Ausgange eines Tales und Mangge auf einem ziemlich breiten Rücken. Der Ort Mbawa
(auch Embawa) erhebt sich unmittelbar über einer senkrechten Wand, und seine Häuser
verlaufen in Reihen auf einer schmalen Flußterrasse. Die Gebäude von Kananta und Tuntu
stehen auf einem steil abstürzenden Rücken stufenförmig übereinander. Zwischen Bäumen,
Palmen und Bananen lugen ihre hellen grasbedeckten Dächer und Giebel hervor und gewähren
bei der Kleinheit der Hütten einen lieblichen Anblick.
Die Hä u s e r fallen bereits durch ihre Form und geringe Größe auf. Sie gleichen
den Reisschobern der Bimanesen und haben nur eine Länge von 2 J/4 bis 2 x/2 m, selten 2 3/4 m
und vier gleich große Seiten. Zwar erscheint ihre Giebelwand wegen der Ausdehnung des
Seitendaches kleiner, doch haben die Messungen eher eine Vergrößerung um 1—2 Dezimeter
ergeben. Zwei Arten von Wohnstätten lassen sich unterscheiden: das Haus mit Spitzdach,
z. B. in Oo und mit Stumpfdach, wie in Kananta, doch kommen auch beide Typen zusammen vor.
Das Spi t zhaus
(lengge,Bim.:leng-
go = Reisschober,
sowie„hoch“),eine
ganz interessante
Erscheinung (Taf.
VIII, Fig. 1 ) ist die
ältere Form. Bei
einer Breite von
meistnur2V2m hat
es eine Höhe von
6*/2—63/4 m, von
denen 2 1/4—2^2 m
durch denPfahlrost
abgehen. Es besteht
lediglich aus
einem weit übergreifenden
Dach
ohne senkrechte Fig. 72. W a s s e rträg e r m it Kalabassen im Donggo-Dorl Kananta. Wand; die vier
Holzpfeiler ruhen
auf Steinplatten und werden von 2X2 horizontalen Balken und 2X4 Schräghölzern, die mit
Hilfe durchgetriebener Holzpflöcke befestigt sind, stabil gemacht (Taf. VIII, Fig. 1.) Die
hochzuklappende Tür (ntjai) bildet die einzige Öffnung; sie sitzt im Dach und ist wie dieses
aus Alang-alang-Gras hergestellt, sodaß man sie in geschlossenem Zustande schlecht bemerkt.
Sie wird über Tag durch einen untergestellten Stock offengehalten, aber durch eine innere
Schiebetür noch halb verschlossen. Als Baumaterial verwendet man Holz und Bambus,
letzteren vor allem für das Dach und den Fußboden, der sich aus einzelnen, in Zwischenräumen
liegenden Bambuslatten zusammensetzt (Fig. 71).
Die zweite Art stellt das gewöhnliche S t u m p f d a c h h a u s (djompa, Bim.: ebenfalls
der Reisschober) dar, das in Kananta 2 ^ 2—2 3/4 m Seitenbreite und etwa 4 1/2 m Höhe aufweist,
von der ca. P /4 auf die Wände und ca. U/2 m auf die Pfeiler entfallen. Da diese
nicht wie sonst bei Wohnhäusern an den Ecken stehen, sondern einander nähergerückt
sind — ihre Entfernung beträgt nur U/2—1 3/4 m sp, so gleicht es dem Reisschober, zumal
sein oberes Pfeilerende außerdem noch den bekannten (Bd. I, Taf. XI, Fig. 1 ), hier jedoch viereckigen
Teller als Schutzvorrichtung gegen Eindringen von Ungeziefer trägt. Trotz dieser
Übereinstimmung repräsentiert das Haus mit stumpfem Dach eine höhere Stufe der Bauart,
als das mit spitzem. Alle Träger sind nämlich durchbrochen, die Balken durch die Löcher
geschoben und festgekeilt. Selbst das tatsächlich als Schober Dienende und die ganz kleinen
Salzhäuschen, z. B. in Kananta, denen auch die Seitenwände häufig noch fehlen, besitzen
keine gepflöckten Verbindungen. In den meisten Donggo-Dörfern, z. B. Oo, fehlen überhaupt
besondere Vorratshütten, da die ärmlichen Bewohner ihr Weniges im Haus selbst
aufbewahren. Außer dem Wohngebäude pflegen sie auch die üblichen, von Lombok bereits
beschriebenen (Bd. I, S. 6, 44) Arbeits- und größeren Versammlungshäuser, einfache, überdachte
Pfahlbauten, zu errichten.
Der Vorzug der Spitzhäuser gegenüber anderen besteht wohl in der besseren Wärmehaltung,.
welche bei der zweiten Art durch dicke Wände aus aufeinandergelegten, dünnen
Baumstämmen erreicht wird, während in der Ebene sonst nur plattgeklopfter Bambus,
Baumrinde und selbst Blätter verwendet werden.
Unter den Wohngebäuden finden nachts die Ziegen und Hunde Unterschlupf; hier
werden auch die Feldgeräte, sowie alle größeren Gebrauchsgegenstände, wie Teile vom
Webstuhl (muna), Garnwickler (langiri), Spinnrad (djanta), aufbewahrt.
Ha u s e i n r i c h t u n g : Im Innern des Hauses, das aus einem einzigen Raum besteht,
trifft man die denkbar größte Einfachheit. Nahe der Türe liegt der Kochplatz (dapu, Küche,
„hidi riha“ d. fcthidi = der Platz und riha = der Herd).1) Er besteht aus drei Steinen
(wadu riha), die auf einem mit Erde gefüllten Kasten (kempa ntjai) oder auf einem Lehmsockel
ruhen. Zum Schutze des Grasdaches dient ein Ofenschirm (dindi, d. i. die Wand,
auch „tjenggo2 afi“ >== Feuerfänger, Vorhang), ein großer Bambusrahmen mit eingesetzten
Stücken Palmblattscheide. Neben ihm in der Ecke stehen ein weitbauchiger Tontopf (mutja)
für Wasser, auf der anderen Seite ein Stapel Brennholz („hadu kaa“, kaa = brennen) und
hier und da Kürbisflaschen (ponda), denn das Wasser muß oft weit hergeholt werden (Fig. 72),
da auf den Bergen meist keine Quellen fließen. Bei hochgelegenen Häusern aber fängt
man wie auf Lombok (Bd. I, S. 9) das Regenwasser mit besonderen Gestellen auf.
Der Schlafplatz (hidi maru-kai) wird jeden Abend in einer Ecke neu hergerichtet.
Man rollt nämlich nur die Matte (dipi) aus Pandanblättern auf und holt aus dem Winkel
das Kopfkissen (lingga), einen runden, leicht ausgehöhlten Holzklotz, hervor. Trotzdem viele
Kapokbäume in dieser Gegend wachsen, verwenden die anspruchslosen Menschen die weichen
Fruchtfasern nicht zu Kissen, sondern verarbeiten sie lieber zü Garn.
Der H au s r a t ist natürlich sehr dürftig, und ich möchte deshalb die Gegenstände
aufzählen: Auf einfachen Recks (tatja, Bim.: tadja) stehen Kochtöpfe (röa), Schalen aus Ton
oder Kürbis (katöa) sowie Büffelhaut (tjombo, Fig. 73), Eßgefäße (kalöa) aus Kokosnußschale,
tönerne Trinkflaschen (ngämo), Reiskörbchen (kasäo, Fig. 74), Salzdosen (käto slah), Topfuntersätze
(Öko) und Nußknacker („baten lal£Ie“, baten = aufschlagen) für die ölhaltige Kemiri-
frucht (Lombok Bd. I, S. 10), dann Reissäcke (sandüru), Körbe für Mais, Hirse und Reis
(„tewu bongi“, bongi ist unenthülster Reis), Reisschwinge (döke) und ein besonderer Trichter
J) W. H. de Vriese (Reinwardts Reis n. h. oosterl. gedeelte v. d. Ind. Archip.; Werk v. h. Kon.
Instit. v. Taal-, Land- en Volkenk. v. Ned. Indie, II Afdeel. Amsterdam 1858, blz. 322) berichtet, daß die
Donggos kein Feuer in ihren Häusern anmachen und jedem Weißen, den Zugang zu ihren Dörfern
verbieten.
2) tjenggu ist nach J. C. G. Jonker’s Wörterbuch ein Amtstitel.