im Kneten beruht. Sie besorgt nach Erscheinen der Nachgeburt das Abschneiden des
Nabelstranges mit einem Bambusmesser ohne vorherige Abbindung, badet das Kind in
temperiertem, auf Zitronenblätter gebrühtem Wasser und wäscht auch die junge Mutter warm
ab. Diese nimmt am vierten Tage ein Reinigungsbad im Fluß, ohne daß demselben jedoch eine
besondere religiöse Bedeutung zuzukommen scheint. An diesem Tage findet auch die
Namengebung des Kindes, verbunden mit einem Festessen statt.
Zu den besonderen Feierlichkeiten gehört das Aufhängen der N a c h g e b u r t (funi)
im früher genannten großen, heiligen Baum, einem Waringin (püu leie). Man wäscht zuerst
die Placenta, umwickelt sie mit einem Stück Zeug und legt sie nach Ablauf eines Tages
in einen Tontopf (Dorf Nua Kotta) oder in eine Kokosnuß (Dorf Geni) und opfert sie dem
Geist der Nachgeburt. Dieser Gabe werden in Ndano seltsamerweise noch die Fäzes
(pari tahi) des Kindes aus der Zeit der ersten 24 Stunden hinzugefügt; sie sind sorgfältig
auf Kokosfasern gesammelt und mit Zeug und Flechtwerk umhüllt. In Rea scheint jedoch
ein Opfer für diesen Geist unbekannt zu sein, denn falls das Neugeborene erkrankt, ruft
man, wie früher von Ndona erwähnt, einen Hund, um den Werwolf zu vertreiben. Die
vielen Paketchen zwischen den Luftwurzeln des Baumes, die zahlreichen Töpfe, Opferkränze
(karo) und -tabletts („tenda dju“, entsprechend dem „sangia“ von Lombok), welche mit
Früchten als Bitte um Fruchtbarkeit für Frauen belegt sind, sowie die zum Treiben hingestellten
Kokosnüsse gewähren einen eigenartigen Anblick (Taf. XXI, Fig. 1).
Uber mancherlei andere Sitten, welche im malayischen Archipel Vorkommen, z. B.
eine Absonderung der Frauen in eigenen Häusern zur Zeit der Menstruation oder der
Geburt ließ sich nichts feststellen. Das Gewohnheitsrecht verlangt nur von den Floresen,
daß die Ehegatten nach einer Geburt nicht eher zusammen schlafen dürfen, bis das Kind
zu laufen beginnt. Eine besondere Feier der Pubertät von Knaben oder Mädchen scheint
nicht zu bestehen, wohl aber werden den Kindern beiderlei Geschlechts schönheitshalber, wie
schon gesagt, die Haare bis auf einen Büschel um den Wirbel oder bis auf eine Mähne in
der Mitte über dem Scheitel kurz geschoren. Älter gewordene Mädchen tragen statt dessen
krause Stirnlocken und entfernen sorgfältig die Achselhärchen, während Männer und Frauen
die Schamhaare stehen lassen.
Das ganze Leben des Kindes scheint bei den Floresen des Gebirges, abgesehen
von der Namengebung, ohne jede Feierlichkeit zu verlaufen, und eine Beschneidung ist
unbekannt. Nur in Ndona, vielleicht schon infolge muhamedanischen Einflusses von Seiten
der Endenesen, sollen einige Leute eine Incision, wie auch Riedel1) bereits erwähnt, ausführen
lassen und reiche sogar bei dieser Gelegenheit ein Fest veranstalten.
Morphologisches und Geologisches von Mittel-Flores.
Wer die Insel Flores, welche sich einschließlich der Insel Rindja von 119° 35/
bis 123° östlicher Länge und etwa 8° bis 9° südlicher Breite ausdehnt, von See her
betrachtet, erkennt zwischen den im allgemeinen 1500—2600 m hohen Vulkanen eine Bergkette.
Diese scheint sich der Länge nach in Schlangen- bezw. Zickzacklinien durch die
ganze Insel hin zu ziehen. Sie nimmt im allgemeinen eine Meereshöhe um 1000 m ein, mit
bald tieferen Sätteln, bald bis 13—1800 m, selbst 2200 m hohen Spitzen, letztere hauptsächlich
im westlichen Gebiete. Die Vulkane gruppieren sich nicht allein nördlich und
*) Revue Col. Internat. II p. 71.
südlich dieses, die Insel in zwei Hälften teilenden Grenzgebirges, sondern sie schieben sich
gern in die einspringenden Winkel des Bergzuges, erheben sich unmittelbar an den kme-
förmig scharfen Biegungen desselben, oder sie liegen weiter abseits und häulig zu mehreren
in gewöhnlich N—S oder NNO—SSW-lichen Reihen hintereinander. Olfenbar scheint also
ein Zusammenhang zwischen der Tektonik und dem Auftreten der Vulkane zu bestehen,
ein Umstand, welcher mich bestimmte, die beiderseitigen Beziehungen im mittleren Flores
zu untersuchen. . .
Die beigegebene Karte dieses Gebietes (No. 5) entstand, abgesehen von einigen
Ergänzungen meinerseits, vor allem aus der Vereinigung der „Schetskaart von Flores,
Schaal 1: 250,000“ von 1909 des Topographischen Instituts von Batavia mit zwei anderen
im großen Maßstabe vorhandenen Aufnahmen, welche erst im Manuskript vorhegen. Sie
gibt uns ein gutes Bild vom Verlauf der mittleren Kette und der Form der vulkanischen
Kegel- und Ringwallberge.
Das G r e n z g e b i r g e hat in Mittel-Flores von West nach Ost folgende Haupterhebungen: H Geli Lombo (1371 m), 2. Geh Bebu (1185 m), 3. Geli Toto (1008 m), 4. Nbotu Nira Djawa,
5. Geli Manu, 6. Wolo Wae bezw. Wae (1294 m), 7. Geli Ao-masi (1612 m), 8. Lepe Mbusu
(1881 m), 9. Geli Soke (1626 m), 10. Geli
Djawa (1670 m), II. Geli Kuru (1609 m).
Es bildet klimatologisch eine Scheide
zwischen der trockenen Nord- und der
feuchten Südseite der Insel. Infolgedessen
sind auch seine Südabhänge sehr
stark zertalt und fallen in zerrissenen
Wänden steil zu tiefen Schluchten und
Kesseln ab. Sie unterscheiden sich in
ihren Formen sofort von den Vulkanbergen,
können also keine Überreste von
NW. Z80* 2*5" SO
Geli Soke
Fig. 132. Blick v o n d e r Okka-Hochebene au! den Ndona -Ringvulkan u n d
d a s Grenzgebirge . Gez. Gründler.
Ringwallstücken sein. Ihre Gestalt ist ersichtlich aus der Bergzeichnung auf Taf. XVIII (Fig. 2),
einem Blick von der Höhe eines zum Keli Watu manu („geli, g ilif-= Berg vorwiegend in
Ndona, „keli“ in Rea) gehörenden Rückens beim Orte Puu Mere-wawo. Im Norden erblickt
man die Kette von Keli Watu manu, Nbotu Nira Djawa, Keli Angi bis Toto, welchem letzten
im Hintergründe der Ndora vorgelagert ist. Im Westsüdwesten schaut über das Vorland
der 2149 m hohe Amburombo oder Keo-Vulkan herüber, und im Nordosten an der Umbiegung
des Bergzuges gruppieren sich südwärtsgehende Rücken mit ihren spitzen Kuppen wie
Kulissen hintereinander, im Blau der Ferne verschwimmend. In der Mitte befindet sich am
Fuße des Watu manu ein weiter Kessel. Er wird durch einen schmalen Rücken, den Ruma
Rea, in' zwei Hälften geteilt, in derem östlichen Teile der Ai Rombo die Wasser des Watu
manu und derem westlichen der Ai Naku-badju die des Nira Djawa und Nira Nbumbu
sammelt und zum Weka-Tal abführt, zu dem auch die weiter westlich liegenden, der Manu-
bala- und Keri-Fluß gehen. _
Die zahlreichen tiefen Täler gewähren einen guten Einblick in den g e o l o g i s c h e n
A u fb a u Vom Nira Djawa geht nach Süd der Wawo Manu-bala (auch „bara“), begleitet
vom gleichnamigen Tal. Er baut sich aus bald NNW, bald NNO-einfallenden Schichten,
nämlich vom Hangenden zum Liegenden folgenden auf:
1. Tuffbreccien, sandsteinartigen, gelblich-weißen, geschichteten, häufig etwas porösen,
2. Tuffsandsteinen, tonigen, weißlich und gelb gebänderten,