Äquator gelegenen Teiles wird über diesen hinweggezogen und gleichzeitig durch die
Erddrehung allmählich zu einem Süd- und SSW-Wind umgebogen. Umgekehrt saugt
Australien über den Äquator den NE-Passat hinüber und verändert diesen durch N-Wind
bis zum NW.
Folglich haben im Monat Juli die nördlichen Inseln einen dem Passate entgegengesetzten
Wind, und ebenso die südlichen Inseln im Ianuar. Auf diesen letzten, welche
sich doppelt so weit vom Äquator entfernen wie die nördlichen, ist der Gegensatz in der
Richtung besonders stark ausgesprochen. Eine der normalen Windrichtung entgegengesetzte
Luftströmung ist nun weniger beharrlich, als eine, die sich dem normalen Wind
anschmiegt. Demzufolge herrscht auf den südlichen Inseln in den Sommermonaten (Juli-
September) andauernd die gleiche Luftbewegung, dagegen auf den nördlichen eine unbeharrliche,
und in den Wintermonaten Januar und Februar tritt das Umgekehrte ein.
Zu betonen ist nun der bestehende große Unterschied zwischen dem SE-Passat im
südlichen und dem NO-Passat im nördlichen Gebiete; denn der erstere entstammt bekanntlich
einer Wüste und streicht nur über ein wenig breites Meer, bis daß er die Kleinen
Sunda-Inseln erreicht, während der zweite vor allem aus dem Chinesischen Meere und dem
Pazifischen Ozean kommt.
Diese Tatsache macht es also erklärlich, daß in der Zeit des ungestört wehenden
Passats die nördlichen Inseln regenreich und die südöstlichen trocken sind. In der Periode
eines dem Passate entgegengesetzten Windes jedoch, welcher in beiden Fällen über
äquatoriale Meere seinen Weg genommen hat, fällt reichlich Regen. Aus demselben
Grunde muß sich auch der SE-Passat Australiens bei seiner Reise über die südöstlichen
Inseln und Meeresteile je länger je mehr mit Wasserdampf anreichern, sodaß die Trockenheit
von Timor, also dem Osten, bis Java im Westen abnehmen muß, wie es auch tatsächlich
der Fall ist.
Die nähere Betrachtung der klimatologischen Verhältnisse, welche von diesen
Passatbewegungen abhängig sind, wird nun sehr durch die Spärlichkeit instrumenteller
Beobachtungen erschwert, und zwar sowohl in Nord-Australien, wie auf den Kleinen Sunda-
Inseln, doch will ich es trotzdem unter Benutzung des wenigen vorhandenen Materiales
versuchen.
Im südlichen Winter kühlt Australien stark ab, infolgedessen sinken die Flächen
gleichen Luftdrucks in den höheren atmosphärischen Schichten herab, sodaß infolgedessen
in jenen Höhen aus der Umgebung Luft zuströmt. Diese bewegt sich an der Oberfläche,
der Erdrotation entsprechend, im nördlichen Teile des Gebietes nordwestlich, wodurch
ein SE-Wind entsteht. Da diese Richtung mit derjenigen des Passats zusammenfällt,
so bekommt diese Luftströmung deshalb eine große Beharrlichkeit.
Als zweite Frage interessiert uns jetzt, mit welchem F e u c h t i g k e i t s g e h a l t die
Luft den australischen Kontinent, insbesondere das „Northern Territory“ verläßt. Für
einige Küstenorte liegen Beobachtungsreihen (1900—1906) von Maximal- und Minimal-
Temperaturen und relativer Feuchtigkeit um 9 h a. m. vor, und aus ihnen lassen sich
folgende Mittelwerte für die Dampfspannung ableiten:
Station: Wyndham 12,1 mm, Derby 10,4 mm, Broome 10,8 mm, also im Mittel: 11,1 mm.
Ich will nun versuchen, die Feuchtigkeitszunahme der Luft auf ihrem Wege über
das Meer zwischen Australien und den Sunda-Inseln abzuschätzen. Zu diesem Zweck ist
es zuerst nötig, die mittlere Windgeschwindigkeit zu kennen. Van der Stok1) gibt aus
zahlreichen Schiffsbeobachtungen für die mittlere Windstärke Beaufort 2 oder, was dasselbe
ist, 11 km pro Stunde an.
Ich glaube jedoch eine größere Windgeschwindigkeit ansetzen zu müssen; denn
die unterste Luftschicht nimmt zwar die Feuchtigkeit aus dem Meere auf, aber der Wasserdampf
steigt sofort in höhere Schichten und wird mit diesen weiter befördert, sodaß an
der Meeresoberfläche dadurch eine fortgesetzte Verdampfung ermöglicht wird. Ich möchte
daher eine Geschwindigkeit von wenigstens 15 km pro Stunde annehmen. Für die Verdampfung
selbst gibt Hann’s Lehrbuch der Meteorologie (1906, pag. 158) eine Schätzung
von Haughton für die tropischen Meere an, nämlich 2,16 m pro Jahr. Für die trockenen,
heiteren Monate dürfte die Verdampfung unzweifelhaft größer sein, etwa 2,5 m.
Die Entfernung, welche der Passat zurückzulegen hat, beträgt bis Timor -1- 5°
und bis Ost-Java E 13°, sowie die Zeit, diesen Weg zu machen, bei einer Geschwindigkeit
von 15 km p. St. 37 resp. 97 Stunden, die Verdampfung infolgedessen während derselben
16,8 bezw. 46,8 mm.
Der aus dem Meere aufgenommene Wasserdampf wird sich selbstverständlich nach
größeren Höhen begeben. Nach gefundenen Formeln läßt sich aus der an der Erdoberfläche
beobachteten Dampfspannung die Gesamtmenge des in der Atmosphäre bis zu
einer gewissen Höhe vorhandenen Wasserdampfes berechnen:
h
Hann gibt (1. c. p. 171) für die Höhe: E = 2,3 e 0 (1 — 10 5000
Begnügen wir uns mit der untersten, 5 km dicken Schicht, dann finden wir in
vorstehendem Falle
i 16,8 kg f 8,1 mm
2,3 e 0.J< 0,9 - | 46 8 ^ e 0 — { 22,8 „
Da die ursprüngliche Dampfspannung beim Verlassen des australischen Kontinentes
11,1 mm betrug, so würde sie beim Erreichen von Timor bereits auf 19 mm gestiegen
Und auf Java schon übersättigt sein. Das letzte ist natürlich eine Folgewidrigkeit; bei
zunehmender Feuchtigkeit muß die Verdampfung sich verringern, und die angenommenen
Werte sind zu groß gewesen.
Jedenfalls finden wir für die Luftfeuchtigkeit bei Ankunft auf Java einen unerwartet
großen Betrag. Da der SE-Passat beim Begegnen mit den javanischen Bergen an deren
Luvseiten schwere Regenfälle bringt, so wird es begreiflich, daß tatsächlich der Passat
große Wasserdampfmengen mit sich führt. Auf Timor besteht jedoth Tr o c k e n h e i t . Steigt
die Temperatur am Mittag bis 32° C., dann ist die relative Feuchtigkeit bei 19 mm Dampfspannung
nur 54°/o. Hinzu kommt noch 1. die Tendenz der höheren Luftschichten zum
Sinken, einem Vorgang, welcher der Wolkenbildung entgegenwirkt, und 2. die Beharrlichkeit
der Passatströmung, welche, wie oben betont, zur gleichen Wirkung führt. Das in diesen
Monaten vorherrschende heitere und trockene Wetter findet also seine einfache Erklärung.
Auf weitere Ursachen sei hingewiesen, welche die Trockenheit in gewissen Teilen
dieses Gebietes verstärken. Begegnet nämlich der Passat Gebirgen und wird gezwungen
aufzusteigen, so verliert er an der Luvseite einen größeren Teil seines Wassergehalts.
Gleichzeitig ist an der Leeseite die Luft nicht allein trockener geworden, sondern auch
J) Dr. J. P. van der Stok; Wind and Weather, currents, tides and tidal streams in the East
Indian Archipelago, 1897.