F ig. 83. Orn am en t au t einem Webschiffchen von L api in Sumbawa.
III. Das Sultanat Sumbawa.
(Der Länge nach durch den schmalen mittleren Teil der Insel. In der Hauptstadt des Sultanates.
Durch den Westen des Reiches. Ehegebräuche der muhamedanischen Bewohner der Insel Sumbawa.
Die geologisch-morphologischen Verhältnisse der Insel Sumbawa.)
Der Länge nach durch den schmalen mittleren Teil der Insel.
Der Kowanko-Fluß, den wir 12-mal überschritten, führt in direkt südlicher Richtung
die Höhen dieses schmälsten Teiles der Insel Sumbawa hinauf zum großen Dorfe M a ta
auf unbedeutender, von Bergen rings umgebener Ebene, einer
Terrasse bei ca. 148 m ü. d. M. Er wird von einem Monsunwalde
eingefaßt, der besonders auf der breiten Talstufe um 35—40 m recht
üppig ist. Weiter oberhalb erheben sich auf beiden Seiten Steilwände
aus kompaktem Andesitfels, die gleich Mauern vom Fluß
aus zu bedeutender Höhe aufragen. Das Tal, eine große Kluft,
dürfte mit den Landeinbrüchen der östlichen Saleh-Bai in Verbindung
stehen.
Auf dieser kleinen Ebene liegt schon die Wasserscheide
zwischen dem Indischen Ozean und der Flores-See, denn von
hier kommt der Brang Baru ( = der neue Fluß), ein Seitenarm
des Kowanko, und der Brang Päa fließt nach Süden. Das heutige
Mata trägt bereits sumbawanisches Gepräge durch Sprache,
Aussehen der Bewohner und seine, im Gegensatz zu Bima
größeren Häuser, welche in Dompu eine Art Zwischenform
beider Typen darstellen.
A n t h r o p o l o g i s c h ähneln die Bewohner dieses ganzen
Gebietes, von Mata im Westen bis Alas im Osten gerechnet, den
Bugis von Celebes, aber die des Gebirges von West-Sumbawa,
des Gebirges Batu Lanteh und der südlichen Berglandschaft Orong
Telu, sowie vor allem des Vasallenstaates Taliwang den Sasakern
Lomboks.
Die S u m b a w a n e n , ein größerer Menschenschlag als
die Bimanesen, sind im Durchschnitt über-mittelgroßj ich maß
Leute in Alas von selbst 177 cm. Sie fallen sofort durch ihre
hellbraune Hautfarbe auf, und manche Frauen haben einen direkt
Fig. 84. Eine Sumbawanin. bräunlichgelben Ton. Das Kopfhaar ist schlicht, seltener langwellig
und der Bogen der Augenbrauen kurz, aber nahe der Nase tiefschwarz und oft von kräftigem
Zug. Die Schnurrbärte bestehen höchstens aus einigen Borsten. Der Fuß verbreitert
sich nach vorn ebenmäßig, oft mit gleichen Lücken, und selten steht die große Zehe
etwas ab, sodaß man ihn als normal bezeichnen muß.
Der Schädel scheint, soweit es sich ohne direkte Messung feststellen läßt, im allgemeinen
mesocephal zu sein, und das Gesicht kann vielleicht noch als mesoprosop bezeichnet
werden, doch ist es wie bei den Bugis öfter auffallend stark in die Länge gezogen,
während in Bima Leute von so bedeutender Gesichtshöhe höchst selten Vorkommen. Die
Frauen haben meist ein schönes, langes Oval (Fig. 84), das bei den Männern durch Zuspitzung
nach unten oft verzogen wird, sodaß sie, vor allem im Alter, bei gleichzeitigem
starken Hervortreten der Wangenbeine, sehr häßlich aussehen. Die ziemlich gerade, stumpfeckige
Stirn steigt oberwärts meist leicht an. Die Augenränder treten kräftig hervor, nicht
selten so stark, daß beide über der Nase zu einem dicken Wulst verschmelzen, wie auf
Buton bei den Miano Binongko (Bd. I, S. 231). Die Nasen sind ziemlich lang und oft
kräftig mit gut hervortretendem Rücken und erhöhter Wurzel, also keine breiten malayischen
Stumpfnasen. Ihre Rückenlinie bleibt im allgemeinen, selbst bei Frauen, gerade, tritt aber
bei Männern oft mit leichter Krümmung hervor. Ihre Flügel erscheinen nicht selten schmal,
ihre Öffnung linsenförmig, und ihr Stachel wird von der Seite etwas sichtbar. Der Mund
zeigt kräftige, aber mäßig hervortretende Lippen, gelegentlich jedoch auch schmale und bei
einzelnen sogar einen starken vorstehenden und breiten Lippenkegel. Das Kinn, im allgemeinen
gut ausgebildet, besitzt bei manchen eine ungewöhnliche Höhe.
In der Nordwest-Ecke der Insel, in der Landschaft Alas, wo an der Meeresstraße
seit altersher Bugis und Makassaren wohnen, trifft man im allgemeinen die größten und
hellfarbigsten Varietäten, die oft stark an Maduresen und Makassaren erinnern, aber schon
südlich davon, im Bezirk Serang, waltet der Sasak-Typus vor.
Die Bewohner von O r o n g T e lu im südlichen Gebirge und von T a liw a n g sind
kleiner als die eigentlichen Sumbawanen, haben ein viel kürzeres Gesicht, breitere, mit
weiten Löchern versehene, meist leicht eingebogene oder gerade Nasen, eine höhere und
stärker vorgewölbte Stirn, gewöhnlich ein niedriges Kinn und mehr lang- bis kurzwelliges,
gelegentlich krauses Haar. Vor allem bei Taliwang-Leuten prägt sich die Körperbeschaffenheit
als tiefer stehender Stamm und die Ähnlichkeit mit den Sasakern oft sehr deutlich aus.
Auch der Unterschied in der Sprache ist hier so groß, daß sich beide Stämme fast kaum
verständigen können. Leider sah ich nur einige Männer, angeblich aus Orong Telu, jedoch
soll dieses Volk den Sasakern täuschend ähneln, überhaupt auf einer viel niedrigeren
Kulturstufe stehen, als die anderen Bewohner im Westen der Insel.
P i e B e v ö lk e r u n g d e s S u l t a n a t e s S um b aw a g e h ö r t a ls o a n t h r o p o l
o g i s c h d e r H a u p t s a c h e n a c h zu d e n j u n g m a l a y e n , u n d zw a r d e r B u g i s -
S c h i c h t , n u r im W e s te n d e r I n s e l , d e n L a n d s c h a f t e n O r o n g T e lu , B a tu L a n te h
u n d T a l iw a n g , h a b e n s i c h w e n ig e r v e rm i s c h t e R e s t e e in e s u r s p r ü n g l i c h e n
i n d o n e s i s c h e n S t am m e s , d ie S a s a k - S c h i c h t , e r h a l t e n .
Die Bewohner der Landenge von Mata zeigen jedoch nicht ganz die typische Körperbeschaffenheit
der eigentlichen Sumbawanen, sondern erinnern in manchem noch an die
Dompunesen. Da sie mit diesen Handel treiben, so verstehen sie das Bimanesische und
umgekehrt die Bewohner Kempongs Sumbawanisch.
Im Dorf M a ta wurde übernachtet, und zvtfar, da ich unsere Zelte per Boot nach
Ampang geschickt hatte,' in einem Eingeborenenhause, auf dessen Boden man angeblich