In den später besuchten Dörfern Utan und Alas ließ ich Fische mit Schöpfkörben
fangen. Bei dieser Gelegenheit erhielt ich auch einen kleinen Einblick in die Z u s t ä n d e
d e s D i s t r i k t e s A la s , der sich früher immer schon durch seine Unbotmäßigkeit dem
Sultan gegenüber ausgezeichnet hatte. Die Dorfhäupter von Alas und Mapin wurden nämlich
von mir gebeten, in den Flüssen auf meine Kosten Fische fangen zu lassen. Sie willigten ein,
trafen jedoch keinerlei Anstalten. Am nächsten Tage zur Rede gestellt, wiederholten sie
ihr Versprechen. Nachdem mein neuer Sergeant Vuursten sich bemüht hatte, auf sie einzuwirken,
entließ ich die hohen Herren und hörte dann, wie das Distriktshaupt von Mapin, das,
wie mir Herr Hauptmann Müsch mitteilte, der Regierung ein sehr verdächtiger Alter sei, zu einem
anderen auf Sumbawanisch sagte: „Nun, wenn er uns zum 10. Male aufgefordert hat, können wir
ja mit dem Fischen beginnen“. Da ich den Ausdrlick,„10Mal sagen“, verstanden hatte,ließ ich mir
die Worte von einem vertrauten inländischen Beamten übersetzen. Am Abend um 5 Uhr war in
der Tat noch niemand erschienen, und deshalb begab ich mich zur Wohnung des Oberhäupt-
lings von Alas, der mir zur Antwort gab: „Man ist bei der Arbeit, hat jedoch noch nichts
gefangen.“ Als ich den Mann aufforderte, mir seine Leute beim Fischen zu zeigen, machte
er Ausflüchte und sagte ganz ruhig: „Gerade sehe ich sie zurückkommen“. Auf meine
Weisung diese dann sofort zu bezeichnen, deutete er auf beliebige gerade dastehende
Personen, zufällig jedoch auf unsere eigenen Pferdehüter.
Nun war meine Geduld zu Ende. Ich hielt ihm seine früheren verräterischen Worte
vor und ließ seine Leute unter militärischer Bewachung noch spät abends fischen, beauftragte
ihn selbst, die Pferde für den Weitermarsch am nächsten Morgen zur Besichtigung vorzuführen.
Man brachte mir für meine Gattin ein stolz aussehendes, feuriges Tier, und das
Oberhaupt versicherte mir, es sei das beste im ganzen Land. Es wurde von 4 Leuten
gehalten und schien vor uns ängstlich zu sein. Kaum war ich aber, um einen Proberitt
zu machen, auf seinem Rücken, als es mit hoch erhobenem Kopf im wildesten Tempo
davonstürzte. Alle meine Reiterkünste blieben erfolglos; es raste unaufhaltsam mit mir über
Stock und Stein dahin. Endlich gelang es, das Tier im weiten Bogen zur Umkehr zu
bringen, sodaß ich den Ausgangspunkt wieder erreichte. Nun sauste ich mit der Furie
mitten in den Haufen der anderen Pferde und sprang bei dem plötzlichen Ruck ab. Als
ich das staunende Distriktshaupt zur Rede stellte, meinte er nur: „Mein Herr ist ein guter
Reiter und hat sich nicht die Beine gebrochen“, und als ich ihn auf die Unverschämtheit,
dieses Tier auch noch für meine Frau zu bestimmen, hingewiesen hatte, beteuerte er demütigst:
„Das Pferd ist das beste des Landes, es hat 100 Gulden gekostet und — hat noch nie
einen Menschen getragen“.
Diese beiden Beispiele zeigen, daß sich im Sumbawanen mit der Faulheit noch die
Niedertracht und Bosheit paart. Lügenhaftigkeit und Heuchelei ist einer der hauptsächlichsten
C h a r a k t e r z ü g e . Gibt man jemanden den Auftrag, irgend eine Kleinigkeit zu
besorgen, und zwar für gutes Geld, so läuft der Betreffende diensteifrigst mit großen Schritten
davon, um sich nie wieder blicken zu lassen. Die Sumbawanen gehören zu der schlimmen
Sorte von Menschen, die äußerlich freundlich sind und auf die Wünsche anderer einzugehen
scheinen, alles versprechen, aber nichts halten. Sie ähneln darin den schlauen Japanern,
welche gern andere aushorchen, aber nie mit ihrer eigenen Ansicht zum Vorschein kommen,
sich in Liebenswürdigkeiten überbieten und einem in allem scheinbar entgegenkommen,
aber in Wirklichkeit nicht einmal daran denken.
Diese ungünstigen Eigenschaften scheinen nach meiner Erfahrung fast die meisten
jungmalayischen Mischvölker an sich zu haben; ich beleuchtete bereits den unangenehmen
Charakter der Butonesen des Näheren. Nicht die höhere Kultur, aber die durch diese erlangte
Kenntnis eines genußreichen und bequemeren Lebens, vor allem der übermäßige
Alkoholgenuß und jener zerrüttende Opiumgebrauch hat auch im Sultanat Sumbawa die
Menschen verdorben und entnervt, sodaß sie fast wie im Halbschlafe, einem Zustande der
Gleichgültigkeit, dahinleben. Die Trägheit und Schlappheit, sowie die Sucht zu täuschen,
überschreitet hier, besonders im westlichen Teile des Landes, die Grenzen des Erträglichen.
Bei meiner Ankunft in Alas nahten sich die Häupter und überreichten mir, wie sie
sagten, als Ehrengabe (hormat) recht feierlich, der alten Sitte gemäß, 4 Eier und 1 Huhn,
nämlich ein Kücken aus Haut und Knochen. Ich gab dem Überbringer, wie immer, den
entsprechenden Geldbetrag, da hörte ich die beiden Häupter einander sagen: „Gut, daß Du
bezahlst, sonst bekämest Du auch keine Hühner mehr“. Meinen Plänen, die Charakterzüge
zu studieren, treubleibend, zog ich natürlich die Boshaften nicht sofort zur Verantwortung.
Der Scheinheiligkeit und Falschheit gesellte sich wie immer auch die Dieberei zu.
Alle möglichen Dinge wurden mir in diesem Lande gestohlen. Meine Seifendose aus Nickel z. B.
verschwand unter den Augen des Wachtpostens gleich nach meiner Ankunft in Utan, nachdem
ich mich gerade gewaschen hatte. In Lopok ließ mein Diener einen geologischen
Hammer vom Pferde fallen. Ein Sumbawane hob ihn auf, (jeder hatte es gesehen, doch
keiner wollte ihn in den Händen gehabt haben. Erst als der Civiel-Gezaghebber die Zurückgabe
nachdrücklich verlangte, wurde mir der Hammer 3 Tage später gebracht.
Von Alas gelangten wir die letzten 45 km über Setelok nach Taliwang, dem Handelsplatz
und der Hauptstadt des alten sumbawanischen Vasallenstaates, in einem Tagesritt, da
die Pferde zweimal gewechselt werden konnten. Zwischen den beiden letzten Orten liegt
ein etwa 9 km langer und 2 km breiter morastiger, rings von Bergen eingeschlossener
S u m p f s e e , eine Nord—Süd-liche Grabensenkung, die sich in jungdiluvialer Zeit gleichzeitig
mit der ihr parallellaufenden Alas-Straße bildete. Dieser stand ursprünglich mit dem
Meere durch die Taliwang-Bucht in Verbindung und enthielt infolgedessen anfangs Meeresfische.
Als in der Alluvialzeit aber durch die Hebung, welcher die Terrassen um vielleicht
20 und 37 m von Taliwang angehören, der Meeresarm zu einem Binnensee wurde, süßte
allmählich das Wasser aus. Die Meeresfische paßten sich den neuen Lebensbedingungen
an und wurden Süßwassertiere. Dieser Vorgang der Umwandlung vollzog sich also in
verhältnismäßig kurzer Zeit und zeigt uns direkt, auf welche Weise Süßwasserfische entstehen
können, die zur Familie der Meeresfische gehören. Dank der Unterstützung des Herrn
Leutnant R. Meier in Taliwang gelang es, folgende von Fräulein Dr. C. Popta-Leiden
bestimmte Arten zu sammeln:
G o b id a e . ■> - -U p iL M u g i l id a e
Eleotris Hoedti, Blekr.
„ gyrinoid.es, Blkr.
Gobius giuris, H. B.
„ grammepomus, Blk r.
E lo p id a e
Megalops cyprinoides, (Brouss) Blkr.
Mugil sundanensis, Blkr.
K u h l i id a e
Kuhlia marginata, (C. u. V.) B l gr.
S e r r a n i d a e
Ambassis gymnocephalus, (Lac.) Blkr.
Neben diesen Arten kommen noch folgende echte S ü ß w a s s e rf o rm e n vor:
C y p r in id a e I Sy m b r a n c h i d a e
Rasbora Elberti, Popta. | Monoplerus albus, (Zuiew) J. u. S.