kam ich
gerade hinzu, als man eine Unmenge der von mir gewünschten Ethnographica einpackte,
ich mußte aber erfahren, daß diese für die Weltausstellung in Brüssel und nicht für mich
bestimmt waren. „Erst kommt die Weltausstellung“, so sagte der Herr Hauptmann, „dann
das Museum in Makassar, schließlich noch ein Freund in Holland und zuletzt die Sunda-
Expedition. Aber, lieber Herr Doktor, heute noch werde ich alles für Sie in Arbeit geben.“
So geschah es, aber leider konnte ich infolgedessen den Anfang November fälligen Postdampfer
nicht benutzen, denn erst nach 2 Wochen war die Herstellung beendet.
Gleich nach meinem Eintreffen von Kabaena erfüllte ich meine Pflicht und überantwortete
die Matrosen wegen der früher geschilderten Räubereien auf Kabaena dem
Kommandanten zur Bestrafung. Dieser meinte aber zu dem Fall ein Auge zudrückeri zu
dürfen, da er in 3 Tagen eine längere Patrouillenfahrt mit demselben Segelkutter und derselben
Bemannung antreten müßte, aber eine zweite Sache sollte ihre Genugtuung finden:
Mein buginesischer Dolmetscher Mohamed Saleh von der Insel Lawota (jetzt in Baleara
wohnend) hatte durch sein aufsässiges Betragen bereits in Rumbia meinen Ärger und den
Zorn der uns begleitenden Beamten verursacht. Auf Kabaena konnte man überhaupt nichts
mehr mit dem Mann anfangen. Er ging ganz seinem Vergnügen nach, schritt auf Liebes-
pfaden und ließ die Expedition mehrfach, selbst in der Matrosenaffaire schmählich in Stich,
und ohne die Anwesenheit des schon genannten, malayisch sprechenden, butonesischen
„Statthalters“ hätte sie ein schlimmes Ende nehmen können. Auf Kabaena galt Saleh als
der reiche Kaufherr; er brüstete sich damit, wie er die Regierung hinterginge. Er zahlte
trotz seines großen Einkommens nur eine Kopfsteuer von fl 2 .^ ; Da die N. I. Regierung
noch nicht zu dieser Insel gekommen war, Steuern zu erheben, so belehrte er die Leute auf
seine Art und versicherte diesen, der Leutnant meiner Begleitung könnte jeden Tag von Celebes