Borneo nach Celebes, von da über die Bangai- und Sula-Inseln, über Batjan, Buru, Ceram
bis nach Neu-Guinea. Die Permformation Australiens findet nach Nord ihre Fortsetzung
auf Timor, wo sie neben Glimmerschiefern vorkommt. Der südliche Teil des Rumpfgebirges
zieht von Timor über Leti, Kisar, Sermata, Babar und die Kei-Inseln; Neu-Guinea vermittelt
die Verbindung beider Züge. Innerhalb von diesen, dem australischen und pazifischen,
entwickelte sich später vor allem das tertiäre und diluviale Gebirge, dessen Faltungen an
ihm einen Widerstand fanden, sodaß sie nicht frei zur Ausbildung gelangen konnten. Die
Tektonik der Tertiärdecke zeigt deshalb eine Wiederbelebung des Gebirgsbaues, besonders
des zwischen Sumatra und Neu-Guinea herrschenden ost-westlichen Hauptstreichens.
Uber die Entstehung der etwa 6000 km langen Kette der malayischen Inseln stehen
zwei Anschauungen einander gegenüber, Sueß, der den südlichen Inselkranz 1888 in seinem
„Antlitz der Erde“ als burmanischen Grenzbogen bezeichnet, nimmt ein großes Faltungsund
de Lapparent1) ein Bruchgebirge an. Ganz kürzlich ist diese tektonische Frage durch
die abweichende Auffassung über die Entstehung der Umrißform der Insel Celebes zwischen
Paul Sarasin2) einerseits, Abendanon3), Ahlburg4) und v. Staff5) andererseits wieder in den
Vordergrund des Interesses getreten. Sarasin hält an neogenen Faltungen fest, welche auf
Celebes auch von Wanner6) und Abendanon7), auf anderen Inseln von Verbeek und Fennema8),
Wichmann9) und mir10) nachgewiesen wurden.
Nach meiner Auffassung, welche ich zuerst in einem Vortrage,11) am 17. Dezember 1911,
im Frankfurter Verein für Geographie und Statistik zum Ausdruck brachte, sind gezerrte
und durch die Torsion zerbrochene Faltungsgebirge, sowie ein Spaltensystem anzunehmen,
durch welches das alte Festland zertrümmert wurde.
Im Folgenden möchte ich auf Grund zahlreicher Einzelbeobachtungen auf den von
mir besuchten Inseln Sumatra, Java, Madura, Bali, Lombok, Sumbawa, Sumba, Savu, Roti,
Timor, Flores, Wetar, sowie Celebes und seinen südlichen Inseltrabanten den Versuch
machen, eine Entwicklungsgeschichte des indoaustralischen Archipels seit der Tertiärzeit
zu geben. Die malayische Inselwelt wird beherrscht von einem System von GebirgsbÖgen
und Bruchlinien. Die Ge b i r g s bÖg e n , deren Leitlinien die tektonische Karte (No. 7)
*) „Leçons de Géographie physique“ 1896, 3me édition 1907 p. 564.
9) „Entwurf einer geographisch-geologischen Beschreibung der Insel Celebes.“ Wiesbaden 1911;
„Zur Tektonik von Celebes“, Zeitschr. d. D. geolog. Gesellsch. Bd. 64, 1912, No. 4, S. 226.
8) „Zur Umrißform der Insel Celebes“, Zeitschr. d. D. geolog. Gesellsch. Bd. 64 1912, No. 5, S. 266
4) „Über den geologischen Aufbau von Nordcelebes“, Zeitschr. d. D. geolog. Gesellsch. Bd. 62
1910, S. 191.
s) „Zum Problem der Entstehung der Umrißform von Celebes“, Zeitschr. dvJD. geolog. Gesellsch.
Bd. 63, 1911.
6) „Beiträge zur Geologie des Ostarms von Celebes“, in G. Böhms geolog. Mitteilungen a. d.
Indo-Austral. Archipel. Neues Jahrb. f. Min. Geolog. Bd. XXIX 1910, S. 739.
7) „Expedition der Kgl. Niederl. Geograph. Gesellsch. nach Zentral-Celebes“, Petermanns Geograph.
Mitteil. 57, 1911; Tijdschr. v. h. k. Nederl.-Aardrijksk. Genootsch. 1909, 1910, 1911.
- 8) R. D. M. Verbeek en Fennema: „Geologische Beschrijving van Java en Madoera“, Amsterdam
1896; Verbeek: Molukken-Verslag, Jaarb. v. h. Mijnwezen in Nederl. Oost-Indie 37. Batavia 1908, p. 48, 49.
9) Cit. bei Abendanon; Wichmann, Tijdschr. v. h.; k. Aardrijksk. Genootsch. VII, S. 907.
10) Elbert: „Über das Alter der Kendengschichten mit Pithecanthropus erectus, Dubois.“ Neues
Jahrb. f. Min. Geol. XXV 1908, S. 651.
n ) Elbert: „Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Sunda-Expedition d. Frankfurter Vereins f. Geogr.
und Statistik.“ Mai 1912. (Jahresber.) Frankfurt a. M. (s. auch „Bericht über die von Pr. Elbert geführte
Sunda-Expedition d. Frankfurter Vereins f. Geogr. u. Statistik“. Erstattet von Hofrat Dr. B. Hagen in
Peterm. Geogr. Mitteil. 1910, I, Heft 6).
zeigt, e r s c h e i n e n al s g e f a l t e t e s Z e r r u n g s g e b i r g e . Dieses ist infolge der Bogenspannung
bald mehr, bald weniger stark durch Torsionsspalten in Schollen zerlegt, welche
verworfen und zusammengeschoben sind. Manche Teile der Gebirgszüge, besonders die
nahe den Außenküsten auftretenden, bilden ein deutliches Randstaffelgebirge, andere weiter
landeinwärts, also in größerer Entfernung vom Kontinentalrande liegende, kehren mehr den
Typus eines Faltengebirges mit Blattverwerfungen hervor.
Der b u r m a n i s c h e D o p p e l b o g e n verläuft von Burma durch die Inseln Sumatra,
Java, Bali, Lombok, Sumbawa und weiter im B a n d a - B o g e n über Flores, Wetar, Roma,
Damar, Nila, Manuk nach Banda. Von hier aus findet er seine Fortsetzung höchstwahrscheinlich
über Ambon, Ternate, Halmahera nach den Philippinen. Der sich bei Sumbawa
abzweigende Ke i -Bo g e n folgt den Inseln Timor, Kisar, Leti, Moa, l.akor, Sermata, Babar,
Tenimber, Kei,' Gorong bis Ceram, also dem Auftreten der älteren Formationen. Der zweite, der
Madur a-Bogen, beginnt an Sumatras Westküste, zeigt sich auf Java deutlich im nördlichen
Bantam, durchsetzt das Preanger-Bergland, tritt in Mittel- und Ost-Java in den Ketten des
Kendeng, Pandan und dem sich ostwärts anschließenden Höhenzug hervor und zieht über
Madura, die Kangean-Eilande nach der Südwest-Halbinsel von Celebes. Der dritte, der
B im a- B o g e n , verbindet das östliche Sumbawa über Bonerate mit dem Südostarm von
Celebes. Der vierte;, T i m o r - B o g e n , dürfte wohl vom mittleren Timor zum westlichen
Wetar hinübersetzen und in dem unterseeischen Rücken, auf denen die Eilande Batu Api
und Lucipara stehen, endigen.
Diese Bögen weisen nicht nur durch ihre Biegung und Torsionsspaltenscharung
nach einem gebirgsbildenden Zentrum im Westen hin, sondern ihre Schollenüberschiebungen
lassen sich auch auf Kräfte zurückführen, die aus dieser Richtung gewirkt haben. Zum
Unterschied von diesen, als we s tmaTayi s che Bö g e n zu bezeichnenden, bestehen noch
drei. Os tma l a yi s che , deren Drehungsmoment auf ein Gebiet im Osten hindeutet. 1. Der
Sumba -Bogen mit seinem stark zusammengeschobenen, teilweise eingebrochenen Schollengebirge
im mittleren Sumbawa vermittelt eine Verbindung mit Sumba. 2. Der Sa l a y e r -
Bo g e n nimmt seinen Weg von Südwest-Celebes über Salayejr, Bonerate iind dürfte'vielleicht
die Östecke von Flores bezw. die Solor-Inseln (Adonara, Lomblen) erreichen. 3. Der We t a r -
Bo g e n endlich beginnt mit den östlichen Randketten von Südost-Gelebes und verläuft über
Buton, die Tukang-besi-Eilande nach Wetar, und prägt sich möglicherweise noch im Bau
von Timor aus. ' ” . . • .
Die Ursache der starken Zertrümmerung der GebirgsbÖgen dürfte jedoch nicht
allein der starken. Bogenspannung sondern auch dem Einfluß des unterlagernden Rumpfgebirges
zuzuschreiben sein. Bei der Aufwulstung des verhältnismäßig schmalen, zwischen
dem Indischen und Pazifischen Ozean stehengebliebenen austrasischen Kontinentalstreifens
fand eine Wiederbelebung der Grundgebirgstektonik statt und die Tertiärdecke wurde mit
den unterlagernden Formationen in ein r o s t f ö r mi g e s G r u n d s c h o l l e n g e b i r g e umgewandelt,
nämlich der Hauptsache nach durch ein ausgedehntes System von Spalten
Diese mußten in Gebieten der Durchkreuzung, Scharung bezw. Flankenkettung der durch
die Zertrümmerung ohnehin zu Einbrüchen prädisponierten GebirgsbÖgen besonders nachhaltig
wirken. Infolgedessen erscheint heute der Archipel, als bestände er lediglich aus
einem Gitterwerk von Horstschollen und Einbruchgebieten, welches später während der
Periode der säkularen Senkungen und Hebungen, der Oszillationen Austrasiens, auf einem
System von ausgedehnten Spalten entstanden ist. •
Bevor ich auf diese Vorgänge näher eingehe, seien noch einige besonders charak