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sie erhalten einen Tragsattel (kapa räpa), welcher aus aneinandergebundenen Röllchen
von Reisstroh (räpa) besteht und durch Bauchgurt („ai here“, here = binden) und Schwanzriemen
(nggambe) gehalten wird. Die Last hängt zu beiden Seiten an Haken (kaboko) aus
Hirschhorn hernieder. Das Zaumzeug (rante djara), meist ein Tau, hat gelegentlich ein
einfaches oder doppeltes Messing-, beziehungsweise Eisengebiß und die Zügel der Reitpferde
bestehen aus Rohr- oder Bastgeflecht.
Maße für Ra um und Zei t : Da der Boden nur wenig ertragsfähig ist, bleibt
dem Donggo nichts für den Verkauf; infolgedessen bestehen auch hier keine festen Begriffe
über Hohlmaße, und Gewichte sind garnicht bekannt. Diese Tatsache macht eine Bemerkung
Zollingers1) verständlich: „Merkwürdig ist, daß Bima überhaupt keine ursprünglichen
Maße und Gewichte besitzt, und alle Gewichte und Längenmaße sind fremden Ursprungs.
Ob diese niemals bekannt gewesen oder ob die ursprünglichen Namen der Maße
und Gewichte allmählich vergessen sind, kann ich nicht angeben.“ Wie Zollinger hervorhebt,
rechnet man auf Bima die Länge nach Füßen und Faden, die Abstände nach Tagreisen.
Als Hohlmaße dienen außer Schüsseln das „Gantang“ wie auf Java, fassend 5 Katti
Reis, und ebenso die dortigen Gewichte: „das Kojan“, zu 30 Pikol (in Batavia 27 Pikol),
eins davon 100 Katti (ursprünglich 125 Amsterdamscher Pfund, 62,5 kg).
Nur das Rechnen verstehen die Donggos vorzüglich, selbst bis zu einer Million,
denn sie haben es durch das Abzählen der Kemirinüsse gelernt. Von diesen verkaufen
sie nämlich 130—160 Stück für ein „Uwa“ (javan.: uwang), etwa 2 Cent oder 16 chines.
Keppepgs (6 uwa = sa suku, 4 suku - 1 real), und eine Traglast für fl 2.50 (ringgi).
Infolge der Handelsbeziehung zu den Bimanesen haben die Donggos auch deren
Zeitrechnung übernommen, nur daß unbedeutende Veränderungen eingetreten sind, welche
auch sonst nur die Donggo-Sprache vom Bimanesischen unterscheiden. Das Jahr (sa-mbaa),
12 Monate (wuran.,; Bim.: wura) zu je 30 Tagen, (na'i) beginnt mit Juni.
Ü Juni wuran itja
2. Juli „ duwa
3. August » tolu
4. September » ngupa (bimanesisch: upa)
5. Oktober » liman (bimanesisch: lima)
6. November » - ngini (bimanesisch: ini)
7. Dezember ’ ÜS npidun (bimanesisch: pidu)
8. Januar n barun (bimanesisch: waru)
9. Februar i ntjiwin (bimanesisch: tjiwi)
10. März 8 '» ■ 8 mpurun (bimanesisch: mpuru)
11. April H ,y ndoda (bimanesisch: sa-mpuru sa-buwa)
12. Mai „ duwa ndodan (bimanesisch: sa-mpuru duwa).
Wie die primitiven Völker oft, so haben auch die Donggos in ihrer S p r a c h e mannigfaltige
Ausdrücke für gleichartige Tätigkeitsworte, z. B. für „schneiden“: „dompo“ im Sinne
von „abschneiden“ und „umhauen“ von einem Baum; „tia“: „spalten“, beide soviel als
„teilen“ in zwei Stücke, das letzte Wort jedoch mehrfach; „tota“ in ganz kleine Stücke
schneiden: „zerkleinern“ ; tösi“ von einem größeren Gegenstand etwas abschneiden: „zerlegen“,
auf die Mangafrucht oder die Ubiknolle angewandt: „schälen“, die letzte Tätigkeit
auf die Zwiebel übertragen: „dari“ (bei den Bimanesen dg§iEinteilung des Volkes) oder
‘) a. a. O.; s: lio.
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auf Orangen, nämlich mit der Hand: „loke“, sowie einen Knoten:: „lösen“ ; ferner eine
Kokosnuß „schälen“, also mit dem Haumesser: „rotjo“, aber den inneren Kern „öffnen,
zerschlagen“ : „näba“; ein Loch ,;hineinbohren“, nämlich die runde Schalenlücke „aus-
schnelden“, um das Wasser abzulassen: „tote“, jedoch der Kemirinuß die Schale „auf-
schlagen“:: „tutu“, ähnlich wie durch „Stampfen“ die Haut von dem Reiskorn lösen.
Zum Schluß möchte ich noch einige s t a t i s t i s c h e Mi t t e i l u n g e n machen. Im
Jahre 1886 zählte man bei den Donggos 2400 Seelen und 1905 4146, nämlich 1469 Männer,
976 Frauen und 1701 Kinder. Die geringe Anzahl Frauen scheint sich aus der großen
Sterblichkeit der Mütter zu erklären, denn 48,74 °!/o aller Neugeborenen sind Mädchen. Die
Vermehrungsziffer der Donggos ist aber eine günstige, da 38,2°/o aller Frauen ein Kind
gebären, 53,6°/o 2 3, 6,62°/o 4—5 und l,62°/o bis 6 Kinder. Die männliche Bevölkerung
setzt sich aus folgenden Lebensaltern zusammen: 37°/o bis 17 Jahre alt, 29°/o bis 30, 22°/o
bis 40, lf°/o. bis 50 und 1°/ó bis 60, sowie 0,12°/o noch älter.
Diese Untersuchungen zeigen uns nun folgendes:
; An t h r o p o l o g i s c h g e h ö r e n die D o n g g o s zu den I n d o n e s i e r n vom
Ty p u s der Sa s a ke r , s i nd a b e r b e r e i t s mi t Kü s t e n e l e m e n t e n ve rmi s cht , und
e i n i g e Leut e g l e i c h e n den Bi m a n e s e n d e r Ebene.
2. Kul t ur el f s t e h e n sic auf e i ne r viel t i e f e r en Stufe, a l s die j u n g -
ma l ay i s c h e n e i g e n t l i ch e n Bi ma n e s e n . Die Tö p f e r e i , sowi e m an c h e a l l g
eme i n v e r b r e i t e t e n Ku l t u r ge wä c h s e , Knol l en- , S c h ö t e n f r ü c h t e , dann
Z u c k e r von Rohr und Pa l me n s i nd i h n e n u n b e k a n n t , abe r s i e k e n n e n wie
die Bi m a n e s e n ei ne h ö h e r e Ge f l e c h t s a r t , das Wür f e lge f l e cht . Ihre kl e i nen
Hä u s e r we i s en z um T é li n och di e äl t er e, me h r p r imi t i v e Ba u a r t d ur ch Ver -
pf j öbken der Ba lken auf u nd we r d e n o hn e Me ßi n s t r ume nt e er r ichtet . Eigene
Maße und Gewi c ht e s i nd u n b e k a n n t , nur Zä h l e n v e r s t e h t man gut .
3. Dem Ch a r a k t e r n a c h dür f t en die D o n g g o s al s b e s c h e i d e n e , g u t mü
t i g e , ä n g s t l i ch e , in G l a u b e n s s a c h e n l ei cht v e r l e t z b a r e und d a h e r etwas
m i ß t r a u i s c h e , a b e r h a r ml o s e Na t u r k i n d e r gel t en. I nfol ge i h r e r Z u r ü c k h
a l t u n g und ihr es Ab s c h l u s s e s von de r Au ß e nwe l t l e r n t en si e zwa r ni cht
die F o r tS c h r r J 'te d e r Bi m a n e s e n k e n n e n , s ind a b e r g e i s t i g k e i n e s w e g s so
s ch we r f ä l l i g wie die G e b i r g s - S a s a k e r Lombo ks .
Religion und Gebräuche der Donggos.
Dem geschilderten, in Vergleich zu Lombok und dem übrigen Sumbawa niederen
Kulturzustande entspricht auch die D o n g g o -R e lig io n , welche sich trotz der jahrelangen
Beeinflussung von Seiten der muhamedanischen Bimanesen erhalten.: hat. Nur die Bewohner
des Dorfes Mangge bekennen sich zum Islam, sollen aber noch ihren Geistern opfern
und Schweinefleisch essen. Ober den Glauben berichtet uns Zollinger: „Sie kennen kein
einziges höheres Wesen noch einen menschlichen Verkündiger seines Ansehens und seiner
Macht. Sie glauben allein an viele Geister, teils gute, teils böse, die auf Bergen, Bäumen,
in Steinen, der Sonne, dem Meere wohnen. Die Geister heißen „ d ew a “. Man ruft sie
allein an, wenn man ihre Hilfe nötig hat, z. B. bei Krankheiten und' bei sonstigen unglücklichen
Umständen. Man findet deshalb vor jedem Hause einige große und glatte Steine,
die für heilig angesehen werden, auf denen man jedoch ebensogut (wer soll es für möglich