eine hohe, aber fliehende Stirn und stark hervortretenden Lippenkegel, sowie scharfe
Nasomalar-Falten, fliehendes, daher kurz erscheinendes Kinn, eine plumpe, dicke, mit einem
leichten Höcker versehene, an die westlichen Papua-Stämme erinnernde Nase mit mäßig
vertiefter Wurzel, sowie etwas schief stehenden Augen unter kräftigen Supraorbital-Wülsten.
Ein anderer Häuptling, der von Aüwa (Taf. XXV, Fig. 1), steht dem primären Typus des
Welemur-Stammes schon nahe. Für ihn ist, wie überhaupt für die Wetaresen außer der
abgestumpften, gebogenen Nase der starke Bartwuchs und die Spärlichkeit des Kopfhaares
bemerkenswert. Dieses weicht häufig in der Stirn stark zurück, und selbst vollständige
Glatzen kommen vor.
Die Welemur-Leute von Aüwa zeigen gegenüber den Küstenbewohnern eine gewisse
Urwüchsigkeit und mehr primitive Körpereigenschaften, welche jedoch am deutlichsten bei
den mehr isoliert lebenden Bewohnern Aüwas auffällt. Diese haben ein, von vielen
besonders starken Nasomalar-Falten durchzogenes Gesicht, einen großen häßlichen, vorstehenden
Mund, kaum geschwungene Lippen und ein zurückweichendes Kinn. Hauptsächlich
die große und breite Nase hat eine eigenartige Form und ähnelt derjenigen von
Papuas. Sie tritt in stark abgesetzten Flügeln auseinander, ist deutlich gebogen und an
der Spitze überhängend, meist vorn abgestutzt und verdickt, sodaß eine oft deutliche
jüdische Physiognomie zustande kommt. Die Stirn hat eine bedeutende mittlere Vorwölbung,
dicken Augenrand und darunter scharfe, stechende Augen, gelegentlich mit selbst affenartig
lauerndem Ausdruck, welcher bei einem Mann (Taf. XXVIII, Fig. 2, rechts) durch die starke
Prognathie noch erhöht wird. Das brachycephale Schädeldach geht scharfwinkelig in die
meist gerade Stirn über und verleiht dem Kopf bei oft gleichzeitiger Abplattung der
Schläfenpartie eine gewisse Eckigkeit. Das meist stark gekräuselte Haar bildet vor allem
bei manchen Frauen eine dicke, unordentliche Lockenmasse. Es wird den Kindern gern
bis auf einen halblangen Büschel am Hinterkopf und einen vorderen Kranz abgeschnitten.
Der Schnurrbart ist nur spärlich vorhanden und der Vollbart immer ziemlich stark entwickelt.
Die Arme erscheinen bei einigen Aüwa-Leuten verhältnismäßig lang, die Füße
hingegen normal, eher klein, besonders bei Frauen.
Das weibliche Geschlecht, welches sich ja am konservativsten neuen Blutmischungen
gegenüber verhält, verrät noch deutlich das indonesische Element; es unterscheidet sich viel
weniger von den sonst im ostmalayischen Archipel auftretenden Menschentypen und ist
manchmal nicht unschön zu nennen. Durch seine größere, wenn auch meist ziemlich breite,
aber bis zur Wurzel mit deutlichem Rücken erhöhte Nase sieht es vorteilhafter aus als die
Frauen mit der gemeinmalayischen, niedrigen Stumpfnase. Die allerdings etwas vorstehende
Mundpartie entbehrt jedoch meist den angenehmen Schwung der Lippen. Diese erscheinen
im Winkel gewöhnlich zusammengekniffen, eine mir auch bei Frauen im südöstlichen Wetar
(u. a. Taf. XXVI, Fig. 4) aufgefallene Erscheinung, sind schmal und unten, im mittleren
Teile, häufig etwas lappenartig verlängert.
Die Tobu Tihu im Gebiet des Tihu-Sees haben etwas dunklere Farben als die
Küstenbewohner, mittlere braune Töne, welche jedoch auch hier bald heller, bald ein wenig
dunkler sind. Sie besitzen eine übermittelgroße Körperlänge, doch habe ich wegen der
Scheu der Leute vor jeder Annäherung keine Messungen machen können. Einige Männer
zeigen sogar eine ganz stattliche Größe, andere, z. B. ein Häuptling, wiederum ziemliche
Kleinheit, wie aus dem Bilde (Taf. XXVII, Fig. 1) ersichtlich ist. Die Tihu-Leute fallen durch
ihre Schlankheit, dünnen Beine, kleinen, selbst zierlichen Füße und eine außergewöhnlich
runzelige Haut, die besonders an den Beinen und im Gesicht große Falten wirft, auf.
Ihre durchaus nicht indonesischen Gesichter unterscheiden sich von den Bewohnern
der westlichen Inseln durch die Prognathie, das sich zuspitzende und zurückweichende Kinn
und die breite, teils gerade, teils mit le ich tem Höcker hervortretende, geflügelte Nase
(Taf. XXVI, Fig. l ;Taf. XXVII, Fig. 1), welche eine scharf geschnittene, dreieckige Form
aufweist. Der deutliche, wenn auch breite Rücken bleibt bis zur Wurzel sichtbar, liegt aber
an dieser Stelle ziemlich stark vertieft. Ein zweiter Typus (Taf. XXV, Fig. 2; Taf. XXVI,
Fig. 2, mitten) zeichnet sich durch schmalere Gesichter und Nasen aus; jedoch in Formen,
welche bei Papuas ebenfalls auftreten.
Die Stirn der Tobu Tihu besitzt eine außergewöhnlich starke zentrale Vorwölbung
und Höhe. Der Schädel macht einen ausgesprochen weiblichen Eindruck. Ein durch Ilmedo-
Leute von einem Schwesterstamm der Tobu Tihu, den Peraiern, erbeuteter Schädel, der
nach mehrfacher Zeugenaussage von einem Manne mit Namen Ma-Heo stammen soll, sieht
vollständig weiblich aus. Er besitzt ebenfalls auffallend stark vorstehende Kiefer (Fig. 153).
Interessant ist er ferner durch den
dreieckigen, sich zwischen Stirn-,
Schläfen- und'Wangenbein einschiebenden
Schaltknochen, auf den Herr
Hofrat Dr. Hagen mich aufmerksam
machte.
Wie bei dem Perai-Kopf, so sind
auch bei den Tobu Tihu die Supraorbital
Wülste kräftig entwickelt, und
der Augenrand greift schirmförmig
über die tiefliegenden Augen und die
Nasenwurzel. Der ziemlich große
Mund ist auffallend wenig geschweift,
seine Oberlippe schmal, die Unterlippe
hingegen oft kräftig, aber ohne vorstehenden
Lappen. Die Prognathie
wird durch das spitze und zurückliegende
Kinn besonders deutlich.
Fig. 153. S chädel des Pe ra i-Manne s Ma-Heo m it w e iblichen Eigenschaften.
Das Kopfhaar ist engwellig-kraus, oft
lockig und steht wie bei den Papuas
häufig als dichte Masse vom Kopf ab. Es wird durch ein tsana oaer. ein zusammengedrehtes
Kopftuch gehalten oder fällt frei nach allen Seiten über. Auch die papuasische
Sitte, es durch einen Holzreifen zu ziehen und zu einem turmartigen Zipfel zu drehen,
hat vorwiegend im Osten der Insel eine allgemeinere Verbreitung. Vollbärte sind bei
älteren Leuten meist vorhanden, fehlen jedoch den jüngeren ganz, da die Haare von ihnen
mit'einer Pinzette ausgezupft werden.
Die Tobu Tihu we i s e n al so a n t h r o p o l o g i s c h in vi e l en Punk t e n- auf
die Papuas hin, näml i ch d ur ch die ü b e r m i t t e l g r o ß e Lä n g e i h r e s s chl anken
Kö r p e r s , ihr e br ei t a u s e i n a n d e r t r e t e n d e n und g e k r üm m t e n , Lei cht ü b e r h
ä n g e n d e n k r ä f t i g e n Na s e n und d e r e n t i e f l i eg e n d e Wur z e l , sowie d u r c h
die d e ut l i che , of t s t a r k a u s g e p r ä g t e P r o g n a t h i e mi t z u r ü c k w e i c h e n d e m
z u g e s p i t z t e n Kinn und ni cht s e l t en e c k i g em ma s s i v e n Un t e r k i e f e r , die
s t a r k v o r g ewö l b t e , hohe , d u r c h a u s weibl i chem St i rn, s owi e da s e n g -