SSO.
Tam bora 2936m
NNW.
IV. Die geologisch-morphologischen Verhältnisse
der Insel Sumbawa.
(Der Tambora-Vulkan; Die Vulkaninsel Sangeang; Die Batu Lanteh- und Sangenges-Gruppe; Die Tatar-
Vulkanruine; Die Plampang-Vulkanruine; Die Mata-Vulkanruine; Die Donggo-Vulkanruine; Die Vulkanruinen
von Nord-Bima; Die Olat Pussok-Berggruppe; Das Bergland des südlichen Bima; Das tektonische
Gebirge Sumbawas; Das System der Meeresterrassen; Die säkulare Senkung Sumbawas und seiner
N achbargebiete.)
Wie auf der Insel Java, so geben auch auf Sumbawa die V u lk a n e dem Lande das
ihm eigentümliche Gepräge, während das tektonische Gebirge ganz zurücktritt. Sie verteilen
sich auf zwei, der Länge nach die Insel durchziehende Zonen, 1. die t ä t i g e n F e u e r b e r g e
nahe der Nordküste, bestehend aus dem Tambora im Sultanat Dompu und Sanggar und
dem Api auf dem zu Bima gehörigen Eiland Sangeang sowie 2. die Vulkanruinen im mittleren
und südlichen Gebiete. Die ersten bestehen gewöhnlich im indoaustralischen Archipel aus
zwei verschiedenartigen Teilen, einem älteren Ringwallgebirge und einem jüngeren Kegelberge.
Dieser letzte erhebt sich bald innerhalb der Caldera, bald am oder auf dem Rande
oder aber auf dem äußeren Mantel, und seine Produkte verdecken einmal mehr, ein
andermal weniger stark das ältere Gebirgsstück., Zu den Seltenheiten aber rechnet der Fall,
daß ein Kegelberg später wieder zu einer Art Ringgebirge wird, wie beim Tambora, welcher
bei der letzten Eruption seine Spitze verloren und .einen weiten Krater gebildet hat.
Die V u lk a n r u in e n * , der zweite Typus, scheinen ehemals der Hauptsache nach
nur aus einem System von zwei oder drei verschiedenaltrigen Ringwallbergen bestanden
zu haben. Von ihnen trenne ich als dritte Erscheinungsform die ältesten V u lk a n r e s t e
ab, Feuerberge, die durch langdauernde Zertalung ganz in einzelne niedrige Erhebungen
aufgelöst und von welchen, sozusagen, nur noch die Fundamente des früheren Vulkanbaues
übriggeblieben sind.
Auf Sumbawa ist es mir nun gelungen, für die drei morphologisch verschiedenen
Vulkangebilde durch mehrfache Wechselbeziehungen ihrer Eruptionsprodukte zu marinen
Sedimenten ihr geologisches Alter genauer zu fixieren und eine auffallende Übereinstimmung
mit den auf Java bestehenden Verhältnissen festzustellen.
I. Die j’ungen Vulkanberge.
1. Der Tambora-Vulkan.
Auf der nördlichen Halbinsel Sumbawas in den kleinen Sultanaten Sanggar und
Dompu liegt der größte tätige Vulkan der Insel, der Tambora (Fig. 104), über welchen
Zollinger1) berichtet: „Der Tambora war vor 1815 ein Kegelberg und wohl der höchste des
Archipels. Er -bestand, wie so viele Berge Javas, aus zwei Gipfeln, eine öst- und eine
westliche Spitze, die schon aus großer Entfernung sichtbar waren.“ Über seine Eruption
im April 1815, die nächst der des Krakatau zu dem gewaltigsten im indoaustralischen
Archipel zählt, verweise ich auf die Schilderungen im erwähnten Reiseberichte. Zollinger
bestieg den von den Eingeborenen so gefürchteten Berg im August 1847 als erster Europäer;
aus seiner Beschreibung sei Folgendes herausgezogen: Auf der Spitze des Tambora
haben wir „einen länglich-runden Krater vor uns von ca. einer Stunde im Durchmesser und
vielleicht 1700 Fuß Tiefe. Alle Wände laufen lotrecht bis zum Boden, wo sie in einem
sanft gerundeten Kessel zusammenstoßen. Der oberste Rand hat überall fast dieselben
Höhen, nur in S 83° W und in N 82 W reichen zwei Punkte etwas höher. Er ist überall
scharf wie ein Messer abgeschnitten, nur an der Stelle, wo wir uns befinden, besteht eine
kleine ebene Fläche. So weit man feststellen kann, sind die Schichten, welche die Wände
zusammensetzen nicht dick und sie bestehen aus losen vulkanischen Produkten, jedoch
nicht aus ursprünglichem Fels. — In N 45° W scheint die Wand durchbrochen zu sein
und eine Schlucht nach außen zu führen. Auf dem Boden endlich liegt ein langgezogener
See inmitten des Kessels. Sein Längendurchmesser läuft von S nach N, während der
Krater etwas von 0 nach W verlängert ist.2) Das Wasser dieses Sees ist gelbgrün und wahrscheinlich
kalt. Ringsherum befinden sich noch einige Öffnungen, aus welchen Gas strömt
und in dessen Mündungen sich Schwefelkristalle festgesetzt haben."
Die östlichen Abhänge des Vulkans bestehen nach Zollinger in den unteren Teilen
aus losen Agglomeraten, löcherigen, groben, nicht direkt bimsteinartigen Schlacken, welche
mit zunehmender Höhe immer größer werden und sich bald in Blöcken zu mächtigen
Mauern auftürmen. Weiter bergaufwärts werden Lavaströme gefunden, von teils aufgetriebenem,
porösen, teils schaumig-glasigem Aussehen, sowie breite, kahle Ströme aus
oberflächlich zusammengebackenen Auswürflingen, wie Sand, Asche und Bimstein.
Oberhalb des kleinen Kegels, des Donggo Tabeh, beobachtete Zollinger eine Spalte,
während in diesem Teile eigentliche Schluchten noch wenig ausgegraben waren. „Die Spalten“,
so sagt er wörtlich, „sind bald 2—3, bald 20—25 Fuß tief. Die Wände stehen nicht schief,
sondern senkrecht und haben oben noch scharfe Kanten. Die Rücken werden nach oben
immer schmaler die Spalten tiefer.“
Der Tambora mißt 53X42 km im Durchmesser, bei einer Höhe von 2936 m
(bezw. 2965 m nach der Seekarte) und fällt langsam nach allen Seiten ab, und zwar nach
Nord etwa mit 2—3°, Süd mit 9°, ca. Westnordwest mit 4° und Ost mit 5°. Auf seiner
Mantelfläche sitzen im Osten 3 (bezw. 4) kleine, junge, parasitäre Kegel, u. a. der 877 m hohe
Tahe (Tabeh bei Zollinger) und südöstlich davon ein ähnlicher Molo (?) von 602 m ü. d. M.
(Fig. 104), deren Spitzen nach Zollinger Kessel eingesenkt sind, während die Kuppen
J) a. a. O. „Reis naar Bima en Soembawa enz.“ 1847. S. 148—158. (Wörtl. übersetzt S. 156, 154).
*) Zollinger drückt sich an dieser Stelle unklar aus.