
 
		Sie  setzten Kaffee, Kuchen, Limonade und Früchte  vor uns  hin  und  hockten  dann  schweigend  
 auf  den  Erdboden  nieder,  den  Befehlen  ihrer  Herrinnen  gewärtig. 
 Die  alte  Sultanin  war  von  unangenehmer Neugierde  und  stellte die intimsten Fragen,  
 welche  sogar  die Dolmetscherin  öfter  zu  übersetzen  verweigerte.  Zwischendurch  nötigte  sie  
 mich  fortwährend  zum  Essen,  und  als  ich  höflicherweise  meinem  Magen  schon  sehr  viel  
 zugemutet  hatte,  wurde  noch  Durian,  die  mir  so  unsympathische  Stinkfrucht,  serviert.  Da  
 ich  mich  bis  zum  Schluß  an  die  Hofetikette  halten  wollte,  würgte  ich  auch  davon  noch  
 einige Stückchen  hinunter,  was zur  Folge  hatte,  daß die Fürstin  mir  noch  zwei der schönsten  
 Früchte,  die  ja  bei  den  Eingeborenen  als  große  Delikatesse  gelten,  einpacken  ließ.  Anscheinend  
 hoch  erfreut  verabschiedete  ich  mich  dankend  und  begab  mich  mit  dem  duftenden  
 Geschenk  in  die  Vorgalerie,  wo  für  die  Expedition  das  Abschiedsfest  gefeiert  wurde,  
 an  dem  die  Palastdamen  nicht  teilnehmen  durften. 
 Heute  erhielten  wir  außer  Selterswasser,  Limonade  und  Kaffee  Bayrisch  Bier  und  
 holländischen  Bittern.  Es  kam  uns  diesmal  kaum  zum  Bewußtsein,  daß  wir  bei  einem  inländischen  
 Fürsten  zu  Gast  waren.  Wir  saßen  auf  Schaukelstühlen  und  an  Marmortischen,  
 hatten  Porzellanteller,  Gläser  und  silberne  Löffel  vor  uns.  Auch  wurde  nach  Landessitte  
 eine  ungeheure  Menge  von  Kuchen  aufgetischt,  Pangaha  genannt,  welche  je  nach  ihrer  
 Form  einen  Beinamen  trug. 
 Man  pflegt  hier wie  im Sultanat  Sumbawa  Kuchenformen  zu  benutzen,  die entweder  
 aus  einem Brett mit vertieften Blumen- und Rankenmustern oder aus zwei,  durch  ein Scharnier  
 verbundenen  Teilen  bestehen,  deren  oberer  ausgeschnittene  Figuren  enthält.  Eine  ganz  
 harte  Sorte  Gebäck  heißt  nach  dem  „Spanischen  Pfeffer“  (saha)  Pangaha  saha.  Außer  
 Reis-  und  Maismehl  wird  bei  Hofe  aber  auch  schon  europäisches  Weizenmehl  verwendet,  
 z.  B.  zum  Bingka  päsir,  mit  vielen  Eiern  und  Zucker.  Eine  von  den  Makassaren  herrührende  
 Leckerei  ist Puto katjang (puto =  Einhüllen)  aus  gestampftem Zucker  mit  gerösteten  
 Erdnüssen  (katjang,  Bim:  rapa,  von  Arachis hypogaea L).  Ein  saftiger  runder Marzipan-ähnlicher  
 Kuchen,  Kalempe  kanari,  liefert  die  Vermischung  von  Eidotter  und  Zucker  mit  gestoßenem  
 Kanari-Mandeln  (Canarium).  Eine  Art Bretzel  besteht  aus Klebreismehl  und  Eiern  
 und trägt ihren eigentümlichen Namen Kara-kale,  „der getrocknete Turban“ wegen der Ähnlichkeit  
 mit  einem  nach  Bima-Art  wurstartig  um  die  Stirn  gewundenen  Kopftuch.  Die  verschiedenartig  
 zubereiteten  Bananen,  mit  Mehlteig  umgeben  und  gebraten,  (kalo  ntjango)  
 oder  ohne  diesen  (kalo  rabalo)  fehlen  natürlich  auch  hier  nicht  (Bd.  I.  Lombok,  S.  67).“ 
 Bei  jeder  Kuchensorte  lagen  Gabel  und  Teelöffel'zum  Nehmen  und  vor  uns  auf  
 den  europäischen  Tellern  sogar  Kuchenmesser  und  Gäbelchen.  Bei  einer Fruchtmarmelade  
 jedoch,  bei  der  ein  Löffel  am  nötigsten  gewesen  wäre,  fehlte  ein  solcher.  Als  meine  
 Frau  vom  Sultan  aufgefordert  wurde,  von  dieser,  wie  er  sagte,  besonders  wohlschmeckenden  
 Sorte  einmal  zu  kosten,  dachte  sie  unschlüssig:  Wie  die  klebrige  Masse  auf  den  Teller  
 bekommen?  Ein  Abschlagen  gilt  als  eine  persönliche  Beleidigung,  doch  noch  ehe  sie  die  
 zweite  Aufforderung  ausführen  konnte,  griff  der  Sultan,  welcher  ihr  den  Grund  der  Zögerung  
 wohl  vom  Gesichte  ablas,  mit  den  Fingern  in den  Haufen  hinein  und  tat  etwas  auf  den  
 Teller.  Auf  einer  Expedition  gewöhnt  man  sich  an  solche  Kleinigkeiten,  und  meine  Frau  
 ließ  sich  den  Appetit  nicht  verderben,^#-  trotzdem  der  hohe  Herr  eine  unangenehme  Angewohnheit  
 hatte,  n ämlich,E-  ständig  tief  in  der  Nase  zu  bohren.  — 
 Der  Abend  verlief  im  übrigen  außerordentlich  gemütlich,  und  auch  eingeborene  
 Weisen  erklangen.  Der  Sultan  aber  ließ  uns  nicht  eher  fort,  bis  meine  Frau  und  ich  nach  
 der Melodie  der „Donauwellen“ des  Grammophons  einige Walzer  getanzt hatten,  an  welchen 
 sich  auch  bald  die  indoeuropäischen  Herren  und  Damen,  sowie  Ambonesen  beteiligten.  
 Trotzdem  wir  in  der  Frühe  des  nächsten  Morgens  die  Expedition  nach  dem  Westen  der  
 Insel  in  die  Sultanate  Dompu  und  Sumbawa  fortsetzen  wollten,  wurde  es  sehr  spät. 
 Regierung  und  Geschichte  des  Sultanates  Bima. 
 Die  B e v ö l k e r u n g   des  Sultanates  Bima  besteht,  wie  früher  bereits  auseinandergesetzt, 
   aus  mehreren  Menschentypen,  einem  älteren  indonesischen,  der  dem  sasakschen  
 von  Lombok  nahesteht,  im  Nordosten  und  der  Landschaft  Donggo  an  der  Westseite  der  
 Bai, dann  einem jungmalayischen,  den Makassaren  ähnlichen Volke  der Bugis-Schicht  (Fig. 81,  
 Taf. XI,  Fig.  8)  mit  
 der  Hauptverbreitung  
 im flachen Gebiete  
 der  Umgebung  
 der  Hauptstadt, 
   sowie  an  den  
 Küsten und schließlich  
 den Kolos,einer  
 Mischlingsvarietät  
 von  wechselnder  
 Beschaffenheit.  In  
 sozialer  Beziehung  
 zerfällt sie zwar wie  
 gewöhnlich in Adel, 
 Volk  (oder  Mittel-  Fig.  81.  Bimanesen  aus  d e r   Gilde  d e r  Zim m e rleute ,  d en  ju ngm a layischen  Mischlingstypus  zeigend. 
 stand) und Sklaven, 
 bezw.  Leibeigene,  weist  aber  auf  Bima  eine  Besonderheit  auf,  nämlich  eine  scharfe  Einteilung  
 in  Kl a s s en,   die  Dari,  welche  jedoch  nicht  mit  den  Kasten  der  Balier  Lomboks  
 (Bd.  I,  S.  101)  zu  vergleichen  sind.  Bereits  Zollinger  teilt  darüber  einiges mit,  doch  vermag  
 ich  dank  der Unterstützung  des  Herrn  Civiel-Gezaghebbers  Banse  von  Bima  einen  ausführlicheren  
 Bericht  zu  geben. 
 Die Da r i s   lassen  sich  etwa als Gilden bezeichnen,  deren  Herrendienste  und  sonstigen  
 Verpflichtungen  dem  Staat  gegenüber  in  bestimmterWeise  geregelt  sind.  Sie  stehen  unter  
 der  Oberhoheit  von  zwei  Bumis,  dem  Bumi-luma  Rasa  nae  (rasa  ===  das  Dorf  nae == groß)  
 und  dem  Bumi-luma  Bolo,  dem  höheren  von  beiden,  welcher  zusammen  mit  dem  Rume  
 Bitjara  die  Hauptmacht  besitzt. 
 Dar i   R a to ,'  d ie   Ad e l i g e n ,   unter  der  Oberaufsicht  des  genannten  Bumi - luma  
 Rasa  nae  im  östlichen Bima  und  des Bumi-luma Bolo  im westlichen, haben die Verpflichtung,  
 ihre  Kinder  zur  Hauptstadt  zu  schicken,  wo  sie  Hofdienste  leisten  müssen  als Pagen  bezw.  
 Träger  der Sirihpinang-Dosen  für  den  Sultan  und  seine Gemahlin,  genannt:  Pakalawin  epu  
 (epu,  auch  ein  Gebäck).  Bei  Festlichkeiten  tanzen  vor  allem  die  Mädchen:  Bone  bäla (mal:  
 balas  S   vergelten),  die  Tänzerinnen.  Später  werden  sie  Hofdamen,  Bumi  asi  und  die  
 Knaben  Kammerherren,  Bumi  djara,  vom  Sultan  und  Kronprinzen,  und wenn  sie  erwachsen  
 sind,  je  nach  Leistung  mit  Staatsämtern  bekleidet.