erhaltenes, steinernes Hindu-Bild, welches die Genesa darzustellen scheint, aus. Dieser
Fund vervollständigt die früher gemachten und bereits beschriebenen.1)
Am folgenden Tage stattete ich in Begleitung des holländischen Beamten, des
Civiel-Gezaghebbers Banse, dem Sultan einen Besuch ab. Der hohe Herr versprach mir
seine fernere Unterstützung und überall, wohin ich kam, boten mir die Bewohner ihre
Pferde zur Benutzung an; den Befehl, für mich Fische zu sammeln, führte man sogar erstaunlich
gut und genau aus. Selbst in Dörfern, welche ich nur flüchtig berührte, stand
das Oberhaupt an der Straße mit einem Gefäß ,Fische bereit, die meist lebend, aber in
manchen Orten sogar schon geputzt mit abgeschnittenen Flossen oder fertig gebraten, also
wenig geeignet zur wissenschaftlichen Untersuchung, präsentiert wurden.
Schon zwei Tage nach der Rückkehr aus der Landschaft Donggo konnte das nördliche
Bima bereist werden. Es besteht aus zwar kleinen, doch steilen Bergen mit tief
eingeschnittenen Tälern, hauptsächlich einer stark abgetragenen Vulkanruine. Diese, ursprünglich
ein Ringwall, besteht aus dem Kolo-Gebirge im Westen (Taf. VI, Fig. 2), dem
Ro-Gebirge im Nordosten und fällt nach innen zu einem flachen Gebiete bei Keli und Rite
ab, welches der nach Nordwest strömende Keli-Fluß zur Bima-Bai entwässert.
In Begleitung des Sultans und Civiel-Gezaghebbers ritten meine Frau und ich am
6. Dezember nach Kolo, folgten zuerst dem Strande und über 3 Terrassen (etwa um 178,
245 und 322 m ü. d. M.) von der Mündung des Sang^la-Flusses aufwärts zu dem im Hintergründe
sich erhebenden, kegelförmigen Kolo-Berg. Schon bald genossen wir einen
prächtigen Blick über die Bima-Bucht (Taf. V, Fig. 2): Ruhig, wie ein Binnensee, glitzert
ihr Spiegel, den kleine Schiffe mit roten und weißen Segeln durchschneiden, und aus welchem
malerisch die Eilandchen Kambing und Soma herausschauen. Breite Zungen greifen von
beiden Seiten in ihn hinein, und das Donggo-Land gewährt durch das lichte Grün seiner
zahlreichen Rücken und Bergstufen, deren Hintergrund in dem grauen Blau des Meeres
und des Himmels verschwimmt, einen prächtigen Anblick. Der abgeplattete Kegel, der
Tafelberg Soro-mandi (Taf. VI, Fig. 1),. erhebt sich wie ein mächtiger Altar auf den ausgedehnten
Terrassen seines Vorlandes, sozusagen als ein erhabenes Wahrzeichen aus der
Götterwelt der Bewohner. Zu meinen Füßen liegt ein frischer, niedriger Wald mit schirmförmigen
und kugeligen Bäumen, ähnlich wie auf der westlichen Buchtseite, nur viel üppiger
und dichter, doch schaut hier und da der gelblichgrün schimmernde Erdboden heraus.
Inmitten einer Schar Kokospalmen und Bambusgebüsche leuchten traulich die weißen Häuser
des Dörfleins Bonto.
In dem tiefeingeschnittenen Sang^la-Tal selbst besteht eine reichere Vegetat io n als
im armseligen Donggo-Lande: Dichte Gebüsche von Rubiaceen (Pavetta), Sterculiaceen
(Helicteres),2) Caesalpinien und Rhamnaceen zwischen Bäumen aus der Familie der
Sapindaceen, Apocynaceen und Tiliaceen. Im Gegensatz zu den tropischen Regenwäldern
gestattet das bis auf den Erdboden dringende Licht eine viel größere Entfaltung der Kräuterwelt,
u. a. Malven (wie Sida, Gossypium), vom lichten Rosa bis brennenden Rot, Abutilon
in goldigem Gelb, ein Lippenblütler Orthosiphon stamineus, Benth., eine Pflanze mit verlängerten,
aus der Blüte herausschauenden Staubblättern, der Katzenbart (kumis kutjing)
der Malayen, eine Asclepiadacee (kore) Calolropis gigantea mit blauen Blumen und lang*)
Tijdschr. Bataviaasch Genootsch. Deel X. 1861, blz. 374 en XI 1862, blz. 157; Tijdschr. v. Ned.-
lndie Ille Ser. I. Jahrg. 1867. Deel I blz. 88; Uhle in: A. B. Meier „Altertümer a. d. ostind. Archip.“ Leipz. 1884.
2) Gute Bastlaser liefernd.
behaartem Samen,1) ein sparriger, zierlich belaubter Spargel mit weißen Blüten und andere
Liliengewächse. Zwischen ihnen hindurch windet sich eine Clematis mit goldgelben Blütentrauben
und keulenförmigen Honigblättern oder ein reichbeblätterter „Wilder Wein“ (Cissus
disfolor) und an anderer Stelle klettert eine dreiblätterige Illigera oder ein Lorbeergewächs.
Die beiden Seiten der Bima-Bai bilden also floristisch gewisse Gegensätze: Auf der Westseite
eine armselige Parklandschaft und auf der Ostseite, hauptsächlich in den tiefen Tälern,
ein üppiger Monsun-Buschwald.
Als wir den Ort Kolo, etwa 325 nj über dem Meere, erreichten, waren dank der
guten Vorbereitung von Seiten des Herrn Banse bereits die Zelte aufgestellt und häuslich
eingerichtet, sodaß ich meine Gäste noch vor ihrer Rückkehr nach Bima bewirten k o n n te '_
Das Dorf selbst liegt auf einer schmalen, zum Sangöla-Tale abfallenden Terrasse des mit
fast senkrechten Felswänden aufstrebenden Talkessels. Es besteht aus einer Anzahl sehr
in Verfall geratener Hütten von der in Bima allgemein üblichen Bauart. Diese, größer als
die der Donggos, ruhen auf 6 Pfählen. Sie sind teils nach der primitiven, teils nach der
neuen Methode errichtet, ihre Balken nämlich entweder- durch Holzzapfen befestigt oder in
Löcher der Träger eingelassen und festgekeilt, doch findet sich auch stellenweise noch die
einfachste Verbindung durch Taue und Gabelpfeiler, wie bei Reisschobern. Die Wände
stellt man bald aus plattgeklopftem Bambus, bald aus Brettern her, die von zusammengebundenen
Latten gehalten werden; als Dachbedeckung dienen neben Alang-alang-Gras
auch Bambus-Schindeln wie in der Hauptstadt Bima.
Das Kolo-Gebirge bewohnen die D o u Kolo, welche den Rest eines alten, armseligen
Bergstammes darstellen. Sie reden eine dem Bimanesischen ähnliche S p r a c h e
und sind teilweise kürzlich zum Islam übergetreten.
Im Angesicht dieses aussterbenden Volkes betrachtete ich.J'es'inatürlich als heilige
Pflicht, von dem Wortschätze zu retten, was noch zu retten war; denn ich erhielt bereits
häufig auf meine Frage nach einer kolonesischen Bezeichnung als Antwort einen bimanesischen
Ausdruck, ohne daß dem Sprecher der Irrtum zum Bewußtsein kam. Wenn mein Dolmetscher,
ein geborener Kolonese, der durch seinen Aufenthalt an der Küste gleich gut bimanesisch
und malayisch sprach, seine Landsleute auf ihre Fehler aufmerksam machte, lachten sie
voller Vergnügen, ihre Muttersprache bereits ; vergessen zu haben. Da I. C. G. Jonker in
seinem schon erwähnten bimanesischen Wörterbuch nur wenige kolonesische Wörter anführt,
so ließ ich mir die Mühe nicht verdrießen, gegen 600 Stück zu sammeln und sie
ohne weiteres, tale quäle, für die Linguisten im Anhang dieses Werkes abzudrucken.
Die Bewohner von Kolo schließen sieb im K ör p e r b a u trotz ihrer abweichenden
Sprache mehr den Bimanesen der Umgebung der Hauptstadt, als den Bewohnern des
nördlichen Bima und Donggo-Landes an. Sie tragen vielleicht noch deutlicher als die
Küsten-Bimanesen durch die hervortretenden Backenknochen, die hohe, schariwinkelige
Stirn und den lang ausgezogenen Schädel, also durch einen gewissen Grad von Eckigkeit,
einen makassarischen Gesichtszug, welcher den Leuten ein hartes und energisches Aussehen
verleiht. Ihre Körperlänge beträgt weniger als die der Donggos; denn nach den
Schätzungen aller Männer — 87 an d e rZ a hM - sind 83»/»etwa 1,60 m, 11 °/o kleiner und 6°/o
größer; es kommen aber auch einzelne besonders lange und sehr kleine Leute vor. Die auffallend
stark vorgewölbte Stirn schrägt sich trotz ihres scharfen Winkels nach oben hin leicht ab.
Der Augenrand ist nicht besonders kräftig, die Nase breit, dick, aber mit gerader Rücken-
*) In Java als Pflanzenseide versponnen.