
 
		tücher.  Die  Eheschließung  selbst  besteht  nur  in  einer  Ermahnung  von  Seiten  der  Eltern  
 (töun)  und  zwar  zuerst  des  jungen  Mannes  mit  den  Worten:  „Go  mamane  se  nuna  ta  iak  
 babata!  Du, Mann,  tue  nichts,  was Deiner  Frau  nicht  gut  ist 1“,  dann  der  Frau:  „Go  babata  
 se  nuna  ta  iak  mamane 1  Du  Frau,  tue  nichts,  was  Deinem  Manne  schadet 1“ 
 Darauf  bietet  die  junge Gattin  allen  Familienmitgliedern  und  den  älteren Anwesenden  
 den  Sirihpinang  an,  (säro  lianpäni =  das Rundreichen  an  die Verwandten).  Dieser Zeremonie  
 folgt  die  eigentliche  Feier  häufig  erst  viel  später.  Gewöhnlich  wird  aber  bereits  an  diesem  
 Tage  beraten,  wie  und  wann  diese  stattfinden  kann  (laläit  natr£T  dedas =  die  Alten  setzen  
 sich  zusammen),  und  welche  Tiere  zum  Festessen  (näke =  Festvorbereitung)  zu  schlachten  
 sind.  Zu  liefern  von  Seiten  der  Frau  ist  gewöhnlich  ein  Schwein  von  5  Jahren  und  ein  
 Büffel  mit  mindestens  30  cm  langen  Hörnern. 
 Alle  teilnehmenden  Verwandten,  sowie  die  Bekannten  des  Mädchens  tragen  ihr  
 Scherflein  zum  Hochzeitsfeste  (hain  päta =  ein  Mädchen  verheiraten)  bei.  Dieses  besteht  
 aus  einem  Festmahl,  Gesang  (loli  r£a)  und  Tanz  (löre)  von  Männern  und  Frauen  unter  
 Trommelbegleitung  (lero  tlti).  Die  Lieder  stellen  gewöhnlich  Vergleiche  mit  Blumen  (löli  
 modo =  Blumenlieder) dar, welche auf das Eheleben anspielen und häufig erotischer Natur  sind. 
 Der  Männerchor  beginnt  z.  B.  mit  den Worten: 
 „Timor  napari  maipa  I  „Des  Ostmonsuns Wolken  sind  aufgestiegen, 
 Harat  napari  maipaI   |  Des  Westmonsuns Wolken  sind  aufgestiegen.“ 
 worauf  der  Frauenchor  einfällt: 
 „Sima  pupun  lät  66  g6  hdan,  I  „Sei  nicht  böse  in  Deines  Herzens  Tiefe, 
 S im a   orin  lät  66  gö  ate“  ~|  Niemals  so  sehr,  daß  Du  es  bereust.“ 
 Nun  fahren  die  Männer  fort  und  singen: 
 Modo  ata  uma  un,  |  Blüten  vom  Kelor-Baum,  Liebling  an  des  Hauses  Ecke, 
 darauf  der  Frauenchor: 
 Monu  pala  p a i  pei  sia  ndmo  \  Fallet  hernieder  auf  meines  Herrn  Grund. 
 Eine  Strophe,  welche  von  den Männern  wiederholt wird.  In  einer anderen Variation  heißt  es:  
 Modö  huna  monu  rea,  I  Blüten  des  Kelor-Baums  fallet  zur  Erde, 
 A ta  una  un,  s6-un  Liebling  an  des  Hauses  Ecke; 
 Palik  madadaik  Nahe  dem  Feuer  aus  des  Topfes  Innern 
 Lena  wawan.  |  Laß Wawan-Dämpfe  Dich  umwehen. 
 Beim  letzten  Vers  denken  sich  die  Sänger,  daß  die  junge  Frau  leicht wie  die  Büffelmutter  
 ihr  Kind  gebären  möge  (zur  Erde  fallen  lasse).  Die Wawan-Dämpfe  aber,  welche  
 auch  bei  dem  früher  geschilderten  Opferfeste  angewandt  werden,  sollen  die  Fruchtbarkeit  
 in  der  neuen  Familie  erhöhen. 
 Auch  dem  Paipdi  we-waki  bringen  die  Tobu  Tihu  bei  Hochzeiten  ein  Op f e r   dar.  
 Sie  legen  nämlich  folgende  Dinge  in  einen  Topf (wenn möglich  in  einen  alten  chinesischen):  
 Bastfasern  von  der  Kokosnuß,  Schalenstücke  von  der  Brotfrucht,  Erde  vom  Grabe  der  
 Eltern,  gekaute  Sirihballen  alter  Leute  und  ein  Stück  „Gold“  (nämlich  Kupfer).1)  Auf  diese  
 Gaben  gießen  sie  Wasser  und  schütten  es  über  den  Kopf  des  jungen  Paares.  Durch  die  
 Zeremonie  soll  Pap6i  we-waki  die  Eheleute  glücklich machen  und  vor Krankheiten  bewahren. 
 Die  Tihu-Leute  pflegen  niemals  mehr  als  2 Weiber  zu  nehmen,  welche  sie  außerordentlich  
 hoch  halten;  denn  die Sitte wacht  streng über  den Verkehr der beiden Geschlechter.  
 Niemals  darf  ein  Jüngling  das  Haus  oder  den  Garten  seines  Mädchens  betreten,  wenn  der 
 J)  Beim Welemur-Stamm  spielen  runde  Silberblechscheiben  (pel  hui',  lawon  napelar,  Südküste  
 mas  bulan)  eine  Rolle  beim  Frauenkauf. 
 Vater  der  Betreffenden  nicht  daheim  ist.  Beleidigt  ein  Mann  durch  ungehörige Reden  eine  
 Frau,  so  kann  diese  Entehrung  nur  der  Tod  sühnen.  Hat  sich  ein  Jüngling  mit  einem  
 Mädchen  vergangen,  so  legt  man  solches  als  Liebe  aus,  und  beide  müssen  sich  heiraten.  
 Verführt  ein Verheirateter  aber  die  Frau  eines  anderen,  so  muß  er  eine  Buße  zahlen,  die  
 meist  so  hoch  bemessen  ist,  daß  er  sie  gewöhnlich  nicht  aufbringen  kann,  nämlich:  3  Büffel,  
 10  Schweine,  10 Ziegen,  10 Klewangs,  10 Lanzen,  1  Schild,  10 Lendentücher,  10 Slendangs,  
 und  10  Schamgürtel.  Bei  Zahlungsunfähigkeit  wird  der  Ehebrecher  in  den Wald  gejagt  
 und  getötet,  die  beteiligte  Frau  geht  jedoch  immer  straflos  aus.  Bei  den Welemur-Leuten  
 Aöwas  müssen  hingegen  ihre  Eltern,  wie  bei  vielen  anderen  indonesischen  Stämmen  eine  
 Buße,  gewöhnlich  ein  Lendentuch,  entrichten. 
 Die  Gatten  scheinen  bei  den  Tobu  Tihu  durchweg  in  Eintracht  leben.  Sollte  ein  
 Mann  seine  Frau  schlagen,  so  würden  die  Stammesgenossen  nicht  eher  ruhen,  bis  der  
 Übeltäter  getötet  ist.  Infolge  der  guten  Behandlung  pflegen  E h e s c h e i d u n g e n   fast  gar-  
 nicht  vorzukommen. 
 Von  den  geschilderten  Ehegebräuchen  unterscheiden  sich  wesentlich  diejenigen  der  
 Be wo h n e r   Von  Mahuan.   In  diesem  Gebiete  herrscht  die  Sitte,  daß  die  Mädchen  sich  
 den  Mann  aussuchen  und  ihm  den  Antrag  machen  (röT  hoa ==  fragen  um  die  Ehe,  aber  in  
 Ilmedo:  „seti  ràsa  sau“r =  zur  Frau  wünschen).  Als  ich  die  Frau  des  Häuptlings  fragte,  
 welche  Eigenschaften,  denn  der  Auserwählte  haben  müsse,  lautete  die  Antwort:  „Er  muß  
 stark  genug  sein,  einen  Acker  anzulegen,  wenn  möglich  aber  reich.“  — Willigt  der  Mann  
 in  die  Heirat  (kalirang)  ein,  so  entführt  er  bei  Nacht  das  Mädchen  („lòri  d ò P '=  fortlaufen,  
 um  sich  zu  verbinden  oder  „lòri  mööro“ =  zusammen  fortlaufen)  und  bringt , sie  in  seine  
 Wohnung.  Bemerken  die  Eltern  am  anderen  Morgen  das Verschwinden  ihrer  Tochter,  so  
 beginnen  sie  zu  suchen  und  finden  sie  sehr  bald.  Darauf  setzen  sie  sich  vor  dem  Hause  
 des  Bräutigams  nieder,  und  die  Braut  erscheint,  um  ihnen  Sirihpinang  anzübieten  (genannt  
 peko1)  näro,  tefa2)  nis)  ina  ni  ama =SSirihpinang  nehmen,  um  es  zu  geben  Mutter  und  
 Vater)  und  zwar  mit  den Worten:  „Peko  näro  u-ina u-amal“  „Nimm  den  Sirih, meine Mutter  
 und  mein  Vaterl“  Nach  dieser  Zeremonie  beginnen  die  Eltern  über  den  Kaufpreis  (u-pfeli,  
 ompfeli  und  pheli,  an  der  Südküste:  „hahélian“  und  „osa“,  die Buße)  zu  verhandeln.  Der  
 Vater  sagt: 
 Naha  gäh  ompfeli,  ompfeli  au  I  Höret  das  Kaufgut,  den  Preis  für  mein  Kindl  
 wana\  _ 
 Om-no  ompfeli  la  ni  ama,  n i  ]  Bezahle  die  Entschädigung  seinem  Vater,  seiner  Mutter,  
 ina,  n i  susa,  n i  wana.  für  den Verlust  ihres  Kindes. 
 A u   lièti*)  u  wana  ompfeli  doi6)   Ich  bitte  um  meines  Kindes Bezahlung,  entsprechend  der  
 n i  sa  susa  lièti  ompfeli.  |  Traurigkeit  bestimme  ich  den  Kaufpreis. 
 Darauf  antwortet  der Vater  des  Bräutigams: 
 „Au  konu  pheli,  etalu  nardgi.“  |  „Ich  zahle  den  Kaufpreis,  fürwahr,  ich  tue  es.“ 
 Darauf  fährt  der  Brautvater  fort: 
 „Go  fu iu   la  opi,  tetu  opi,  I  „Du,  umfasse  das  Schwert,  erhebe  den  Klewang, 
 Tetu hanu,  la*)  naia1)  ori ntjoi")  j  Schwöre  beim  Höchsten,  nicht  umsonst  zu  nehmen  das  
 fa-fnta.“  ■ |  Mädchen.“1!;;, 
 iTmal.:  pegan,  nehmen.  ■)  geben.  *)  sein;  au  und  u =  mein,  ich;  it  unspr, wir;  si jene;  mi diese.  
 ‘)  fragen,  an  der  Südküste:  seti.  ')  folgen;  rö =  bringen,  ro  d j i - n ^  bring hierher,  ma f g  mai der  
 Südküste;  ro  dji-la  =   bring  dorthin,  lä,  was  (läa  Südküste),  14a,  gehen  (lä  Südküste).  ’)  taik  =   nicht.  
 ')  mala = :bringen,  an  der  Südküste:  raia.  “)  durch  (doi  an  der  Südküsfe).