blauen Meer unvermittelt emporsteigt, vor uns. Die Luft ist heute ganz klar, die See
spiegelglatt, und die trennende Meeresstraße erscheint so schmal, daß man meint, mit einem
Ruderboot schnell hinüberfahren zu können. Dennoch gilt den Seefahrern dieses Gebiet
durch seine starken Strömungen als eines der gefährlichsten. — Auf unserem Wege liegen
mehrere kleine Flüsse zwischen den vom Hinterlande zum Meere ausstrahlenden Hügelrippen;
sie bergen inmitten einer reichen Vegetation stellenweise Gartenhäuschen und
Dörfchen, z. B. Mawu.
Schließlich sind die Breccienberge zu Ende, und vor uns tauchen mächtige, weiße
Steilufer, anfangs noch aus vulkanischen Tuffen, später am Wera-Kap aus tertiären Korallenkalken,
auf. Aus ihren bis 200 m hohen Wänden ragen gewaltige Steinpfeiler und Klinten,
so die Ngolen-mbee, die Ziegenklippe (bezw. -stall), und Panta-manu, der Hühnersitz,
hervor, als majestätisches Eingangstor zum Wera-Tal. Dieses wird zu beiden Seiten ebenfalls
von weißen Mauern umgeben, in denen Breccien, Tuffe und Kalksteine bunt durcheinander
liegen, ein herzerquickender Anblick für den Geologen. Das Dorf, zugleich der
Hauptplatz Nord-Bimas, befindet sich etwa zwei Stunden landeinwärts, umgeben von saftigen
Weiden, gutgehalten'en Reisfeldern und kraftvollen Fruchtgärten. Die sonst spärliche Kokospalme
bildet dichte Bestände neben Lontarpalmen, von denen auffallend viele Früchte tragen.
Nach der langen mühseligen Wanderung am heißen Strande und der erschlaffenden Eintönigkeit
der Landschaft wirkt der Anblick dieses duftigen frischen Tales, umgeben von
kärglich bewachsenen Breccien-Bergen, wie eine Oase belebend auf den Geist. Noch ein
scharfer Ritt auf guter Straße dem Fluß entlang, und der Ort ist (gegen 3 Uhr) erreicht.
Wer a, früher Wira, d. h. die Ausgedehnte, also der große Ort, spielt in der Geschichte
des Landes eine besondere Rolle, denn seine Bewohner heißen „die allzeit Getreuen des
Sultans“. Trotzdem dieser Bezirk noch nicht lange zum Islam bekehrt ist und hier noch
manche heidnischen Donggos leben, haben sie sich in allen Kriegen als eine starke Stütze
des Thrones erwiesen und ihren Herrscher mehrfach gerettet.
Bei meiner Ankunft jauchzten mir die Leute fröhlich entgegen und eiferten in
Liebenswürdigkeiten. Sie schleppten Früchte, Reis, Eier, Hühner, Ziegen, Wasser und
Brennholz unaufgefordert heran und weigerten sich anfangs, Bezahlung anzunehmen. Fische,
natürlich wieder entschuppt und ohne Flossen, fertig um gebraten zu werden, setzte man
mir vor, und das korpulente Oberhaupt fragte alle fünf Minuten nach meinen Wünschen;
überall wurde der Befehl des Sultans, mich zu unterstützen, mit Liebe ausgeführt. Als ich
anthropologische Aufnahmen machen wollte, erschien fast das halbe Dorf; an Trägern und
Pferden fehlte es nie.
Zollinger berichtet einiges über die Geschichte Bemerkenswertes, welches auch ich
von den Eingeborenen gehört habe. Die Bewohner stammen nämlich von der Insel
S a n g e a n g , sie wurden aber dort so oft von den Seeräubern überfallen, daß sie vorzogen, sich
auf Bima anzusiedeln. Jährlich begeben sie sich aber nach Sangeang, um zu jagen, zu fischen
und Früchte zu sammeln. Sogar Felder haben sie seit einiger Zeit wieder drüben angelegt
und betreiben vor allem die Pferdezucht. Einige kleine Dörfer sind auf dem Eiland entstanden
und die Flechtwerke von dort, hauptsächlich Sirihkörbe (lupe), bilden einen auf
Bima gesuchten Handelsartikel. Es scheint aber kein Glück an dieser Erdscholle zu haften,
denn die Java-Zeitung schreibt April 1911, daß der Api-Vulkan Sangearigs wieder tätig sei,
bereits viele Äcker vernichtet und durch seine starken Aschenregen die Kolonisten gezwungen
habe, die Insel zu verlassen.
Die Bewohner des nordöstlichen Bima repräsentieren a n t h r o p o l o g i s c h gleich
den Donggos den am reinsten gebliebenen Stamm des Landes. Sie sind vom Sasak-
Typns (Taf. XI, Fig. 5—7). Aus den kindlichen Gesichtern schauen große Augen,
und das engwellige Haar ist häufig sehr kraus. Die Frauen haben breite Gesichter, kürzere
als die der Kolos und der Hauptstadt, und wie die Männer dicke, wulstige Lippen, gerade
oder leicht eingebogene Nasen. Einige Personen mit hochwelligem, nicht schlichtem Haar
fallen durch ihre scharfen Backenknochen, zugekniffenen stechenden Augen, gebogenen
Nasen und schmaleren Lippen auf und erinnern an die Makassaren.
Die Wohnungen dieser Gegend sind etwas klein, aber von der gleichen höheren
Bauart wie in Bima und besitzen sogar eine Vorgalerie. Im Osten und Süden Bimas aber
ornamentiert man die geflochtenen Bambuswände
durch schwarze, rote und gelbe erdige Farbe, die
vor allem im Gebiete von Sapeh und der Waworada-
Bai gegraben wird. Auch die Einrichtung der Häuser
ist die gewöhnliche. Etwas von den Donggos mir
nicht Bekanntes ist die Liebhaberei der Wera-Leute
für Vögel, die sie in schönen Bauern (Fig. 77)
halten. Diese dienen zugleich durch eine Fallklappe
zum Fangen anderer Vögel, welche durch die Rufe
des Insassen angelockt werden. Sie haben alle
Fig. 77. Käfig zum F angen und
möglichen Formen, und man verwendet gern ausgehöhlte,
Fig. 78. Vogelbauer
Ha lten von Vögeln.
au s einem Kürbis.
mit Löchern versehene Früchte (Fig. 78).
Die Vogel wei t Bimas gehört zu der reichhaltigsten des Archipels. Da sie schon durch
Bleeker, Wallace u. a. bekannt ist, will ich mich darauf beschränken, einige, durch ihr Federkleid
besonders auffallende und häufig von mir beobachtete Arten zu nennen: Große hellgrüne
Papageien (Geoffroyus personatus sumbawensis, Salvad.), von denen das Männchen einen
rötlichen und blauen, das Weibchen einen braunen Kopf hat, dunkelgrüne Loris (Trichoglossus
Forsteni, Bonapt.), mit feuerroter ß ru s t und gelbgrünem Nackenring, sowie verschiedene
Kuckucke, ein großer schwarzer, metallisch glänzender (Eud.ynam.is honorata malayana,
Cab. et Heme), ferner der schwarzbraune und schwarz-gebänderte Cuculus intermedius, Vahl.
mit getüpfeltem Schwanz, sowie der prächtig getigerte Spornkuckuck (Centropus javanicus,
Dumont) mit langem spitzen Sporn an den beiden Hinterzehen und schwarzen Federn,
welche einen weißen Schalt besitzen. Tauben sind in vielen Arten vertreten: die mächtige,
blaugrüne und metallisch glänzende Fruchttaube (Carpophaga aenea, Linn.), eine schwatz-
braune mit grünlichen schmalen Bändern, gelbem Pürzel und weißem Hals (Leucotreron
albicinctus, Wall.), ferner Osmotreron vernans, Linn.; Ptilinopus melanospilus, Salvad. und
andere Arten. Zu den häufigsten gehören außerdem die buntfarbigen Bienenfresser, z. B.
der schon von Lombok (Bd. I, S. 72) erwähnte Merops ornatus und M. philippinus, Linn.,
dann die schwarzen Drongos mit ihrem großen Schwalbenschwanz (Chibia bimaensis,
Bonapt.), die rauchbraunen Würger (Lanius bentet, Horsf.) mit weißer Brust und Flügelbinde,
sowie schließlich kleine stumpfschnabelige, rehbraune niedliche Finken (Munia pallida,
Wall) mit ockergelber Brust.
Die Umgebung von Wera gestattet durch die vielen Steilwände, die Kahlheit der
Hügel und den häufig durch die Flüsse reingewaschenen Boden manchen guten Einblick
in die Lagerungsverhältnisse der Erdschichten. Von hier kann ich das für Sumbawä seltene