Ein besseres Urteil über die von der Sunda-Expedition auf der Rindjani-Spitze
gefundenen T emperatur-V erhältnisse gestattet die vollständige Reihe der Beobachtungen,
nämlich folgende:
17. V. 211 p. m. 15,3° j 18. V. 5h a. m. 10,2° 4. VI. 4h pi m. 7,5° i S 5. VI. 1h a. m. 5,4°
3 13,5 § 6 12,0 5 6,0 f1 <bD/o 5 4,0
4 13,5 “ 7 12,5 6 8,3 6 4,6
5 12,8 J “ 8 12,5 7 6,4 7 10,5
6 11,1 9 12,6 8 5,9 8 11,1
7 10.2 • 10 13,0 9 12,1
8 8.3 11 13,1 10 11,0
12 13,5
Diese Zahlen lehren Folgendes: Vom 17. bis zum 18. Mai war es auf dem Gipfel
viel wärmer, als man nach den in den niedrigeren Niveaus beobachteten Temperaturen
erwarten durfte, in der Nacht aber vom 4. bis zum 5. Juni kam die Temperatur der
berechneten nahe, über welche sie jedoch wieder am Mittag des 15. stieg. Ob ihre
abnormal hohen Werte auf einer größeren Luftfeuchtigkeit beruhen, läßt sich aus den
psychrometrischen Messungen auf der Spitze ableiten, nämlich folgenden:
BeobachtungsRelative
Dampf- BeobachtungsRelative
Dampfzeit
Feuchtigkeit Spannung zeit Feuchtigkeit Spannung
17. V. 3h p. m. 97 °/o 1,0 mm 5. VI. l h a. m. : 58 °/o . 5,1 mm
6 11 p. m. 85 % 8,3 I 5h a. m. 92“/ ? 5,3 „
18. V. 6 h a. m. 95 °/o 9,7 „ 6 h a. m. 95<>;o. 5,8 ,,'
8h a. m. 91 °/o 9,6 „ 7b a. m. ' 72 6,6 ,,.
12h a. m. 86°/o 9,6 n 8 h a. m. 70 “,o 6,7 „ ;
4. VI. 4 h p. m. 100 °/o 7,5 „ 9h a. m. 65 °/o 6,7 „ :
5h p. m. 100°/o 6,8 ; 10h a. m. 67 °/o 6,4 | | | S
6 h p. m. 85 °/o 6,7 „
7h p. m. 80 °/o 5,6 „
8 h p. m. 78°/'o , \ 5,2 „
Diesen Werten vermag ich zum Vergleich die Resultate der Beobachtungen in der
freien Atmosphäre oberhalb Batavia mittelst Registrierballons zegenüberzustellen; hervorgehoben
sei aber, 4aß diese Aufstiege bei heiterem Himmel gemacht sind:
Batavia : Freie Atmosphäre. April—-September 1910 ; 8 h—10h a. m.
Meereshöhe Temperatur Relative Feuchtigkeit Dampfspannung
0,5 km 23,6° 80 o/o 17,3 mm
1 » 20,7° 81 °/o I 4 ,7 ^ f i>
2 „ 14,9° 72 "jo V '
3 „ 9,6° 60 “/« /-' 5,3 S S
4 „ 3,7° 52 »/o . 3,1 ? . .
5 „ MB—1.6° • 50 »/o 2,0 „
6 „ —7,1 36 °/o 1,° M
Für das Niveau des Rindjani-Gipfels würden diese Stufenwerte nun Folgendes ergeben:
Höhe 3,8 km, Temperatur 4,9°, Relative Feuchtigkeit 54°/o, Dampfspannung 3,5 mm.
Die Temperatur von 4,0° konnte tatsächlich am 5. Juni kurz nach 6 h a. m., also noch
vor der Erwärmung durch die Sonne festgestellt werden. Die Dampfspannung hingegen
war während der beiden Beobachtungstage auf dem Rindjani-Gipfel höher als in der freien
Atmosphäre. Im Mittel war sie am 5. Juni 6 mm größer; also um 2,5 mm höher als
in der freien Atmosphäre.
Das gleiche Resultat, nämlich stärkere Feuchtigkeit auf dem Gebirge, fand ich für
Tosari am Tengger Javas. In dieser 1770 m betragenden Höhe wurde in den Monaten
Mai und Juni eine mittlere Dampfspannung von 12,8 mm und am Fuß des Berges in
Pasuruan 19,5 mm festgestellt, also ein Verhältnis von 12 8 — 0,66.
Oberhalb Batavia in freier Atmosphäre ergaben die Registrierballon-Aufstiege in
gleicher Höhe wie Tosari (1770 m) 10,5 mm, während in Batavia selbst 20,3 mm gemessen
wurden. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich ein bedeutend kleineres Verhältnis, nämlich
zu _10J _5 = o,52. Falls angenommen wird, daß die Dampfspannung in verschiedenen Höhen
oberhalb beider Orten ein konstantes Verhältnis zeigt, beträgt der Unterschied zwischen
der Dampfspannung am Berghange und in der freien Atmosphäre in gleichem Niveau also
für Tosari 1,15, und auf der Rindjani-Spitze am 5. Juni = 1,71.
0 ,5 2 ¿ ,5
In Deutschland hat man folgende Werte für das gleiche Verhältnis gefunden:
Meereshöhe 1,5 2,0 3,5 4,0 km
Quozient 1,14 1,16 1,41 1,35
Auf dem Rindjani-Gipfel war es demnach an dem trockensten der Beobachtungstage
noch relativ sehr feucht; zweifellos die Folge der zu dieser Zeit gemessenen abnormal
hohen Temperaturen.
Wi n d r i c h t u n g .
Das Regime der Winde im Bereiche Lomboks ist durch die gegebenen Zusammenstellungen
van der Stoks bereits hinreichend bekannt. Da die Luftströmungen in höheren
Niveaus durch Beobachtungen mit Pilotballon in Batavia für die freie Atmosphäre eine so
große Veränderlichkeit von einem Tag zum ändern ergeben haben, scheint es zurzeit
unratsam, schon aus der kurzen Reihe derjenigen Elberts Schlüsse ziehen zu wollen.
Die meteorologischen Beobachtungen der Sunda-Expedition lassen den Einfluß des
R i n d j a n i - Ma s s i v s auf die Richtung der Winde deutlich erkennen. Auf dem nördlichen
Abhang zeigten sich morgens um 6 h a. m. südliche Komponenten; um 2h p. m. dagegen
nördliche, und um 8 h p. m. wieder südliche, also Berg- und Talwinde. Das umgekehrte
Verhältnis beobachtete Elbert am Südabhang, nämlich morgens NW-lichen und mittags
östlichen Wind. Diese letzte Richtung fiel also mit der des normalen Passates zusammen
und gewann dadurch an Stärke, dessen größte Beaufort 5 infolgedessen auch vom Mittag
des 6. Juni in Sapit notiert wurde.
Auf dem 3065 m hohen S a n g k a r e a n g - G i p f e l sind von Seiten der Expedition ü?a.
eine Reihe von Aneroid-Ablesungen gemacht. Ich habe die gefundenen Luftdrucke graphisch
dargestellt und eine Kurve gezogen. Diese bleibt leider für die Nacht stark hypothetisch,
da mir nur eine Beobachtung um 1h a. m. vorliegt. Ihr entnehme ich untenstehenden