linie, der Mund bei beiden Geschlechtern unschön mi t , kräftigen, plumpen Lippen und
deutlich hervortretendem Kegel und selbst einer leichten Prognathie, die Kiefer schließlich
massig und oft hoch. Die Augen erscheinen immer leicht zugekniffen und lassen mehrere
deutliche Fältchen und bei zwei Leuten chinesische Züge erkennen. Die Frauen, im allSg
gemeinen gut mittelgroße Gestalten, haben längliche, nicht so scharf geschnittene Gesichter,
und ihre Nase besitzt eine leicht in die Höhe gebogene Spitze, sodaß man in die Löcher
hineinsehen kann, eine bei Männern seltenere Erscheinung.
Die Kolos machen ganz den Eindruck eines-jungen indonesischen Mischvolkes,
welches vielleicht schon nach wenigen Generationen nicht mehr von den Küstenbewohnern
zu unterscheiden, ist. Sie setzen sich aus 87 Männern, 70 Frauen und 171 Kindern zusammen,
und zwar gehören die letzten, 91 Knaben und 80 Mädchen, zu 25,4 °/o Familien
an mit nur einem Kind, 52,4°/o mit zwei, 20,6°/o mit vier bis fünf und 1,6°/o mit sechs
Kindern. Wenn man aus den Altersverhältnissen schließen darf, so zeichnen sie sich durch
besonders große Sterblichkeit aus, denn 51 °/o männliche Personen sind 17 Jahre, 23°/o bis
30, 16°/o bis 50 und nur 10°/o bis 60 Jahre alt.
Die Kolos haben nach ihren Erzählungen früher in einem Gebirgsdorfe oberhalb
des Küstenplatzes Nanga-nae in der Nordwest-Ecke der bimanesischen Halbinsel gewohnt.
Durch Überfälle von Seeräubern sollen sie gezwungen sein, sich andere Wohnsitze zu
suchen. Der Ort Kolo bietet ihnen durch seine abgeschlossene Lage an der Wand eines
Talkessels einen gewissen Schutz, besitzt aber einen schlechten, steinigen Boden und nur
wenig Wasser. Die Geschichte ihrer Herkunft ist in folgendem Gedichtchen besungen:
Hau rapalai, npu pabelo I Ich laufe fort, die Seeräuber setzen mir nach
Toho rowa heia tongga. Und verberge mich in der Höhle unter einem Felsen.
Tuwünka alu, nggale di. Zu Achten sind wir, doch Wasser nur wenig.
Laku kene watu heko oi Einen Brunnen wir mauern um das Wasser
Padlhe käin manua, \ Und gründen uns ein neues Heim,
Ene toho kdin kadahi. \ Worin wir bis heute verblieben.
Zur Zeit der Übersiedelung sind die Kolos noch Heiden gewesen, und auch heute
noch verehren sie neben Allah den Dewa Kolo, den Wassergott, denen ihre Vorfahren das
Leben und die Auffindung der Quellen im Gebirge zu verdanken glauben. Der ehemalige, hoch
aufgemauerte Brunnen trägt einen Steinpfeiler und dient noch immer als Opferaltar. Einzelheiten
über ihren Glauben habe ich nicht erfahren können, da sie sich wahrscheinlich vor
ihren muhamedanischen Freunden aus Bima schämten. Jedenfalls gilt der höchste Berg
des Gebietes, der Doro Dewa siah (siah — Salz), der Mongo lewi der Bimanesen, als Sitz
des Himmelsgottes. Auf dem Doro Naga befindet sich außerdem eine Opferstelle für die
Seelen der Vorfahren und am Wadu-lanta-Kap (d. i. weißer Stein), von den Seefahrern Batu
putih genannt, eine zweite für den Meergott.
Nach mehrtägigem Aufenthalt in Kolo führte uns ein langer Marsch durch die östlich
liegende ca. 355 m hohe Einsattelung zwischen dem Dewa siah und Doro Karae über eine
Reihe O—W und NW—SO-laufender Täler etwa in nordöstlicher Richtung zur Nordküste.
Manche kesselförmigen Talanfänge mußten umgangen und steile Breccienwände im Zickzack
erklettert werden, eine nicht kleine Arbeit für die Packpferde. Oft bot sich uns von den
Bergspitzen ein schöner Ausblick:
Zuerst übersieht man das große, O—W ziehende Längstal, das im Westen zur
Bai hin ausläuft, mit dem Häusermeer von Bima und jenseits des breiten Ebbestrandes die mit
Fahrzeugen besäte Reede, dann im Osten den 1643 m hohen Maria(Marija)-Bergzug, der
den Ausgang des Tales mauergleich abschließt. Später öffnet sich ein neues, großes NW—SO-
liches Tal, das von Rite, zu dem wir auf einem schmalen Rücken hinabgelangen. Beide steigen
in Terrassen an, und von Kolo aus erheben sich Stufen um 310, 340, 370 Und 440 m ü. d. M.
(n. d. Aneroid). Die letzte Stelle liegt am Knotenpunkte eines östlichen und NNO-lichen
Rückens, und die flache Talsohle erscheint von oben als schmaler Streifen, begrenzt von
steilen, wenig erodierten Ufern.
Mit der Annäherung an den Norden der Insel wird auf den Bergen die Vegetat ion
immer spärlicher, aber einzelne hohe Bäume und die vielen dürren Flächen mit Gartenunkräutern
zeugen von dem ständigen Abbrennen ,des Laubwaldes für Kulturzwecke und
die zahllosen hohen Baumstümpfe vom Raubbau in den niedrigen Djatti-Wäldern. Erst im
Keh-Tal verschwindet die trostlose Berglandschaft, und ausgedehnte Reisfelder, Gärten
Palmenhaine und einzelne Dörfer erfüllen die fruchtbare Ebene. Über Keli und Rite geht
auch die Hauptverkehrsstraße vom Nordstrand nach den beiden Handelsplätzen des Landes,
Bima im Westen und Sapeh im Osten und nur notgedrungen nimmt der Wanderer seinen
Weg über das wasserarme Kolo- oder Ro-Gebirge, welch letzteres nicht bewohnt wird.
' flußabwärts von Rite erreichten wir Nanga-Raba, genannt nach den mächtigen
Bambusgebüschen (raba) an den Ufern der Keli- bezw. Raba-Flußmündung (nanga), wo zeitweilig
Fischer und Seefahrer einige Hüttepv bewohnen. j | In diesem teils sandigen, teils
sumpfigen Gebiete besteht eine üppige Vegetation von Strandbäumen. Niedrige, Ulmen-
artige Grewia und Rubiaceen (Petunga), sowie höhere Verbenaceen (Premna) werden von
einzelnen prächtigen Mandelbäumen (Terminalia Catappa L .) überschattet. Dazwischen
wachst aber in großer Anzahl der schon genannte, gefürchtete Blindbaum (Excoecaria
Angallocha | j , eine Euphorbiacee, deren Milchsaft die Augen erblindet und daher bei den
Malayen den Namen Buta-buta (buta ■ blind), bei den Bugis und Makassaren Sambuta
tragt. An jedem entblößten Körperteil ruft die austretende Flüssigkeit eine mit leichten
Fiebererscheinungen begleitete Schwellung, ähnlich den Blattern, hervor,-welche nach einigen
Tagen etwas Wässeriges absondert. Erwähnt sei auch von hier der medizinisch wertvolle
an seinen keilförmigen, lederigen Blättern erkennbare Santelholzbaum (Exocarpus la ti’
foliu s R . Br.). . r
Ganz im Gegensatz zur üppigen Vegetation im Tal und am. Strande steht die auf
den zur Nordküste abfallenden Hügeln. Sie ist noch trostloser als im Donggo-Lande, eine Folge
nicht nur des sandigen, steinreichen Bodens, sondern vor allem der nördlichen Lage. Meist
erblickt man nur Gras und Dornsträucher, Caesalpinien und Rhamnaceen, sowie hauptsächlich
einen Leguminosen-Strauch (Sophora tomentosa). Dieser fällt durch seine unterwärts
grauweiß und wollig behaarten Blätter und seine merkwürdigen, Rosenkranz-ähnlichen
gi igen Fruchte auf. Einen ganz eigenartigen Eindruck machen niedrige Rutaceen-Bäumchen
(Micromelum) mit ebenfalls wolligen, silberweißen Blättern, die am Strand oft dicht zusammenstehen.
Durch ihre schirmförmige, zu einem großen Laubdach sich zisammen-
schheßende Krone glaubt man sich fast in einen Park versetzt, da alle Stämme die gleiche
n o h e haben und wie künstlich gezogen aussehen.
,, I , Per ■ von Nanga-Raba nach dem Dorfe Wera führt ständig am Strande entlang
der bald aus Sand oder Blöcken, bald aus Korallenkalk besteht und infolge des Herantretens
der Bergrücken an die Küste nur einen schmalen Saum bildet. Bei Hochwasser
kann man kaum über die blockbesäten Vorgebirge kommen, von denen sich eins hinter
das andere schiebt. Erst beim Umgehen des Ambalawi-Kaps liegt plötzlich die offene See
mit der kegelförmigen Vulkaninsel Sangeang, die aus dem hier sehr tiefen, ultramarin