Fig. 1. Das W a sse rd o rf d e r Badjos auf dem E ilan d Lawota an d e r Nordkiiste Kabaenas.
Die Insel Kabaena.
(Fahrten zur Nord- und Ostküste Kabaenas; Lebensgewohnheiten der Bevölkerung; Oberflächenformen
und geologischer Aufbau der Insel; Sprache und Körperbeschaffenheit der Maronene; Die Kunst bei den
Maronene und ihren Nachbarstämmen; Landeskundliche Betrachtungen.)
Fahrten zur Nord- und Ostküste Kabaenas.
Unter den Salutschüssen von Kolaka segelte unser Expeditionskutter „Columbia“
über die gekräuselte Wasserfläche dem südlichen Ausgange der Mingkoka-Bai zu. Es war
ein gewagtes Unternehmen, sich zwischen den vielen Riffen hindurchzuwinden, doch unser
buginesischer Lotse entdeckte immer frühzeitig genug die drohenden, hellgrün leuchtenden
Korallenwiesen. Wie ein Feldherr stand er am Bug, die zu fahrende Richtung anweisend,
und Gründlers steuergewohnte Hand führte das Schiff die gekrümmten Pfade. Stolz, wie
von den Schwingen einer Seemöve getragen, glitt mit dem Nordost die „Columbia“ hinaus,
als der Wind plötzlich auf Südwest und Südost setzte und schnell mit heftigem Regen
erstarb. Bald lag unser Schifflein wie festgenagelt gleich einem alten Wrack inmitten der
grauen, toten Wasserfläche: Gegenwind und Kalmen waren die einzige Abwechslung auf
der schlechten fünftägigen Fahrt zur Insel Kabaena.
Der Tag unserer Abreise, der 6. Oktober 1909, fiel bereits in die ungünstige Zeit
des Überganges vom Ost- zum Westmonsun. Nur in den Morgenstunden von 6—8, bezw.
bis 10 Uhr blies ein günstiger Nordost, aber für den ganzen Rest des Tages mußten wir
gegen den Südwest, Süd oder Südost aufkreuzen. Erst am Abend brachte uns der einen
kurzen Augenblick wehende Nordwest noch ein kleines Stückchen vorwärts.
„Eine böse Zeit jetzt“, sagte mein Schiffskapitän, ein Badjo, denn er glaubte, sein
Möglichstes getan zu haben, um die bösen Windgeister für die Fahrt günstig zu stimmen.
Schon drei Tage vor unserer Abreise war jeden Abend bei Sonnenuntergang und mehrfach
zur Nachtzeit der laut heulende Schiffsgong geschlagen worden, um guten Wind zu
rufen, und voll Vertrauen auf den Geist des Ostmonsuns hatten wir die Reede verlassen.
„Wir werden eine schlechte Fahrt haben“, wiederholte unser Schiffsführer und zeigte mir
eine Wolkenmasse über der Insel Padamarang, welche der Mingkoka-Bai vorgelagert ist.
„Sieh, Herr, dort türmen die Windgeister Mauern auf und kämpfen gegeneinander. Oben