Vegetation einen ähnlichen Anblick wie aut den trockenen Nordabhängen des Rindiani
Lomboks.
Auf dem Gebirge der Landschaft Ndona (Fig. 124) sammelte Grundier ähnliche Pflanzen
bis gegen 1500 m, doch deuten die vielen Gartenunkräuter auf die ausgedehnte B o d e n k u l tu r
hin. Auf der Südseite können die Gärten bei Wechsel der Frucht zweimal im Jahre bebaut
werden, während an der nördlichen jährlich neue Waldgebiete niedergelegt werden müssen,
sodaß hier die Bewohner nie ganz seßhaft werden. Palmen wachsen in bedeutender Menge,
und die Ausfuhr von Ende auf Flores soll im Jahre 1909 für fl. 150000 Kopra betragen
haben. In der Landschaft Nduri und Mbuli wird auch ziemlich viel Tabak gebaut und
exportiert. Baumwolle für die inländischen Gewebe liefern hauptsächlich die Landschaften
Ngela, Wolo Djita und Mbuli, ferner Indigo Ende, Ria und Ndona. Überall an höher
gelegenen Punkten, m. a. auch in Mboa Rado gedeihen schmackhafte Sorten von Orangen und
Zitronen. Die zahlreichen Schweine und Ziegen auf Flores werden nicht ausgeführt, wohl
aber Büffel und besonders Pferde, die letzteren aus den Landschaften Ndatu, Loko, Watu Api,
Lise, Lande. Nach Mitteilung des Civiel-Gezaghebbers betrug die Ausfuhr im Jahre 1909:
2007 Büffel und 962 Pferde, welche einem ganz guten Schlage angehören. Diese Tiere verstehen
außerordentlich zu klettern, sodaß sie selbst in Mboa Rado, von wo der Verkehr nach
der Nordküste geht, noch Vorkommen.
Als nach meiner Rückkehr unsere Träger von Nanga Pandan in Geni erschienen,
baten sie mich, des Abends ein T ä n z c h e n (ngawi) veranstalten zu dürfen. Um für dieses
die nötige Beweglichkeit zu bekommen, zechten sie vorher tüchtig zum Schweineschmaus
Palmwein (moke). Diesen gewinnen die Floresen aus der hier sehr häufigen
Lontar- und nicht der Arengpalme, aus deren Saft sie auch keinen Zucker herstellen. Um
das Getränk wohlschmeckender und haltbarer zu machen, kochen sie den Saft in einem
dicken Bambusrohr auf einem besonders konstruierten Herd (rika moke), der aus flachen
Steinen mit Lehm aufgebaut, oben einen wassergefüllten Tontopf trägt, in welchem das
untere Ende des mit Ton gedichteten Bambusrohres steht. In einer solchen Palmweinbrauerei
(Taf. XXIII, Fig. 2) von Geni wird die Flüssigkeit also auf dem Wasserbade w iÄ n einem
chemischen Laboratorium gekocht. Sie ist nach einer Gärung von 8—10 Tagen genießbar.
Von diesem stark berauschenden Getränk nahmen die ohnehin sehr fröhlichen
Floresen und Endenesen wie immer recht viel zu sich, und so hatten sie bald des guten
so viel genossen, daß sie wie toll herumhüpften.
Männer wie Frauen bilden beim Tanz, ähnlich wie auf Kabaena, sich an die Hand
fassend, Halbkreise, und die an den offenen Enden stehendeh Leute tragen einen Roßhaarschweif1)
in der Hand. Beim Vor- und Rücktanz beugen sie den Oberkörper weit nach
vorn über und werfen die Beine kräftig nach hinten unter beständigem Gesang, an dem
alle Umstehenden tüchtig mitwirken.
Je mehr die Nacht vorrückte, desto wilder würden die Sprünge, und schließlich
herrschte ein Höllenlärm. Die Tänzer waren aus Rand und Band und scheuten sich in
ihrer Erregung nicht, selbst mit uns allerlei Possen zu treiben, sodaß ich zuletzt die Häuptlinge
bestimmte, die Betrunkenen zu entfernen und dem Treiben gewaltsam ein Ende zu machen.
Als wir dann am anderen Morgen den Rückweg nach Nanga Padan antreten wollten,
herrschte fast eine Kriegsstimmung. Die Leute weigerten sich, das Gepäck zu nehmen,
und als nach vielen Bemühungen dennoch der Abmarsch erfolgte, gingen sie mit dem Gepäck
*) Die To Mengkoka in Kolaka einen solchen aus Gebangfasern (Bd. I, S. 268).
um, als wäre es Spielzeug. Auf einmal rasten alle im Laufschritt davon; unterwegs aber
waren sie wohl wieder nüchtern geworden, denn gegen Nachmittag fand sich einer nach
dem anderen mit seiner Last in Nanga Pandan ein.
Während der Abend die Floresen wieder vergnügt vereinte, ergaben sich die Endenesen
im Dorf dem Fußballspiel (,;sepa ragä“, raga = Fußball), welches sie in derselben Weise
wie Bugis und andere höher stehende malayische Stämme ausüben. Mit Kakidupa aber
trank ich in aller Eintracht vor dem Zelt zum Abschied einen holländischen Bittern. Der
ungewohnte Tropfen mundete ihm so gut, daß er sich vier Glas zu Gemüte führte, welche
natürlich nicht ohne Wirkung blieben. Als aber der alte Herr noch weiter mit der Flasche
liebäugelte, nahm ihn mein Dolmetscher kurz entschlossen am Arm und erklärte den Besuch
für beendet.
Mohamed Ali, wie gesagt Häuptling von Ende, war eine drollige Figur mit den
merkwürdigsten Einfällen. Am liebsten unterhielt er sich mit mir über Europa, konnte u. a.
aber garnicht begreifen, warum die Weißen nur einfach beweibt wären und hielt meine Gattin
für meine Lieblingsfrau. „Sieh m a p meinte er dann, „fühlt mein Herr denn nichts für
andere Mädchen?“ und von sich fortfahrend: „wenn ich ein hübsches Weib sehe mit süßem,
hellgelben Gesicht, schlankem, biegsamen Körper, prächtig gewölbtem Busen, dicken Beinen
und reizenden Schelmenaugen, angetan mit seidenem Kleid, bunt geblümter Jacke, viel
Fingerringen und schweren Armbändern an den weichen runden Armen, dann“, — und
voller Begeisterung sprang das kleine, bewegliche Kerlchen in die Höhe und nef: „muß
ich es haben! B Wenn ich aber viel Geld hätte "»setzte er hinzu, „wie Kakidupa, wurde
ich mir auch 20 Frauen nehmen“. Seinen mit wahrhaft orientalischer Leidenschaft hervorgestoßenen
Worten fügte er dann kopfschüttelnd und mich mitleidig ansehend hinzu:. „Und
so etwas köstlich Schönes kann meinen Herrn nicht reizen?)“
Auf diese Weise sorgte der gute Mohamed an jedem Abend nach des Tages harter
Arbeit für unsere Unterhaltung, erledigte aber auch mit derselben Gründlichkeit alle notwendigen
Angelegenheiten der Expedition. Pünktlich trafen Unsere Pferde, große prächtige
Tiere, welche uns der Herr Civiel-Gezaghebber gütigst zur Verfügung gestellt hatte, ein,
sodaß sich am anderen Morgen der Rückweg glatt vollzog. Er ging am Strande entlang
durch die endenesischen Ansiedlungen, in denen man neben Flechterei und Weberei noch
Salzsiederei und Kalkbrennerei betreibt, eine Hauptbeschäftigung u. a. in Nanga Pandan,
sowie auch in Numba, Baraai und Ende.
Während unserer Reise durch die Landschaft Rea ließ ich meinen Assistenten die Landschaft
N d o n a , vor allem das dortige Vulkansystem, ein Ringgebirge mit 2 Kegelbergen, dem
tätigen Geh Mutu und dem Geh Bara, besuchen. Gründler folgte dem terrassenreichen
Ndona-Fluß bis zum Grenzgebirge, wandte sich von da über Ndua Ria zum Mutu und
Bara-Berg und kehrte über Roga, das Ai Bai-Tal abwärts über Ngela und die Küste entlang
wieder zurück. Er sammelte vor allem Pflanzen, über welche bereits berichtet wurde,
sowie Gesteine und fertigte eine größere Zahl von Bergskizzen an, die mich über die geographischen
Verhältnisse gut orientierten. Näheres findet im geologischen und ethnologischen
Teil seine Erörterung. Ich selbst füllte die noch zur Verfügung stehende Zeit bis zur
Weiterfahrt mit mehreren kleinen Touren durch Ndona aus, sammelte Amphibien, Reptilien,
sowie Fische und Mollusken im Ipi-Fluß, Tiere, welche später in besonderen Kapiteln Erwähnung
finden, und studierte Religion, Sitten und Gebräuche, über welche im Folgenden
zusammenhängend berichtet wird.