leben die Badjos vom Fischiang. Sie vertauschen die meist getrockneten Fische an die
Bewohner des Innern gegen Hühner, Früchte und andere Landesprodukte. Bugis und
Badjos vermitteln hierdurch überall den V e r k e h r der Bewohner des Binnenlandes mit der
Außenwelt und teilen ihnen ihre eigene Kultur mit. Sie kauten alles, was das Land Brauchbares
liefert, und bringen es nach Makassah5 Manche Händler haben beständig mehrere
Segelboote hin- und herlaufen, und ihr Umsatz beziffert sich das Jahr auf vielleicht 10000
Gulden und mehr. Mein .Dolmetscher für die Maronene-Sprache, ein Bugis von Lawota,
z. B. handelte mit Holz, das in vielen brauchbaren Sorten (s. Bd. I, S. 222) auf Kabaena
vorkommt.
Die Leute verstehen ihren Vorteil mit großem Geschick auszunutzen, und man
sollte kaum glauben, welche hohen Prozente sie verdienen. Auf . einem an der Nordküste
abgehaltenen Markte, Padangoma, am 11. Oktober, bot sich mir gute' Gelegenheit, den
Geschäftsbetrieb etwas näher kennen zu lernen. Bugis und Badjos brachten ihre Waren:
Fische, Tongefäße, Zeugstoffe buginesischer, butonesischer und munanesischer Arbeit, Tabak
in Bambusrohren, Streichhölzer und gelegentlich sogar Petroleum in Einbaumbooten den
Padangoma-Fluß aufwärts durch die Mangrovensümpfe zum Verkaufsplatze'.j Auf diesem
erschienen die Bewohner Kabaenas, die Bergmenschen, Mianp tonga-wonua (s. Bd. I, S. 241)
mit den Produkten ihres Landes: Gebang-Palmenblättern, Rohr und Früchten, sowie Zucker,
Honig (muhuli, Maron.: roani), Wachs und Dammarharz (hulo).
Wir waren angenehm berührt, hier wieder die freundlichen Gesichter unserer Maronene
zu sehen; die Frauen in derselben Tracht wie in Rumbia, Sweater mit Schwalbenschwänzen
vorn und hinten (Bd. I, Taf. XXVI, Fig. 1), dijt§Männer in kurzen weißen Hosen. Die
Leute b e z e ich n ten sich selbst als Miano Kabaena (Kabaena-MenSchen) und erzählten mir,
daß sie dem Stamm der Maronene Rumbias, wo ihre Vorfahren gewohnt hätten, angehörten.
Sie besaßen dieselben gutmütigen Gesichtszüge wie ihre Vettern jenseits des Wassers und
boten mit Ruhe, nicht laut feilschend wie auf Muna, ihre Waren zum Kauf an.
Bei den Tauschgeschäften erzielen die Bugis hohen Gewinn. Sie verkaufen z. B.
eine Hose einfacher munanesischer Arbeit, welche in klingender Münze einen Handelswert
von 30 Cent hat, für 6 Doppelpäckchen Arengzucker oder für ein Bündel (holländ.-malay.:
„bos“) Gebangblätter, das einem Werte von 50—60 Cent entspricht, bezw. für ein Bos
Rottan, dessen wahrer Preis 50 Cent beträgt. Ein kurzes Röllchen Tabak von 10 Cent
geht für 2 Päckchen Zucker und 3 für ein Bos Rohr (50 Cent) ab, sodaß die Kabaena-
Leute 20 Cent an jedem Bos verlieren, weil sie nicht mit barem Gelde zahlen können.
Haben die Bugis beim Tauschhandel allein einen Verdienst von etwa 60 —100 Prozent,
so gewinnen sie beim Wiederverkauf auf den großen Handelsplätzen von Celebes urtd Java
noch einmal und zwar einen weit größeren Betrag. Sie erhalten für jedes Bündelchen
von 20 Rohrstengeln der gewöhnlichen Sorte, genannt „Ikat“, im allgemeinen 15 Cent,
das dreifache des Marktpreises von Kabaena. Dieser beträgt für die bessere Qualität, das
Ikat zu 16 Stengeln und das Bos zu 40 Ikat (also 640 Stück) gerechnet, fl 2.50 und wird
in Makassar sogar mit fl 16.^- bezahlt. Ein besonders gesuchter Artikel sind die Bastfasern
(kinöwa) der Gebangblätter, die, wie bereits (s. Bd. I, S. 213) erwähnt, für Flechterei,
Taue und Bindfaden verarbeitet werden. In Padangoma bewertet man ein aus 30 Päckchen
bestehendes Bündel mit 10 Cent, also ein aus 120 Stück bestehendes Bos mit 40 Cent.
Zwölf Bos (also 1400 Päckchen) wiegen ein Pikol (62,5 kg), lür welches auf Java fl 9.— bis
9.50 erzielt wird, während man auf Kabaena fl 3.60 dafür gibt. Die flache, an Grasland
und Sümpfen reiche Westküste der Insel liefert die beste Ware, die auf Java im allgemeinen
das Doppelte ihres Einkaufspreises, nämlich fl 12.— erlangt. Die Bugis haben also erstens
durch den Tauschhandel 60—100«/<, und zweitens durch den Wiederverkauf von Palmenblättern
100—150°/o, und von Rohr 150—200°/o, sowie bei der besten Sorte selbst bis
540 °/o erhalten.
Diese Zahlen lehren, wie sehr der Produzent benachteiligt und wegen seiner Unwissenheit
ausgebeutet wird. Eine Überwachung des Handels von Seiten der Regierung,
sowie die Einführung von Münzen wäre daher für die Entwicklung des Landes von Vorteil.
Kabaena bildet außerdem noch einen der wenigen Stützpunkte des Sklavenhandels,
welchen die Bugis mit Kindern und jungen kräftigen Burschen betreiben, die hauptsächlich
als Holzfäller und Matrosen verwandt werden.
Trotz seiner guten Lage an einem bei Flut fahrbaren Fluß besitzt Padangoma keine
Wohnhäuser, da es wegen der Nähe des sumpfigen Mangroven-Waldes, aus Rhizophora-,
Bruguiera-, Ficus- und Guttiferen-Bäumen, sehr ungesund ist. Der Boden des Marktplatzes
ist fast siebartig von Löchern durchsetzt, und bei Dunkelwerden kriechen aus ihnen kleine
Krabben hervor, die .Sich überall unangenehm bemerkbar machen. Gründler, in seinem
Schlafsack auf der Erde, hat wegen dem ständigen Gekrabbel und Geknister der unter ihm
eingeschlossenen Tiere keine Nachtruhe finden können.
Von der Nordküste aus unternahm ich eine Tour durch die Landschaft T a n k e n o
(Fig. 2), und schickte meinen Assistenten zum Batun Sangia-Berge. Außer einer Reihe
Batu
Mongiwa.
Wumbu Wetur'uq
lalilb -
S a ngia Wita Mata-Ia-Kambula.
. c.iälfBo S a n g ia
Fig. 2. Die b e id en h ö ch s ten Berge Kabaenas vom Norden her.
schöner Pflanzen sammelten wir auf der buschreichen Ebene etliche Käferarten, einen
hübschen, metallisch blau schimmernden, weiß getüpfelten kleinen Bock (Longicornia sphenura
elegans), viele schmale Brentiden-Rüßler, weißgefleckte schwarzglänzende Goldkäfer (Cetonia
celebica), sodann dunkelblaue Prachtwanzen (Calliphara), kugelige, blaugrüne Philia, sowie
große Schmetterlinge, vor allem fluggewandte Segelfalter und schwerfällige Danaiden. In
den Sümpfen wurde ein uns schon von Lombok her bekannter Frosch (Rhacophorus
leucomystax Gravh.) gefangen und eine neue Sorte Eichhorn (Sciurus Elbertae, Schwarz)
erlegt. Prächtige bunt gefärbte Loris (Trichoglossus ornatus) schwirrten in dem Bambusgebüsch
herum. Auffallend viele große Segler (Macropteryx Wallacei, Gould) und einzelne
Salangane (Collocalia esculenta, Gray), welche die eßbaren Schwalbennester liefern, umkreisten
die felsige Küste.
In Padangoma war unseres Bleibens nicht lange wegen der unglaublich vielen
Moskiten, unter anderen der berüchtigten Anopheles. Gegen Abend verdichteten sich die
Schwärme derart, daß das Moskitonetz die einzige Rettung war. Die Infektion blieb denn
auch nicht aus, doch erst zwei Wochen später auf Buton kam die Krankheit bei mir wirklich
zum Durchbruch. Als Gründler vom Gebirge zurückkehrte und die Flut hochstand, brachten
uns die Einbaumboote wieder zur „Columbia“.