Bei festlichen Gelegenheiten vertauschen die Frauen das leichte durchsichtige, lose,
Kimono-artige, jedoch seitlich zugenähte Oberkleid (lamung) wohl mit der längeren Jacke
(badju), die oft unförmig lange Ärmel aufweist, aber mit Silberborte eingefaßt, mit Sternen
und Ranken bestickt ist. Um den Kopf oder nur lose auf demselben tragen sie den ebenfalls
mit Silberdraht ornamentierten Slendang, beziehungsweise wie in Dompu einen leichten
durchsichtigen, oft grellfarbig, rot, grün oder violetten Schleier.
Die Männer winden sich schwarz-rote Kopftücher mit eingewebten silbernen
Ornamenten der Linienkreuz- und Kreuzblütenserie oder Blumen und Ranken aus breiten
Silberfäden um den Kopf, jedoch nicht wie auf Bima nur lose und halb aufgewickelt,
sondern sie lassen einen hohen umgeklappten Zipfel hervorstehen. Diese Tracht fiel mir
zuerst in Ampang auf und wird mit der Annäherung an die Hauptstadt auch beim gewöhnlichen
Volk allgemein.
In A m p a n g ließ ich das neue Jahr mit Gewehrschüssen begrüßen. Da wir wenig
Zeit hatten und der Weg über das Gebirge zwischen Untar Bia und Djaran Pusan wegen
des dichten Waldes fast ungangbar sein sollte, so verfolgten wir die Ebene, ein teils dürres,
trostloses, heißes Grasland, umgingen die Berge im Norden und berührten bei Telok Santong
die Küste, wandten uns aber sofort durch mehrere Strandsümpfe wieder landeinwärts nach
PI am p a n g . Dieser Ort liegt in einer Ebene, die von dem genannten Gebirgszuge, dem
Untar Bia („bia“ eine kugelige Frucht) im Osten, Djaran Pusan im Süden und Tongkok
im Westen halbkreisförmig umgeben wird, Reste eines alten Vulkanringwalles. Er gehört
bereits zum Distrikt Kika und hat den Dea Ngampo als Oberhaupt.
Beide Landschaften genossen früher eine größere Unabhängigkeit vom Sultan und
stehen auch heute nicht besonders freundschaftlich miteinander. Jedenfalls fiel mir hier
zuerst ein unangenehmer Zug der Sumbawanen auf: Ungefälligkeit und Schlaffheit, über die
auch Zollinger klagt. Mein Sergeant verstand es aber vortrefflich, Säumige zur Eile anzutreiben.
Des Nachts um 4 Uhr mußten die Eingeborenen nach dem Weckruf durch einen
Büchsenschuß mit den Pferden erscheinen und wehe ihnen, wenn sie nicht gleich nach dem
zweiten Signal gekommen
wären. Um die ganze
Packerei, die Ordnung auf
dem Marsche und Ähnliches
brauchte ich mich dank der
rührigen Unterstützung des
Sergeanten und seiner Soldaten
garnicht zu kümmern.
Alles ging militärisch wie
am Schnürchen.
Fig. 87. Fig. 88. Fig. 89. Fig. 9o. Auch dieser Tag führte
Umflochtene Gefäße au s Ton, Kürbis, Kokosnuß u n d Bambus von Sumbawa. U n s Ü b e r e i n e a r m s e l i g e
Grasebene und an Hügeln
entlang, die am Fuße spärlich mit Buschwald und wenigen hohen Bäumen bewachsen waren,
wie dem Olat Djorok und Marungi, zwischen welchen im Gebiet der Flüsse, Brang Kolong,
Marungi und Simu eine bessere Vegetation herrscht. Überall begegnet man vulkanischen
Ablagerungen, hier jedoch auch öfter geschichteten Tuffen mit fossilem Holz und Blattresten,
sowie einzelnen kleinen Erhebungen aus Korallenkalk.
In L api blieben wir einige Tage und wohnten in einem großen, luftigen Militärbiwak.
Hier untersuchte ich vor allem das Innere einer Anzahl von Wohnungen. Es fällt
auf, daß die Leute, trotzdem sie auf höherer Kulturstufe stehen, noch sehr einfach ausgestattet
sind. Der dürftige H a u s r a t besteht aus unansehnlichen und brüchigen Töpferwaren,
da überall im Sultanat Sumbawa schlechter Ton vorkommt. Man benutzt deshalb
auch alle möglichen primitiven Gefäße, Kürbisse, Kokosnüsse und Bambus, umflechtet
diese aber der besseren Haltbarkeit und Verschönerung wegen, wie gelegentlich
in Lombok *), mit Rohr und versieht sie obendrein mit Fuß, z. B. Flaschen (bokar) für
Wasser (Fig. 88), andere im Gebirge (z. B. Batu Dulang) für Kaffee („bakal kelap“, Fig. 89),
beide aus Kürbis, sowie Tabakdosen aus Bambus (tongka mäko, Fig. 90). Es kommen selbst
einfache Bambus-Wassergefäße (latok) und kugelige Feldflaschen mit Einsätzen (bokar), 'entsprechend
denen auf Bima mit Tontöpfen (böka röa tjedo, Fig. 87)2) vor, welche zum Schutz mit
starkem Geflecht umgeben und dessen flüssiger Inhalt mit einem Löffel (tjedo) herausgeholt wird.
Man muß sieh oft über den praktischen Sinn der Leute wundern. So flechten diese
z. B. unter eine Reis- und Gemüseschale aus einem halbkugeligen Kürbisstück, um sie
stehend zu machen, eine runde oder viereckige Leiste aus Holz oder Bambus und versehen
diese Gegenstände zum Gebrauch als Essenträger (lamteng me) mit Henkel und Deckel,
welcher obendrein als Teller dient; esi sind dieselben Formen wie die Reiskörbchen in Bima,
welche Lehmann (Taf. 6, Fig. 2) abbildet. In Sumbawa wird gelegentlich ihr Rand auch mit
Zacken-Ornamenten und Durchbohrungen verziert.
Wegen des großen Reichtums an Büffeln bestehen viele Gefäße, vor allem die für
die Ingredienzen zum Sirihkauen, aus Büffelhorn, z. B. Tabakdosen (tongka mäko) mit
Tragkordeln zum Gebrauch außerhalb des Hauses, oder sind aus Palmenblattscheiden, wie
u .a . eine rechteckige Tasche (bedjek) mit hohem Deckel (s. auch Lehmann Taf. 6, Fig. 8),
ein besonders bei den Bergbewohnern beliebter Gegenstand. Interessant ist ferner ein zur
Aufbewahrung von Tabak dienender Korb (bäijit mäko; Fig. 94) durch seine Oberflechtung
(I B a d; U a, ß), auf welche bereits Lehmann3) hinweist.
Gerade in Lapi (lapi = Matte) werden besonders viel Flechtwerke hergestellt, die auf
den Markt von Sumbawa gelangen, z. B. runde und viereckige Körbe für Reis (Fig. 92, rantang
Fig. 91. Fig. 92. Fig. 93. Fig. 94.
Sumbawanische Flechtwerke.
me) u .a ., Speisendeckel (padinging), Hüte (sokö) fürs Reisfeld, geflochtene rechteckige
Kästen mit Fuß für Sirih, Tabak (tongka, Fig. 93), Taschen (pangok), z. B. für Gambir,
Früchte, Fische etc. (Fig. 91), Trink- und Eßgeschirre (turung) u. a.
9 Taf. 4, Fig. 2 bei Lehmann.
2) s. auch Lehmann Fig. 19, S. 32.
®) a. a. 0 . S. 32, Abb. 22. (Völkermuseum J. No. 15296.)