we i t e r g e h t , sowi e die inne r en wes t - und os tmal ayi s chen B ö g en . S ie bewi r k t
die Gestaltung einer zusammenhängenden Landmasse, aber auch den Ei n s t u r z des
L a n g s g r a b e n s i n n e r h a l b des b u r m a n i s c h e n Do p p e l b o g e n s , sowi e die e r s t e n
g r o ß e n Gr a b e n - und Kes selbrüche, wie die B a n d a - S e e u n d den Ar a f u r a - und
T i m o r - G r a b e n . Eine a l l g eme i n e Landsenkung im Diluvium um ca. 2800 m v e r a n l
aß t e 1 n e n Zusammenbruch des austrasischen Festlandes. I h r i o l g t e i n e , n o c h i m Alluvium
b e m e r k b a r e Hebung um m i n d e s t e n s 12-1300 m, we l ch e r die Inseln im w e s e n t l
i chen ihre heutige Gestalt ve r da n ke n.
Meine Betrachtung über die Morphologie des Archipels würde aber unvollständig
sein wenn ich nicht noch eines anderen wichtigen gebirgsbildenden Faktors gedächte, des
Vul kani smus . Zwischen diesem und dem Sedimentärgebirge besteht ein enger Zusammen-
hang. Wie bereits erwähnt, geht das Faltungsgebirge, z. B. im Kendeng und Pandan
Javas infolge Zertrümmerung der Antiklinalen in ein Bruchschollengebirge über und zwar
in diesem Falle bei gleichzeitiger Zunahme der Meereshöhe und wachsender Beteiligung
des vulkanischen Materials.1) Am höchsten Punkte dieses Höhenzuges wächst der kleine
Pandan-Vulkankegel heraus. In den Schluchten dieses Berges zeigen, sich Andesit als
Kern, und als Hülle marine Tertiärsedimente, vulkanische Breccien und altdiluviale terres-
trischePiihecanthropus-Schichten, nämlich knochenführende Lapilli-Tuffsandsteine, -tönbreccien
und Tone.
Auf Flores enthält das aus antiklinalen miozänen Tuffsandsteinen, -mergeln und
-breccien bestehende Grenzgebirge im mittleren Teile der Insel einen Kern von Diorit und
Porphyrit-Gesteinen. Die Vulkane hingegen treten zu seinen beiden Seiten auf und zwar
teilweise in NNO-SSW-Reihen, parallel dem Verlauf der Bruchlinien.
Auf Java gehören derartige „halbvulkanische“ Berge, welche bald weniger bald
stärker echte Vulkanbaue Vortäuschen, zu den häufigen Erscheinungen. Da sie g e rn ’große
Vulkanmassive verbinden, so hat man sie gewöhnlich, besonders bei schlangenförmigem
Verlauf, für erodierte Reste alter Ringwälle gehalten, zumal ihre aufgestaute Sedimenthülle
wegen der Lage nahe anderen Feuerbergen aus vulkanischen Aüswurfprodukten besteht.
Auf Lombok besitzt ein solcher Vulkanrücken, der Bonduri, welcher das Rindjani- mit dem
Sembajun-Massiv verbindet, sogar kraterförmige Ausblasungslöcher. Alle möglichen Grade
der vulkanischen Tätigkeit, von Lakkolithen und Gängen angefangen bis Decken, Quellkuppen '
und mächtigen Ringwall- und Kegelbergen sind vertreten.
Nicht nur der burmanische Hauptbogen von Sumatra bis Banda und weiter über
Ambon, Ternate, Halmahera bis zu den Philippinen ist mit Feuerbergen besetztj sondern
diese folgen auch den inneren Gebirgsbögen. Zum Madura-Bogen gehören die Vulkane im
nördlichen Teil Javas, zum Bima-Bogen Sangeang, zum Salayer-Bogen der Bontain in Südwest-
Celebes und die Vulkan-Insel Batu Tara an der Ostecke von Flores, zum Timor-Bogen
das Eiland Batu Api nördlich Wetar und zum Sumba-Bogen ist der Tambora zu rechnen.
D ie V u l k a n b i l d u n g im i n d o a u s t r a l i s c h e n Ar c hi p e l knüpf t s i ch abe r
ni cht al l ein an Z e r r u n g s g e b i r g e , s o n d e r n a u c h ,an Ei nbr uchgebi e t e . In Süd-
Sumatra stellt u. a. die Lampong-Bai einen zwischen NNO—SSW und NW—SO-Spalten
eingebrochenen Graben dar, auf dessen westlichem Horstrande sich die jungen Vulkane
Telok, Ratai und dessen östlichem der Radja basa erheben. Der letzte setzt sich ferner
M- innr.1^ P r° fiI bei Elbert: »Dub°is’ Altersbestimmung der Kendeng-Schichten“. Min. 1909. No. 17. S. 516. Zentralbl. f. Geol.
nach SSW in der Tiefe des Sunda-Grabens mit den Vulkaninseln Sebuku, Sebesi und dem
Krakatau fort.
Auf Java stehen d ie Vul kanr i e s en außer auf einem stark zertrümmerten Zerrungsgebirge
unmittelbar a u f d em s ü d l i c h e n Ho r s t r a n d e d e s 1 die Insel durchziehenden
L ä n g s g r a b e n s . Im Lawu Mittel-Javas fand ich u. a. in dem Vulkanmantel eingeschlossen
ältere Gebirgsschollen und im Nordabhang bei etwa 800 m am Warak sogar Korallenkalk.
Keinerlei für den Gesamtverlauf maßgebliche, direkte Beziehungen lassen sich jedoch
zwischen den Vulkanen und dem Spaltengitter auffinden, mit der einen Ausnahme, daß
.sich von einem bestehenden Vulkanherde (innerhalb des burmanischen Doppelbogens) aus
in der Richtung der Querspalten jüngere Eruptionspunkte bilden oder selbst kurze Reihen
von Vulkanen auftreten, eine im ganzen Archipel allgemein verbreitete Erscheinung; auf
die auch Verbeek wiederholt aufmerksam macht.
Zwi s c h e n dem Vulkanismus u n d d e r Gebirgsbildung b e s t e h t al so ein d o p pe
l t e r Z u s a m me n h a n g : 1. Di e v u l k a n i s c h e n Ma gm en ha f t en an den G e b i r g s b
ö g e n , bi l d en in i h nen La k k o l i t h e n und auf i hnen Vul kanb aue . 2. Die
E r u p t i o n s p u n k t e v e r s c h i e b e n s i ch g e r n in e i ne r den Qu e r s p a l t e n p a r a l l
el en Ri c ht ung.
Der Vulkanismus des indoaustralischen Archipels muß demnach eine Folgeerscheinung
der Gebirgsbildung, also in erster Linie, wie schon W. Volz1) auf Grund seiner trefflichen
Untersuchungen auf Sumatra betont, des Versinkens des Indischen Ozeans im Süden, dann
ferner des Pazifischen nach Norden sein. Bei dem g ewa l t i g e n Zusammenbruch d e s
g r o ß e n a u s t r a s i s c h e n F es t l a n d e s wurde das flüssige Magma in den zwi s chen b e i d e n
Me e r e n stehengebliebenen, ver hä l t ni smäßi g s chmal en, kont inent al en Horststreifen
hineingedrückt u n d g e l a n g t e in die d u r c h Au f w u l s t u n g g e b i l d e t e n Z e r r u n g s -
bezw. F a l t u n g s b ö g e n . Da di e s e d u r c h die To r s i o n z e r s t ü c k e l t u n d die
Schollen durch das Aufpressen gelockert wurden, so drangen die Magmen, d i e s e r Ri ch t u n g
de r E nt l a s t u n g f ol g e n d , zur Erdoberfläche.
Abgesehen von den ersten Anfängen des V ul k a n i s m u s zur Zeit der eozänen
Transgression b e g i n n t dieser s i ch vor a l l em im Mi oz än, g l e i ch z e i t i g mi t der
Bi l d u n g des b u r m a n i s c h e n Bo g e n s , zu e n twi ck e l n , d e r e n zwe i t e r P h a s e
n eue E r g ü s s e im Pl i oz ä n folgt en. Di e H a u p t e r u p t i o n e n d e r V u l k a n e fal len
j e d o c h ins Di l u v i um u n d d ür f t e n d ur c h das e r n e u t e a l l m ä h l i c h e Ve r s i n k e n
Au s t r a s i e n s um m i n d e s t e n s 2800 m u n d d ie g r o ß e n E i n b r ü c h e im I n n e r n
de r Bö g e n v e r a n l a ß t sein. D a d u r c h die begleitenden Grabensenkungen dieser Periode
sich das Gebirge noch mehr zertrümmerte und lockerte, so glich sich der Massendefekt
durch Eruptionen aus. Besonders auf Sumbawa gelang es mir, die zeitliche Aufeinanderfolge
der Ausbrüche in .ihrem Zusammenhang mit den Sedimentärformationen genauer
zu fixieren.
Erst d a s e r n e u t e Au f s t e i g e n der Reste d e s v e r s u n k e n e n Au s t r a s i e n s
im j ü n g e r e n Qu a r t ä r b r a c h t e di e v u l k a n i s c h e Tä t i g k e i t z um Abf l auen. Die
Jetztzeit kennzeichnet sich infolgedessen durch ein allgemeines Absterben der Vulkanriesen,
die heute in ihrem Todesröcheln nur noch hin und wieder die Welt in Schrecken setzen.
‘) „Die geomorphologische Stellung Sumatras.“ Geograph. Zeitschr. 16. Jahrg. Leipzig 1909, Heft 1.
„Nord-Sumatra“ Bd. II, „Die Gajoländer“, Berlin 1912. S. 313.