und Kronprinzessin drückten meiner Gattin ihr großes Erstaunen für diese Leistung aus. —•
Am selben Abend bereitete ich dem Hofe ein Vergnügen mit einer kinematographischen
Vorstellung. Da die Kraton-Frauen, die niemals zum Vorschein kommen dürfen, auch gern
die Bilder sehen wollten, wurde die Leinwand zur Projektion so gewählt,, daß sie die Türöffnung
zu den Frauengemächern ausfüllte. Der Sultan ergötzte sich vor allem an den vielen
preußischen Soldaten, besonders Reitern, welche Attacke ritten, Hindernisse nahmen und
durch einen niedrigen Fluß sausten; die Frauen aber konnten sich an einem badenden
Und allerlei Allotria treibenden, weißen Europäerkinde nicht satt sehen. Zwischendurch
spielte das Grammophon, und hinterher bekamen wir Kaffee, Limonade und Kuchen
vorgesetzt.
Am 17. Dezember, nach meiner Rückkehr aus Nord-Bima, sollte mein of f i zi el l er
Emp f a n g („rawi sära“, rawi = Arbeit, Sache, sära = Regierung, auch „mai saran“, mai =
kommen) bei Hofe sein. Schon am Nachmittag erschienen zwei Boten des Sultans; der
Civiel-Gezaghebber und ich begaben uns, begleitet von den niederen Beamten, Indoeuropäern,
zum Kraton (äsi). Am Tor wurden wir vom Reichsverweser Rato Bitjara und
zwei anderen Reichswürdenträgern empfangen und unter den Klängen der Musik, die Reihe
der spalierbildenden Vorfechter, der Anangguru und Reiter, Djena djara (auch mit dem
makassarischen Titel „Djene“ bezeichnet) entlang zum Sultan geleitet. Dieser und der
Kronprinz trugen eine reich
mit Gold bestickte und benähte
schwarze Uniform,
ähnlich den niederländischindischer
Residenten, sowie
seidene Lendentücher. Sie
standen auf der Treppe des
Palastes, von der Schar
Fig. 80. Ornam en tie rte Re isme sse r au s Bima. ihrer Reichsgroßen, SO w ie
der Leibwache in holländischer
Uniform umgeben. Darauf nahm der Herrscher den Regierungsbeamten und mich
an die Hand und geleitete uns zu den bereitstehenden Stühlen.
In der Mitte saß unter einem großen Sonnenschirm der Sultan, neben ihm seine
Söhne. Er trug ein goldenes Käppchen in Form der buginesischen Spitzhüte (songko),
besetzt mit Diamanten, und der Kronprinz ein ähnliches, jedoch geflochtenes mit Goldreif.
Vor ihnen hockten die Pagen, Dande mone-toi ana Rato (dande, Titel eines niedrigen Beamten,
mone = Mann, toi jung), die Kinder der Fürsten („ana Rato“ vom mal.: Ratu),
geschmückt mit eigentümlichem tellerartigen, schwarz-weißen Petzei („songko lanta“, Ianta =
weiß) und angetan mit Gewändern, die mit Goldflitter benäht waren. Sie hielten goldene Sirih-
kästen, Spucknapf und Trinkkessel. Hinter ihnen zur Linken standen die Träger der Reichsinsignien,
die Parnaka, mit langer goldener Lanze (sarika, bäsi, Taf. XVI), großem runden Schild
(tende) und Schwert („peda“, mal.: pedang), und zur Rechten die Stockträger, Dande
mone-toi. Die Schar der Fürstlichkeiten, der Rato und Bumi, nahmen den linken Flügel
der Stuhlreihe, die Vertreter der Regierung und ich den Kreisbogen zur Rechten des Sultans
ein. Dahinter ordneten sich in Reih und Glied der Kommandant der Waehtmannschaft und
seine Soldaten (dou suba) in blauen holländischen Uniformen und schweren Helmen, die
Gewehre mit aufgepflanztem Bajonett, und daneben die Priesterschaft, sowie die eigentliche
Leibwache (Bumi djäko) aus dem Adel des Landes, kenntlich an schwarzen, glänzenden,
glatten Käppchen und schwarzen Jacken. Im Hintergründe schließlich hatten die Vorfechter
zu Fuß und zu Pferd und seitlich vorn die Musiker: Trommler (dou dandang), Gongschläger
(dou no) und Trompeter mit silbernen und goldenen Klarinetten-artigen Instrumenten
(boé lampa) Aufstellung genommen.
Der Sitte gemäß blieb erst alles eine Weile stumm, dann wurden wir vom Ober-
Zeremonienmeister im Namen des Sultans und der Reichsgroßen bewillkommnet. Alle Reden
mit Sr. Hoheit gingen durch den Dolmetscher. Nach kurzem Zwiegespräch erteilte der
Sultan den Vorfechtern einen Wink, und nun begann das übliche Kr i e gs s pi e l (sere) zu
Ehren der Gäste. Zuerst führten die Anangguru (auch ananguru, buton.: anankolaki, Bd. I,
S. 177, 179) einen Waffentanz auf. In ihrer feuerroten Uniform und ihren weißen, teilweise
mit Goldzierraten behangenen Mützen mit buntem Kinnriemen, die Anführer noch mit
weißen Haarbüscheln darauf und einem weißen, unter dem Kinn niederfallenden Tuch,
sahen alle ganz phantastisch aus. Sie trugen Lanze, Schwert und Schild, tanzten, schwangen
die Lanze über dem Kopfe, sprangen vor- und rückwärts, schließlich sogar bis dicht vor
den Sultan, stießen die Lanzen mit einem Ruck auf den Erdboden und stampften dabei
heftig mit dem Fuße auf.
Darauf erschienen die berittenen Fechter (Taf. XV, Fig. 1), die Djena djära (djära
= Pferd). Sie waren noch bunter angezogen, die Kopfbedeckung, eine hohe Tüte, war mit
goldenem und silbernem Flitter in schönen Ornamenten benäht, und die des Anführers
schmückten vorne noch zwei goldene Hörner, ähnlich wie bei den Bugis von Celebes. Die
Pferde hatten rote Satteldecken, goldglänzende Zaumzeuge und Riemen. Jeder Reitersmann
trug eine lange, mit Haarbüscheln besetzte Stoßlanze in der Hand, trat einzeln vor und
führte sein Pferd im Kreise herum, machte das Tier absichtlich wild, sodaß es sich auf den
Hinterbeinen in die Höhe richtete, und ließ es dann kunstgerecht zu den Klängen der Musik
tänzeln. Stand er schließlich mit dem Pferd dicht vor dem Sultan, so vollführte er mit der
Lanze einen wuchtigen Stoß in die Luft und schrie: „wäl“.
Nachdem alle der Reihe nach dieses Spiel ausgeführt, ließ der Sultan bei eintretender
Dunkelheit die Ehrenbezeugungen für seine Gäste abbrechen. Wir mußten nun in der
Vorgalerie des Palastes Platz nehmen und unterhielten uns sehr angeregt.
Während der Empfangsfeierlichkeiten machte meine Gattin der Sultanin und Kronprinzessin
einen Besuch; sie kann darüber folgendes berichten:
„Mit der liebenswürdigen Gattin des Herrn Banse und einer malayisch sprechenden
Dolmetscherin begab ich mich in das Innere des Palastes. Die Fürstinnen, welche hager
und fast häßlich waren, begrüßten mich mit großer Liebenswürdigkeit. Sie trugen schleppende,
goldbestickte Gewänder, schwarze Seidenjacken und schweren Gold- und Silberschmuck.
Der europäische Einfluß war leider schon überall sichtbar: Schaukelstühle,
Marmortische, Spiegel in Goldrahmen, und das Schlafgemach des jungen Sultans zeigte eine
Einrichtung, die unseren Ansprüchen genügen würde. — Der Kronprinz soll aber dennoch
seine inländische Schlafmatratze, die im Nebenzimmer auf der Erde lag, überdacht mit einem
Moskitovorhang aus vielen bunten Seidenläppchen, dem europäischen Bett vorziehen.
Kaum hatten wir im Empfangszimmer Platz genommen, erschienen fast lautlos
unter der Führung einer älteren Frau, welche eine brennende Kerze trug, eine Menge Hofdamen,
ihre Schleppgewänder zierlich über den Arm geschlagen. Die Oberkörper wurden
bedeckt von lila gefärbten, Kimono-artigen, losen Jacken aus feinstem durchsichtigen Gewebe
mit spitzem Halsausschnitt; duftende leuchtendrote Blüten prangten in dem schwarzen Haar.