die Dorfhäupter, uns feierlich empfangen und bewirten zu müssen. Nur einmal, und zwar
schon am Morgen in Sila, leistete ich einer solchen Einladung Folge. In einem gesäuberten
und mit knallroten Tüchern behangenen Raum aßen wir, auf Matten sitzend, gut und scharf
zubereitete, warme Speisen mit Kuchen und Kaffee.
Von der Küste ging es dann auf breiten Terrassen, die erste um 20, die zweite bei
65 m ü. d. M. langsam die nördlichen Gehänge des Tales hinauf nach Bolo, dem Hauptorte
des Westdistriktes. Weiter oberhalb verschwanden die schönen nassen Reisfelder, denn
der Boden war mit Felsblöcken ganz durchsetzt, nur mit Gras und Buschwerk bewachsen
und erhob sich in zwei weiteren Terrassen (105 und 138 m ü. d. M.). Vor Ndano (150—156 m)
passierten wir einen lichten Buschwald und gelangten in ein schönes, den NNW—SSO-
Grenzrücken durchbrechendes Tal mit üppiger Vegetation, überschritten dann wieder einige
gute, aber schmale Terrassen (bei 218, 245, 276 m ü. d. M.) bis zur Kammhöhe. Auf der
anderen Seite lagen beim Abstieg zur Dompu-Ebene weitere 6 Stufen, von denen jede zweite
ein N—S oder NNW—SSO-laufendes Flußtal enthielt.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir schließlich die Hauptstadt des Sultanates
Do m p u , früher Dompo genannt. Nahe dem Orte meldete unser Vorreiter, daß am Eingänge
der Bruder des Sultans und einige Reichswürdenträger zum Empfange bereit ständen. Um
nun mit besonderem Schneid vor diesen zu erscheinen, kommandierte ich: „Das Ganze
Galopp 1“ In gewaltiger Staubwolke brausten wir bis dicht vor die Abgesandten. Ein Ruck,
und alles stand, die Pferdepfleger ergriffen die weggeworfenen Zügel, und mit beiderseitigem
kraftvollen Handgeschüttel erfolgte die Begrüßung.
In diese herzliche Willkommenszene hinein stürzte stürmisch, aber unfreiwillig mein
sonst so bescheidener Koch. Er rechnete sich auch zum Stabe der Expedition; leider war
dem Gutmütigen, um ihn zu hänseln, ein störrisches Pferd gegeben. Hinter uns her kam
er mit verhängten Zügeln angaloppiert, und als das edle Roß seine Gefährten erreichte,
hielt es mit gespreizten Beinen urplötzlich vor uns an. Mein guter Chinamann schoß
natürlich in weitem Bogen zur Erde und, o Pech, mit dem Kopf direkt in einen
gewaltigen Haufen frischen Büffelkots. — Wie Busch’s Max und Moritz aus dem Kuchenteig, so
stand er, Gesicht und Hände dick überzogen unter uns und stöhnte nur: „Wasser!“ Der
feierliche Ernst des Empfanges war dahin, und selbst die Eingeborenen, jene Bemeisterer
ihrer Gefühle, konnten sich das Lachen nicht verbeißen, als man der traurigen Gestalt Mund
und Augen mit dem bereitstehenden Trinkwasser säuberte. Hilflos um sich blickend,
meinte dann der gute Kerl, nicht wieder auf einem dick gepolsterten Sattel, sondern lieber
auf einem kühlenden Bananenblatt reiten zu wollen; denn es sei besser, daß ihn der Widerrist
drücke, als daß das arme Tier Schmerzen spüre.
In einem geräumigen Eingeborenenhause fanden wir Unterkunft, und noch in der
Nacht empfing ich einen wichtigen, mit einer weißen und einer schwarzen Feder (Tag- und
Nachtbesorgung) besetzten Eilbrief und die Meldung, daß jenseits der Saleh-Bai ein Sergeant
und 16 Mann, sowie ein Dolmetscher bereit ständen, mich auf dem Wege durch das Sultanat
Sumbawa zu begleiten. Diese Eingeborenenpost, welche die N. I.-Beamten und die inländischen
Fürsten unter sich gelegentlich benutzen, ist eine schöne Einrichtung. Ein solch
ominöser Brief wird schnellstens durch die Häupter von Dorf zu Dorf befördert und erreicht
eher sein Ziel als durch die sichere Hand der königlichen Postbeamten, welche in Indien
erst ein Quittungsformular zur Unterschrift senden und nach dessen Empfang das wichtige
Dokument später hinterdrein, sodaß selbst Monate bis zur glücklichen Bestellung vergehen
können.
Da in der Nacht nach meiner Ankunft auch der Sultan von einer Reise zurückkehrte,
so konnte am nächsten Morgen mein offizieller Empfang bei Hofe stattfinden. Er
verlief ähnlich wie in Bima, nur weniger pomphaft: Die Vorfechter in fast denselben Anzügen,
die Soldaten mit verrosteten Militärgewehren, die Wache aber mit zwei alten europäischen
Fahnen und die Musik sogar mit dicken Pauken.
Der Sultan stand unter einem mächtigen Schirm in der Mitte der Reichsgroßen und
begrüßte mich, sich breitspurig hinstellend, höchst burschikos mit den Worten: „Hahä, hahä,
hahä, baik Tuwan datang sini, hahä, hahä, hahä!“ d. h. „Hahä, hahä, hahä, schön, daß mein Herr
gekommen ist, hahä, hahä, hahä“ ! Durch den eigenartigen, vom Tiefen zum Hohen gehenden
Tonfall und das merkwürdige Benehmen mußte ich sofort an eine Bemerkung des Civiel-Ge-
zaghebbers in Bima denken, daß der hohe Herr ein ganz sonderbarer Patron sei. Er
freute sich sichtlich, als ich ihm mein Lob über den Glanz und die Größe seines Hofstaates
zollte. Die Gewänder, der Leute waren in der Tat sehr schön, prächtige, mit Gold- und
Silberdraht durchwirkte Stücke. Als meine Gattin dann vor allem das Lendentuch eines
Reichsfürsten bewunderte, sagte der Allgewaltige zu dem Mann nur: „Zieh a u s !“ und überreichte
ihr das Kleid mit den Worten: „Nonja punja“ —^ „Es gehört der Herrin.“ Als ich
dann aber eine Lanze mit goldenem Schaft auch besonders schön fand, überreichte er mir
diese ebenfalls, jedoch mit den Worten: „Hier, mein Herr hat ein so schönes Gewehr!“
Vergeblich bemühte ich mich, ihm die Unmöglichkeit der Schenkung meines Drillings klar
zu machen. Schließlich bot ich ihm eine Schrotflinte an, die er jedoch kopfschüttelnd ablehnte,
und als er alltäglich seinen Wunsch erneuerte, erfüllte ich diesen schließlich schweren
Herzens. Da der Selbstbeherrscher aller Dompunesen einen Einspruch der N. I. Regierung
fürchtete, so mußte ich ihm eine formelle Schenkungsurkunde ausstellen, verfehlte aber nicht,
dem Civiel-Gezaggheber in Bima selbst brieflich von dem Vorgekommenen in Kenntnis
zu setzen. Bevor der Sultan seine Waffe in Empfang nahm, forderte er mich zu einem
Probeschuß auf. Glücklicherweise fiel auch sofort eine Kokosnuß, durch den Stiel geschossen,
vom Baume. Da nahm mir der durch seine quecksilbernen Bewegungen und unruhige
Sprechweise doch etwas unheimliche Mann die Büchse aus der Hand und holte im Nu eine
zweite Nuß herunter.
Von Dompu aus unternahm ich einige Streifzüge in die Umgegend. Die Ebene,
welche hier eine Terrasse um 37 und eine ausgedehnte bei ca. 18 m bildet, läuft nach Süd
zur Tjempi-Bucht mit den Flüssen Sori Nae und Sori Näo, erhebt sich nach West in Stufen
bis zum Ort Banggo und fällt von dort nach Kempong wieder in derselben Weise ab.
Sie ist mit schwarzem marinen Ton bedeckt, der zur Töpferei dient und von schwangeren
Frauen gegessen wird. Die Analyse dieser eßbaren Erde (manta), von Herrn Dr. J. Tillmans,
ist folgende:-
1. Wasser: 1 l,66°/b- / I 7. Mangan (MnO): 0,29°/o '
2. Glühverlust: 19,41°/o | 8. Eisenoxyd und Tonerde: 29,77°/o
3. Kieselsäure (Si02): 48,52°/o I 9. Schweflige Säure: —
4. Schwefelsäure (SO»): — 10. Borsäure: —
5. Kalk (CaO): l,29°/o 11. Kohlenstoff: 1,61 °/o
6. Magnesia (Mg O ): 0,38°/o’ • j 12. Stickstoff: 0,04°/o
Sie lehrt, daß es sich hier um einen gewöhnlichen Ton handelt, der jedoch humose
pflanzliche Substanzen und Stickstoff enthält. Tierische Reste, wie Foraminiferen, Diatomeen
sind, wie sonst häufig, unter dem Mikroskop nicht gefunden.