dem Namen Sternmuster. Dieses machen die Maronene dadurch noch deutlicher, indem
sie bei der Überflechtung buntes Material verwenden oder den Gegenstand nachträglich
mit farbigen Streifen „besticken“, bezw. umflechten, sodaß manche Körbe, Speisendeckel u. a.
wie mit schwarzen, roten oder gelben sechsstrahligen Sternen übersät aussehen. Ob Zufall
oder nicht, jedenfalls fand ich dieses Geflecht auf Celebes gerade bei den Völkern, die einen
starken hinduischen Einfluß erkennen lassen, hauptsächlich bei Bugis, Makassaren und
Maronene, sonst im Archipel bei Sumbawanen, Javanen, Sasakern und Baliern. Da es
merkwürdigerweise aber nicht in Indien selbst vorzukommen scheint und nach Lehmann
vorwiegend im Küstengebiete des Archipels gefunden wird, so kann die Erfindung entweder
nur ganz jungen malayischen oder wahrscheinlicher sehr alten Ursprungs sein. Vielleicht
bestätigt sich Lehmanns1) Vermutung einer Einführung durch die Chinesen, deren Einfluß
in vorhinduischer Zeit ein großer gewesen sein dürfte, wie er heute im westlichen Gebiete
bereits von neuem auftritt.
Zur Flechterei verwenden die Maronene die Blätter der Gebangpalme (lanu), seltener
des Pandan, welchen die To Mefigkoka wiederum mehr gebrauchen. Ihr kostbarstes
Material bleibt aber die O r c h i d e e n f a s e r (surumi) von Dendrobium-Arten (hauptsächlich
von D. utile), welche ja auch die Dajaker Borneos, die Alfuren Halmaheras und Ternates,
sowie die Bewohner Wetars, wie wir später sehen werden, schätzen.
In Südost-Celebes stammt Dendrobium hauptsächlich von den höheren Bergen, wie
dem Mendöke-Gebirge in Mengkoka, und gelangt unter dem buginesischen Namen „Alami“
in den binnenländischen Handel, und zwar in Bündeln zu je 20 Stück, aneinandergereiht
zu 100. Die Stengel, besser gesagt die Blattscheiden, richten die Eingeborenen auf folgende
Art zum Gebrauch her: Zuerst schlitzt man sie auf und legt sie zum Zwecke der Mazeration
5 Tage in eine verschlossene Bambusrohre (Mengk.: kabüna) mit kaltem Wasser, sodaß
sich die harte Faser gut von den weichen Teilen loslöst. Die gelben Streifen werden sodann
zusammengerollt in der Sonne gedörrt, wodurch sie einen leuchtenden Goldton erhalten
oder mit den gewöhnlichen Rinden, in Koläka leider schon mit Anilin gefärbt, ebenfalls
gerollt und an einem windigen Orte im Schatten getrocknet.; Zur Teilung streichen die
Leute sie zuerst mit einem Messerrücken glatt, klemmen sie zwischen ein umgeknicktes
Gebang-Palmenblatt ein und schieben durch mehrere, an einem Ende angebrachte Längsschnitte
ein Messer. Man zieht darauf am Blatt, sodaß dieses von dem ruhig gehaltenen
Messer in mehrere schmale Streifen zerlegt wird (Mengk.: mehilo), eine auch auf Buton
bei Gebangblättern angewandte Methode (s. Bd. I, S. 213). Von dieser mühsamen Arbeit
des Zerspleißens hängt die Güte und Verwendbarkeit des erhaltenen Materials ab, welches
oft die Feinheit von Zwirnsfäden erreicht. Infolgedessen müssen sich die Frauen beim
Flechten meist einer Nadel (Mengk.: pesüle) oder einer kleinen Ahle (Mar.: poühu bunüa),
beide aus Messing, bedienen, Instrumente, ähnlich größeren aus Knochen (Mar.: kantehdno
b(iu) zum Zwecke der Herstellung von gewöhnlichen Flechtwerken.
Die Maronene benutzen die Orchideenfasern zum Nähen und Verzieren von Körbchen,
Bastjacken für Kopfjagd, Sirihtaschen (Fig. 6, 9) u. a. Außerordentlich zierlich erscheinen
die oft nur 31/*—4 cm großen, würfelförmigen, scharfkantigen Dosen (bonua ahu) für
Gambir, Betelnuß, Kalk oder Tabak (Fig. 17—19), welche aus einem einzigen Palmblattstreifen
in Taftbindung mit gefärbter Oberschicht bestehen, benäht mit köperbindigen
Streifen (Fig. 7). Ähnliche kleine, Ecken-abgerundete Behälter (koöpe, Mengk.: kope, Fig. 8,
‘) a. a. O. S. 49.
in Farben bei Lehmann: Taf. 9, Fig. 8) setzen sich ganz aus köperbindigen Orchideenstreifen,
wieder andere, zierliche abgeplattete Täschchen (dumpipi, Mengk.: ombo-mbia)
von der Form unserer Zigarettentaschen, aus den buntesten Fasern in Taft- und Köperbindung
zusammen. Nur auf Kabaena, wo die Orchidee schwerer erhältlich, verfertigt man
auch Dosen aus schmalen Rohrstreifen; z. B. niedliche Tönnchen (kallli) in zylinderspiraligem
Reifengeflecht (nach der symbolischen Geflechtsformel Lehmanns II B b a) sowie ähnliche
Körbchen (b£u) aus Würfelgeflecht.
Die größeren, rechteckigen abgerundeten Sirihdosen mit Deckel (auf Kabaena „beu“,
Rumb.: pompaana, Fig. 23; farbig bei Lehmann Taf. 9, Fig. 7) und länglich runde Körbe
(pompangana oder pompaana, Fig. 6; farbig bei Lehmann Taf. 9, Fig. 13), welche die
genannten kleinen Behälter aufnehmen und außerhalb des Hauses mit einer geflochtenen
Kordel (Fig. 9) getragen werden, zeigen eine ähnliche schöne Arbeit. Sie sind meist
taftbindig, bis auf die köperbindigen Randstreifen (oben und unten), mit überflochtenen
Ornamenten und doppelter Wandung, sowie Quasten aus Garn und Perlen, gelegentlich
europäischen Knöpfen.
Mehr beutelförmige, abgeplattete Sirihbehälter (baiäse peantania) finden sich auf
Kabaena, jedoch mit abgestutzten Ecken, ebenfalls Taftgeflechte mit köperbindigem Rand.
Sie dienen zum Umhängen außerhalb des Hauses, während man innerhalb desselben, vor
allem auf Kabaena,' reizende deckellose Schalen ;anänu renta) verwendet (s. in Farben bei
Lehmann Taf. 9, Fig. 4).
Die letzten Behälter führen uns zu einer häufigen, zweiten Art der Technik, des
Z u s amme n n ä h e n s von Bl ä t t e r n, welche, wie bereits von Buton (s. Bd. I, S. 215, 218,
Fig. 110) erwähht, auch in Rumbia und Kabaena ausgeführt wird. Die Gebangblätter heftet
man mit gleichartigen Fasern, gewonnen aus den jungen Blattsprossen, möglichst unauffällig
zusammen und verziert sie mit gelben Surumi- oder farbigen, "einfachen oder gezackten
Streifen. Diese Methode hat in ganz Südost-Celebes und auf Kabaena eine besonders
interessante Ornamentation gezeitigt: D a s A u s s c h n e i d e n von Bl ä t t e r n d e r G e b a n g pa
lme , bezw. von S a g o b l a t t s c h e i d e n . Diese Technik findet bei den bereits genannten
Schalen und Körbchen (mit Deckel, „kakantiä“) zur Aufnahme von Sirih, Schmuck
und Trinkgefäßen, vor allem jedoch bei großen Tragkörben (Mar.: kompe, Mengk.: bäsu,
Memb.: bäki) Verwendung, von denen ich einen besonders schönen aus der Landschaft
Membulu (Fig. 26) abbilde. Solche Gegenstände werden hergestellt, indem man 2—3 Blattscheiden
der Sagopalme mit Rohrfäden in etwas konischer oder viereckiger (gelegentlich
halbkugeliger Form) aufeinanderheftet. Sie setzen sich aus 2 oder 3 Lagen zusammen,
von denen die unteren gefärbt sind und nach dem Ausschneiden der oberen als bunte
Ornamente zum Vorschein kommen. Bei anderen werden außerdem noch farbige, z. B.
rote Ausschnitte auf schwarze, genäht oder die unterste durchbrochene Lage ungefärbt
gelassen, sodaß sie weiß durch Rot und Schwarz hindurchscheinen oder schließlich beide
Arten kombiniert. Hauptsächlich schmücken die Eingeborenen auch auf diese Weise Rand
und Fuß von Körben mit Zacken und wählen die dazu verwandte Gebangfaser oder das
Garn in anderen passenden Farben.
Als weitere Arten der ornamentalen Technik nenne ich das Be ma l e n von Rinden
und Holzgegenständen, z. B. von Seelenwohnungen, Körben u. a. und das Be k l e b e n von
Baumbastzeugen (Bd. I, Taf. XXVIII, Fig. 1), Blattscheiden-Gegenständen in bunten Figuren.
Als Klebstoff dient harziger Baumsaft und auf Kabaena häufig ein Leim, den man aus der