Von den K in d e r s p ie lz e u g e n , die ja gern als Maßstab für den Kulturzustand angesehen
werden, nenne ich folgende. Ähnlich wie auf Buton (Bd. I, S. 219) spielen die
Kinder mit allerlei geflochtenen Tieren, vor allem Hühnern (ajam pendek), Vögeln (pio),
Puppen und Pferden, die teilweise mit Zeuglappen benäht, häufig ganz aus Stoff oder gar
aus Papier bezw. Pappe zusammengesetzt sind, die Araber und Chinesen eingeführt haben.
Die Hähne tragen immer gewaltige, aus Zeug oder Palmenblatt geschnittene Federn
und sind nicht selten mit Wasserfarben bemalt. Hühner und Pferde werden selbst ganz aus
kleinen zusammengebundenen Zwiebeln hergestellt, eine auch in Bima beliebte Spielerei;
Bekannt sind ferner das Ballspiel und das Werfen von Steinen in Löcher.
Von Lapi nach S um b aw a passierten wir mehrere Flüsse (Taf. XII, Fig. 2) und die
Vorberge der Batu Lanteh-Gebirgsgruppe. Meist ist das Gebiet mit lichtem Buschwald
bewachsen; zwischen Plampang und Lapi bestehen weite Strecken sogar ganz aus dornigem
Bambus, unter dem sich öfter auch eine schöne schwarzbraun gefleckte Varietät befindet.
In Sumbawa angekommen, bezogen wir den Pasanggrahan, in dem wir die angenehme
Gesellschaft des Kommandanten, Herrn Hauptmann A. C. C. Müsch genossen, welcher auch
ferner der Expedition in weitem Maße seine Unterstützung zuteil werden ließ.
In der Hauptstadt des Sultanates.
Nach unserer Ankunft stattete ich sofort dem Assistent-Residenten sowie dem Sultan
Besuche ab. Dieser letzte ist noch Selbstherrscher in seinem Lande und wird nur. von
den N. I. Beamten in der Regierung unterstützt. Er besitzt das Aussehen eines echten
Despoten, schaut ständig ernst und düster drein und gehört überhaupt nicht zu den
sympathischen Erscheinungen. In manchen Dingen mußte ich seine Unterstützung anrufen,
doch ohne jeglichen Erfolg. Schon Zollinger meldet von dem damaligen Sultan: „Während
der ganzen Zeit, die ich auf Sumbawa verbrachte, blieb die Unhöflichkeit des Sultans
jederzeit dieselbe.“ Gleiches kann auch ich sagen, denn der hohe Herr wollte nicht einmal
seinen Leuten den Befehl erteilen, bei guter Bezahlung für die Expedition im Sumbawa-
Fluß fischen zu lassen. Auf alle mögliche Weise versuchte ich ihn günstig zu stimmen,
aber vergebens, bis eines Tages der Reichskanzler mir schüchtern zuflüsterte: „Seine Frau
hat’s ihm verboten“. Jetzt galt es also, die Herrin für sich zu gewinnen.
Nach langen Verhandlungen ließ sich der Sultan in seiner ganzen Pracht photographieren.
Inmitten seines Hofstaates thronte der Gewaltige, angetan mit schwarzen, über
und über mit silbernen Blumen, dem Garuda-Vogel, Sternen, sowie an den Ärmel- und
Beinkleidereriden mit Zacken und Rankenmustern prächtig gestickten Kleidern (Taf. XV,
Fig. 2), den goldenen holländischen Orden auf der Brust, die gewaltige goldene Krone
auf dem Haupte (Fig. 95). Ij|- Diese besteht aus einem ornamentierten, buginesischen Spitzkäppchen
mit der Garuda voll eingesetzter Diamanten und Perlen und dahinter einem breiten,
schirm- oder blattartigen Schmuck aus schwerem Goldblech. Ihre vielen gepunzten Ornamente
zeigen chinesische Motive: Im Mittelfelde Drachen mit langen beschuppten Schwänzen
und Hirschhörnern, gewaltigen bezahnten Maul- und Vogelkrallen, zwischen ihnen eine
Sonnenblume auf langem Stiel und darunter zwei Meeresfische, einen hummerartigen Krebs,
eine Krabbe und einen Gliederwurm. Die seitlichen Felder zeigen je einen Garuda-ähnlichen
Vogel und die Endstücke Blumen- und Blättergewirr mit vielen zierlichen Vöglein. Der
Rand wird von einem
Rankenmuster mit Blüten
eingefaßt, und an den
Enden hängen Glöckchen
von der Gestalt einer
Manggis-Frucht.
Die sehr schwere
Krone vertauschteder Sultan
jedoch schon nach
einigen Minuten mit einem
buginesischen Goldkäppchen,
der sonst üblichen
Kopfbedeckung, wie sie
weniger kostbar auch die
drei Reichsgroßen, der
Deya Ranga, Nene Kalibla
und Deya Dipäti hatten.
Die anderen Würdenträger,
die Deya, Datu, Bumi,
Demang und die Dorfhäupter,
Njaka, tragen gewöhnliche
leichte Tücher,
die Geistlichkeit (Kali,
Imam, Panghulu, Kabir,
Hatib, Lurah, Lebe und
Bilal) dicke Turbane.
Die Leibwache besitzt lange Lanzen, (budja) mit goldenen Schaftenden, reich an
schönen, den der Bugis ähnlichen Ranken-Ornamenten (Taf. XVI, Fig. 1), und einer Eisenspitze
von schön geflammtem Pamor, deren Ende, wie bei den Bugis* einen eingeritzten
Skorpion als Zeichen der Tötlichkeit aufweist (Taf. XVI, Fig. 1). Besondere Prachtwerke
sind aber die Dolche (tatarupan) mit einem Griff von der Gestalt eines Menschen, Vogels
und Löwen (Taf. XVII, Fig. 2), sowie lange Schlag- (beran belo) und kürzere Stichwaffen
(berang passatumpo) mit gerader und geflammter Klinge und in Gold eingelegter Naga-
Schlange. Die goldenen Scheiden und Griffe, selbst mit Edelsteinen besetzt, zeigen Ornamente
der höchsten jungmalayischen Kunst: Ranken- und Faszettenmuster, sowie vollständige,
blütenbedeckte Zweige der alten hinduischen Richtung. Das königliche Reichsschwert aber
ist ein europäischer Säbel, und der geflochtene Reichsschild (tameng), ein Rest aus alter
Zeit, ähnelt dem der Balier Lomboks.
Sechs Pagen trugen Kästen für Sirihpinang und Tabak zur Herstellung der bis
65 cm langen Zigaretten, einen schweren schönen Fächer, — der unmöglich zu gebrauchen
war, sodaß der Sultan in der Hand einen billigen japanischen hielt, — ferner einen Wasserkessel,
kleine Dosen und den königlichen Spucknapf, alles aus massivem Gold und Silber mit
geschmackvollen Verzierungen.
Diese prunkvolle Hofgesellschaft brachte ich nun auf die photographische Platte
und schenkte das Bild, schön säuberlich unter Glas eingerahmt, der Sultanin. Ohne ein
Wort des Dankes wurde es jedoch angenommen, und so scheiterte mein Versuch, ihre