Dach1) (senjata); aus Bambus- oder Holzschindeln (santek). Charakteristisch für Sumbawa
sind die balkonartigen Ausbaue mit Brüstung, bezw. die überdachten Anbaue der Vorderseite,
das T r e p p e n h a u s (Taf. XIII, Fig. 2), welches u. a. beim Sultanspalaste, wie bei den Königshäusern
der Makassaren und Bugis eine besondere, lange und breite, terrässenartige
Galerie darstellt.
An die Tür (lawang) schließt sich ein Gang, welcher auf der einen Seite des Hauses entlang
nach hinten zur Küche läuft. Von ihm gelangt man in die einzelnen Gemächer, bei Reichen bis
6 an der Zahl, nämlich das vordere Wohnzimmer (panjak) für Empfänge und zur Arbeit, und die
abgeschlossenen Schlafgelasse (bilik), von denen jede der Frauen eins für sich bewohnt. Die Geräumigkeit
entspricht der Sitte, auch die verheirateten Töchter mit im Hause wohnen zu lassen,
anders wie in Bima, wo die Gebäude dementsprechend kleiner sind. Die Innenwände lassen
sich meist mit Leichtigkeit, wie bereits Zollinger2) hervorhebt, fortnehmen oder ihnen andere
hinzufügen, sodaß man den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, bald einen großen, bald
mehrere kleine Räume schaffen kann.
Die Einrichtung ist etwas weniger dürftig als sonst bei Eingeborenen. Die Schlafstatt
besteht meist aus häufig schönen, an den Ecken und Rändern mit Stoff und Silberstickerei
verzierten Matten (lapi) oder bereits aus Kapok-Matratzen, ferner benutzt man gewöhnlich
viereckige Schlummerrollen mit rotem Stoffüberzug und bestickten Enden (rampang
galang), ähnlich wie die Butonesen (Bd. I, S. 208) und Bugis. Über das Ganze breitet
sich auf Sumbawa ein Betthimmel (langit) (Fig. 86) zum Schulz gegen die Moskitos. Er
setzt sich meist aus einem grellroten Stück Zeug oder mehreren bunten Bahnen zusammen,
hat eine Zackenborte rings herum und eine Benähung mit bunten Lappen, Silberlitzen und
Metallplättchen. Beim Sultan besteht er ganz aus Seide und erscheint wie mit Blumen,
Sternen oder Bildern des Garuda-Vogels bestreut. (Fig. 96., s. Hintergrund des Brautpaares.)
Seine O rn am e n te bestehen aus einfachen, 4, 6 und 8-teiligen Kreuzblütenmustern (Taf. XV,
Fig. 2, unten links), Zacken (Taf. XV, Fig. 2, s. Hose vom Sultan), Kreisen, einfachen und
Kreuzblütenspiralen (Fig.96, s. Brustschmuck des jungen Bräutigams), sowie komplizierten
Ranken. Ihre nähere Untersuchung brachte mir auch die Erklärung der früher schon
von Bugis, Butonesen (Bd. I, S. 217) und Maronene (Bd. II, S. 41) erwähnten Naga-Ranke.
Wie die heidnischen Völker von Celebes die hinduische Naga zum Schutz gegen böse
Geister an Türschwellen, Fenstersockeln, Bootsschnäbeln und Seelenhäuschen auf den Gräbern
anbringen, so dient diese bei den muhamedanischen Bugis und Sumbawanen noch als Giebelschmuck
der Häuser (Fig. 85) und gilt bei den letzten als ein Segenbringer für die Familie.
Sie ist außerdem oft mit Farben in buntem Gemisch angestrichen, am Schwanz und Kopf mit
Blättern verziert, und bei manchen tritt an Stelle des bezahnten Maules ein blumenartiges
Gebilde, bald einer geöffneten Tulpe ähnlich, bald einer dreiblättrigen Blüte. Die Schuppen
der Schlange sind verschwunden und an verschiedenen Teilen des Leibes Blätter eingefügt.
Das Ornament des Himmelbettes stellt nun im Mittelfelde vier Naga-Schlangen dar,
von denen je zwei mit den Bäuchen zusammen liegen (Fig. 86). Schwanz und Hinterleib
hat man ganz zu Blättern umgestaltet, und aus dem dreiteiligen Kopf ragt lang die Zunge
9 Seitendach ==: lebang; Dachfirst = semuku; schräger Hauptdachbalken = layang; schräger
Nebendachbalken = |p a d jo lo ; Dachfirstlängsbalken = bunggis; große Dachlängsbalken = antar; horizontaler
Dachquerbalkeh = ||lam p a n ; Dachlatten = gligir; Fußboden = lasser; Fußbodenbalken = jelika;
Dachstuhlraum == alang; Zwischenwandbalken = penkarat.
9 a. a. 0., S. 167.
hervor; die Augen sind getreulich beide angebracht. An verschiedenen Stellen schließlich
sitzt noch der Garuda-Vogel.
Daß nun das Rankenmuster der Umrahmung weiter nichts als ein stilisiertes Naga-
Ornament ist, lehrt der direkte Augenschein. Die Enden, eine Umgestaltung des Naga-Kopfes
mit der heraushängenden Zunge, bilden dreiteilige Blumen mit lang vortretenden Haken.
Der gewundene Leib
hat wohl durch seine
wiederholte Neben-
einanderstellungVer-
anlassung zur Erfindung
der Ranke gegeben.
Der Garuda-
Vogel befindet sich
in dieser noch an denselben
Stellen und
erweckt jetzt denEin-
druck, als sitze er
auf den Ästen und
Blättern eines pflanz-
lichenGebildes.Auch
die für die Naga-
Darstellung charakteristischen
Herzformen,
1) wie im
Mittelfelde zwischen
den Schwänzen, wiederholen
sich im
Ranken - Ornament.
Die Ausfüllung der
vier Ecken endlich gleicht dem stilisierten Naga-Kopi bei den Maronene, nur daß nocn zu
beiden Seiten die Garuda angebracht ist. Selbst die einfachen Ranken der beiden unteren
schmalen Bänder der Bettrandborte dürften weiter nichts als eine Vereinfachung dieses
Naga-Motivs sein. Solche und ähnliche Ranken-Ornamente finden sich auch auf Festkleidern,
und zwar bei den Sumbawanen mehr als den Bimanesen.
Die B e k le id u n g im Sultanate Sumbawa erinnert an die Bimas, doch tragen die Männer,
mit Ausnahme der Bewohner der Hauptstadt und der Regenten, den Oberkörper meist entblößt.
Sie haben unter ihrem Lendentuch statt eines Höschens, wie Zollinger2) hervorhebt, einen
kurzen Sarong, der bisweilen eingerollt und zwischen den Beinen durchgezogen wird.
Wenn aber dieser Autor von dem Lendentuch der Frauen sagt: „Die Falte ist namentlich
hinten und nicht wie auf Java vorn“, so irrt er sich; denn sie fällt oft nach vorn, in sehr
gefälliger Weise herab (Fig. 84), wohl aber entspricht die Festtracht (Taf. XIV, Fig. 1) dem,
was Zollinger weiter sagt: „Außerdem ist die Falte so dick und groß, daß sie die Schönheit
der Körperform ganz verdeckt und den Gang vollständig verunziert.“
9 Diese finden sich jedoch auch als höhere Entwicklungsformen unter den urmalayischen
Ornamenten.
9 a. a. 0 ., S. 167.