kleinen köpi“,. Und warfen sie in den See. Aus dem Stamm des „rötu“ gingen nun
große Aale, „läk“, aus dem des „köpi“ kleine „fira (oder pfira“) und aus den Blättern
eme dritte Art, maräma“, hervor, und der Saft des Bananenstammes färbte das Wasser
dunkel Als P,-L6uk dies alles sah, fragte sie ihre Söhne: „Wie aber können wir diese
Fische fangen?“ Da nahm Sa-L6we zwei Schilfrohre, „k6o“, vom Ufer, blies sie auf und
aus ihnen wurden zwei kleine Boote: „gomäng“ und epüti“. Der Fischzug blieb jedoch
erfolglos, denn die Boote schaukelten zu stark. Die Mutter rät deshalb ihren Söhnen, ein
anderes Fahrzeug zu bauen und lehrte sie die Anfertigung des ersten Auslegerbootes. Die
Bruder nannten es „malohu“ und ein zweites „hafitgfu“, und als sie mit ihnen hinausfuhren
sahen sie zahlreiche Aale und stachen viele derselben mit der Harpune (sapak).“
„Jahre verstrichen,“ so fuhr ein andermal unser beredter Tihu-Mann fort. ¿Eines
Tages ging Pi-L6uk an den See, um einmal zu messen, wie tief dieser eigentlich”wäre.
Sie, stieg in das Wasser und bald ging es ihr bis an die Schultern. Sie glaubte noch
tiefer hinein zu können; als ihr aber das Wasser bis an den Kopf reichte, wurde sie
plötzlich in einen Stein verwandelt. Noch heute sieht ihr Haupt als kleine runde Insel
genannt Elüsa (d. i. Nabel des Sees), aus den dunklen Fluten hervor und aus der Sirih-
dose, die unsere Stammutter sich auf den Kopf gestellt hatte, sproß ein Tamarindenbaum
(emale), der noch heute die Insel krönt (Taf. XXXI, Fig. 1).
Als nun der alte Ma-K6a seine Frau im See suchte, stürzte er aus Unvorsichtigkeit
hinein und wurde ebenfalls in einen Fels verwandelt, der in der Südost-Ecke ruht. Die
Zwillinge Ma-Fai und Sa-L6we, sowie ihre Schwester Pi-Kdo waren trostlos über den
Verlust ihrer Eltern, bauten ein Schiff und fuhren zu ihren Brüdern nach Alor. Pi-Kdö
gefiel es jedoch nicht in der Fremde, und es zog sie gewaltig zur Heimat. Schon bald
kehrte sie zurück und begegnete bei Lihutau dem Jüngling Ma-Mau. Aus ihrer Ehe entsprossen
zahlreiche Nachkommen und bevölkerten die Insel Wetar. Die einen siedelten
sich später in Apitai, dem Gebirge auf der östlichen Seite des Tihu-Sees an; die anderen
auf der westlichen sind die Vorfahren der Tobu Tihu.“
Dieser kosmogenetische Mythus der Tobu Tihu Eesitzt manche Anklänge an unsere
Sagen, z. B. die Edda mit den Hrimthursen (Frostriesen) und dem gewaltigen Ymir, welche
durch die Helden von Muspelheim (Sonne) besiegt werden, sowie an die Heldentaten von
Herkules und Theseus und erinnert ferner an das orientalische Märchen: „Sesam, öffne
Dich.“ Er liefert uns aber auch eine Erklärung für gewisse religiöse Dinge, über welche
ich sonst wohl nichts erfahren hätte.
Der Fluch (näi's) des Ma-Fai erklärt die berüchtigte Mordlust der Tobu Tihu und
die Auswanderung der Söhne ihrer Stammutter Pi-L6uk, Puik-Ialang und Mau-lalang auch
die Verwandtschaft und große Freundschaft mit den Aloresen, welche sich frei im ganzen
Lande bewegen dürfen.
Ober die Urgeschichte Wetars möchte ich noch einige Mitteilungen aus anderen
Gegenden anfügen. Der alte Häuptling von I lm e d o berichtete mir u. a. Folgendes:
Zu Urzeiten kroch aus dem Gebirge Patara eine Schlange und verwandelte sich
m einen Menschen, Patara genannt. Dieser erste Mann wohnte in Arnau an der Südküste
und sein Sohn hieß Ma-Kadä. Lange Zeit später landete am Malebor-Kap bei Arnau mit
einem großen Schooner der Radja Boni von Celebes. Er wollte Patara mit nach Born
nehmen, wettete jedoch vergebens mit ihm, überredete ihn aber schließlich mitzugehen.
Bei seiner Abreise befahl Patara seinen beiden Sklaven, einem Manne und einer Frau, bis
zu seiner Rückkehr keine Menschen zu erzeugen und alle Tiere, auch die Turteltauben,)
wild zu lassen. Als er das Schiff bestieg, warf er einen Stein ins Wasser, aus welchem
das heutige große Rilf an der Malebor-Bai entstand. In Makassar angekommen, teilte Patara
sich mit dem Radja Boni in das Land und wurde König. Da er keine Lust hatte, zurückzukehren,
so sandte er alljährlich 30 Segelboote zu seiner Heimat nach Arnau und Mear,
östlich Ilmedo; daher kommt es, daß noch heute immer makassarische Kauffahrer nach
Wetar kommen.
Die Insel Lirang, so erzählte der alte Mann weiter, wurde früher durch den Sägefisch
Sirui-Lär von Wetar abgeschnitten. Der Fisch hatte zuerst bei Tilai an der Südküste
versucht, das Land zu durchsägen und bereits die dortige tiefe Bucht gemacht, als Nunu,
der Führer eines hier liegenden aloresischen Segelbootes ihn inständig bat, solches nicht zu tun.
Weiterhin berichtet die Sage: Ma-Nikat war die Mutter aller Geister („Ma-Sait ina“
auch „Ma-Saet“) und sagte zu den Stammeltern Mau-sai von Huru, Pa-Lisor von Iliwaki,
Mau-Iaik und Ma-Harek-wain von Ilmedo und Sao:
Nok hamarfnok ta deus elegau \ Wenn Du mich verehrst, schnitze ein Bild gleich mir,
Nok peli, nok tunu hahi Solltest . Du krank werden, schlachte ein Schwein,
Nok n£ lagan, nok rdan hahdhu. Dann gib mir zu essen, bringe von der neuen Ernte.
Nok ne lagan, m l nok mate, Opfere mir Speise für jeden Verstorbenen,
Surda nok tanan. Breche auf die Erde und begrabe den Toten. -
Tunu hahi, ta karbau, Brate ein Schwein und einen Büffel,
Lero titi; sorupa. | Schlage die Trommel; dann ist es gut.
Einmal begaben sich nun Maü-sai und Pa-Lisor zur Quelle We Lata-er bei Läsi,^ wo
viele Geister wohnen. Sie sahen, wie Ma-Nikat gerade die Gedärme eines Menschen reinigte,
denn wenn sie böse war, hungerte ihr nach Menschenfleisch. Der Geist begleitete die
Urahnen zurück nach Ilmedo, wo man Mau-Iaik und Ma-Harek-wain antraf. Bei Hanun,
dem Nordende des dortigen Sees, sang (loli) Ma-Nikat ihnen folgende Gedichte (libang) vor.
Kit amar mate, kit ina mate, I Wenn Euer Vater gestorben, tvenn Eure Mutter tot,
Kua hali k it ina, kua hali kit ama. Nennt mich Eure Mutter, sprecht zu mir als Euren Vater.
Nok sole ta gamai gamai, | Wohin auch immer Ihr geht,
Nok paa lagau. Erst bringt mir ein Opfer.
Nok regen lä tobu, Erschlaget Ihr einen Menschen,
Pua lagau tini nok regen. So fraget vorher mich, und Ihr möget ihn töten. .
Nok raan hahdhu, nok tanu hahi, j Dann gebt mir zu essen, schlachtet ein Schwein,
Nok tunu manu, nok ne lagau. | Bratet ein Huhn, bringet mir Speisen.
Will jemand einen Menschen töten, so ruft er Ma-Nikat mit folgenden Worten an:
Ina, go nok sari ak regen. 1 Mutter, o Du, gestatte es, ihn zu töten.
Go nok tesuri, ak tekonu nok negen. \ Erlaubst Du es nicht, wage ich nicht, ihn zu erschlagen.
Ma-Goru, der Häuptling von M a h u a n , erzählte uns folgende Sage: „Dau-Lahe
war die erste Frau auf Erden und wohnte in Hatmodo bei Hiähi-hohon auf Wetar (Sudküste
westlich von Iliwaki). Eines Tages fiel der Morgenstern, Adawäit, den man als Gott verehrte,
als Feuerkugel vom Himmel und zwar in Hatmodo, wo er Dau-Lahe fand. Diese
H e b te den schönen Mann mit der glänzendweißen Hautfarbe und schenkte zwei Söhnen,
Leki-Tutrain und Leki-Lätik und zwei Töchtern, Lalu Ai-kuku und Nai-kÖÖ das Leben.
l) Diese sind heu.e bei den Bewohnern „luli“ und werden gefüttert.