Reichen auf einem Tragsessel, den beim Sultanssohn 100 Leute halten, ins Haus der
Braut, während in Ampang ein Pferd benutzt wird (niring). In dem Hause begrüßt darauf
die versammelte Familie den Bräutigam als neues Mitglied, und alles setzt sich zum Festmahl,
bei dem bis in die Brautnacht hinein, bis 4 Uhr morgens, des öfteren die Trommel
geschlagen wird.
Eine eigenartige Sitte ist nun die B r a u tw a c h e (nopbka basäpa, Mal: belum tjampur),
die 3 Tage und 2 Nächte dauert und gewöhnlich von der Tante des Bräutigams oder der Braut
abgehalten wird, die dafür von den Verwandten des Mannes ein kleines Geldgeschenk bekommt.
Die Wachtmutter (ina paradja) liegt während dieser Zeit mit der jungen Gattin
auf einem Bett (käsur), während vor demselben der Ehemann zu schlafen hat, welchen
man erst am 3. Tage mit seiner Frau allein läßt.
In Ampang, so erzählte man mir, statten nach zwei Tagen die Neuvermählten in
Begleitung des Brautwerbers den Eltern des Bräutigams einen Besuch (ngendrang) ab, um
deren Segen zu erbitten.
Sie beziehen jetzt ihre
Wohnung im Hause des
Mädchens, und nur falls
diese zu klein, bauen sie
sich ein eigenes Heim oder
dürfen das Haus der verstorbenen
Eltern des Ehemanns
benutzen.
In den einzelnen Teilen
des Sultanates ist das
K a u f g u t verschieden
groß. In Mata werden
gezahlt: 15-50 Real in
chinesischen Keppeng, 2-5
Reichstaler: (ringgit), ein
Ring und Küchengegenstände,
im Batu Lanteh-
Gebirge, z. B. Batu Dulang
nach Gründlers Bericht:
100 Kokosnüsse, 100 Zucker, 1 Pikol Reis, 1—2 Büffel, 1 Frauenjacke und 5 Reichstaler,
sowie der nie fehlende Sirihpinang. In Ampang beträgt die Summe 60 Real, während
zur Verlobung („eneng“, fragen) bereits Reis, Kokosnuß, Palmzucker, 1—2 Büffel und 15
Real gegeben werden. In der Landschaft Punu-Kika feiert man außerdem noch den V o ra b e n d
(kenkäm) des Hochzeitstages mit Kaffee und Kuchen im Haus des Bräutigams. Bei festlichen
Gelegenheiten, vor, allem bei der Verlobung, reiben die jungen Leute ihren Körper,
um ihn schöner erscheinen zu lassen, gern mit gelbem Puder (odak tepbng) mit Mangga-
Schale (kulit pelam) ein. :
Dem muhamedanischen Brauche entsprechend, kann der Mann mehrere Frauen
nehmen; es bestehen darüber für die Volksklassen noch besondere Vorschriften.1) Im allgemeinen
wartet er etwa bis 2 Jahre nach der Geschlechtsreife (ramulong) des Mädchens,
9 s. Ligtvoet a. a. O., S. 561, 565.
und für ihn sind häufig ihre Leistungen, vor allem in der Weberei maßgebend. Oft aber
versprechen die Mütter bereits ihre Kinder unter einander und verloben sie. Da solche
Mädchen von ändern Männern nicht um eine Ehe angegangen werden dürfen, so iührt
diese Einrichtung häutig zu Streitigkeiten. Noch schlimmere Folgen haben die H e i r a t e n
im K in d e s a l t e r . Nur zu häufig bringen sie Unfrieden unter die Ehegatten, die einander
nicht verstehen.
Das Bild (Fig. 100) zeigt uns ein solches junges Ehepaar aus der Hauptstadt in
Hochzeitsgewändern. Die Kleider sind mit eingewebten oder gestickten Ornamenten aus
Silberdraht reich verziert. Der Kopf trägt einen mit Gold- und Silberflitter sowie Perlenketten
ganz behängten, phantastischen Aufputz aus buntem Zeug und Palmenblatt. Der
Oberkörper ist mit runden Metallschildchen, Brust- und Leibbändern, und der Daumen mit
langem, künstlichen metallenen Fingernagel ausstaffiert. Die Hände und Oberarme bedecken
schwere Ringe (beim Jüngling eine Spange mit dem Garuda-Vogel), sodaß das kleine Mädchen
durch das große Gewicht der
vielen Zierrate kaum mehrere
Minuten aufrecht stehen kann.
Der jugendliche Bräutigam trägt
im Gürtel sogar schon einen
Dolch und in seiner Hand ein
Taschentuch.
In anderen Teilen des
Uandes ist der Hochzeitsschmuck
weniger vornehm. In Taliwang
besteht die Kopfbedeckung aus
einem Hute mit hohen Büscheln
und ausgezacktem Rand (Fig. 102), ^ l(Q
beides durch kunstvolle Aus- Hochzeitshiite von Sumbawa.
schnitte, Kreuzblüten und Ranken- ,
muster verziert. Auch in Bima werden bei dieser Gelegenheit, vor allem im Osten, allerlei
Hüte getragen, welche Sich meist jedoch nur durch ihre schönen Ornamente, von den
gewöhnlichen, im Reisfeld gebrauchten, unterscheiden. Gründler brachte mir ein besonders
hübsches Stück von Sapeh mit, das ich an dieser Stelle abbilde (Fig. 101).
Über die E h e g e b r ä u c h e im S u l t a n a t B im a ist auch nur wenig bekannt geworden,
nämlich folgendes, durch Zollinger1): „Wenn unter dem Volk von Bima eine Ehe
geschlossen wird, muß der Jüngling an die Eltern der Braut einen Brautschatz entrichten,
der für eine Sklavin 22, für eine freie Frau 44 und für ein Mädchen aus adeligem Geschlecht
88 Real beträgt. Die Zahlung geschieht in Gegenständen, nämlich Reis, Kleider, Ziegen,
Büffeln, Pferd und Wachs, selten in Geld, und die Preise dieser Güter werden sehr hoch
angesetzt, sodaß der Betrag des Brautgutes unter seinen nominellen Wert zu stehen kommt.“
Das Liebeswerben vollzieht sich hier in derselben Weise wie bei den Sumbawanen.
Da die Bimanesen aber von Natur lebhafter sind als jene, so geht ein fröhlicher Zug durch
die jungen Leute, welche ihrer Liebe und ihrem Herzeleid häufig in Gedichten und Liedern Ausdruckverleihen.
D e s Mädchens Absage entbehrt jedochjene, von den Donggos berichtete taktvolle
Form der Zurückweisung. Leider kann ich an dieser Stelle nur folgende 2 Versehen mitteilen:
■) a. a. O., S. 125.