bemerken war, zum Zeltplatz her. Vergeblich aber warteten wir auf die Ankunft unserer
Träger. Endlich, nachdem kurz vorher zwei Tihu-Krieger in unserer Nähe vorübergelaufen
waren, kamen einige meiner Leute unter lautem Rufen und Flöten, jedoch ohne Gepäck,
zu uns gestürzt mit der Botschaft von Frieser, daß zwei Tobu Tihu den Bewohnern Aüwas
die Warnung überbracht hätten: Mehr als 200 bewaffnete Perai-Leute von Mäka (im nordöstlichen
Wetar) seien auf dem Kriegspfade und in der Nähe des Sees gesehen worden.
Unsere Träger waren in großer Aufregung und weigerten sich, zu bleiben. Schließlich
gelang es mir, sie zu bestimmen, im oberen Aüwa-Dorf, einem durch seine Lage guten Verteidigungspunkte,
die Dinge abzuwarten. Den Aüwa-Häuptling aber sandte ich zu den Tobu
Tihu, sie unserer Freundschaft zu versichern und ihnen mitzuteilen, wir seien Galigau,
welche mit ihnen Handel treiben wollten.
Unser Aufenthalt in Aüwa gab uns Gelegenheit, eine Anzahl Pflanzen und Tiere zu
sammeln. Die V e g e t a t i o n im Gebiete des Tihu-Sees gleicht im großen und ganzen der
früher beschriebenen: Der Eucalyptus-WM enthält nur einzelne andere Laubbäume, viele
Gräser und Kraulpflanzen und geht stellenweise, besonders auf den Hochflächen, wie den
Küstenebenen, in eine Baumsavanne über. Schon zwischen 550—650 m beginnen sich
etliche Höhenpflanzen einzustellen, vor allem Galium, Rubus philyrinus Focke, eine neue
Art (Herbar No. 4614, 4639),'die selbst vereinzelt noch in Ilmedo wenige Meter über dem
Meere gefunden ist, einige Labiaten, wie die b\aub\ü\.\ge Scutellaria discolor Colebr., Plectranthus
mit herzförmigen Blättern und blauen Blütenähren, niedliche Veilchen (Jonidium), Cpmpositen,
wie Bidens, Erigeron, Erdorchideen mit langen Ähren (Habenaria), zierliche Drosera (vielleicht
D. peltata) und eine Flachsseide Cuscuia.
Auf dem Rücken zwischen 600—1000 m ü. d. M. besteht ausgedehntes Grasland
mit vielen Farnen, wie der (mit Ophioglossum verwandten) Wurmähre Helminthostachys
zeylanica Hk. mit ihren schönen Fruchtstauden inmitten von dreiteiligen wirtelförmig
stehenden Blättern, sowie Herden von Adlerfarnen (Pteridium aquilinum), Polstern von
Moosen und Flechten, ferner einer Unzahl von Krautpflanzen, welche auf die ehemalige
Bodenkultur hindeuien. Die vereinzelt sich findenden höheren Bäume, besonders im Gebiet des
Tihu-Sees, sind meist Ficus-kvien, Barringtonia, die Conifere Dammara alba Rumph., und
Burseracee Canarium, welche beide ein viel gesammeltes Harz liefern, ferner eine Myrtacee
mit eßbaren Früchten, Rhodamnia trinervia Bl., und schließlich eine Farbstoff-liefernde
Urticacee Trema.
Wie die Flora Wetars aus asiatischen und echten australischen Typen besteht,
welche letzten sich zwar nicht aus besonders vielen Arien, aber desto mehr Individuen
zusammensetzenj so treten hier auch in der V o g e l w e it viele, schon von den westlichen
Inseln genannte Spezies neben neuen östlichen Arten auf.
Von Papageien nenne ich einen hellgrünen Ptistes wetterensis, Salvad, mit himmelblauen
und saturnrot gefleckten Flügeln sowie den großen dunkelgrauen Lori Trichoglossus
haematodus, Linn. mit safrangelber Brust, ferner von den T auben Macropygia magna, Wall.,
Carpophaga rosacea, Temm., während eine verwandte Art C. paulina, Bonapt., eine von
H. Graf v. Berlepsch als neu beschriebene Subspezies auch von Südost-Celebes und Muna
mitgebracht ist. Häufig findet sich eine dem westmalayischen Pirol (Oriolus) verwandte
Goldamsel, der olivgrüne, schwarzköpfige Sphecotheres hypoleucus, Finsch mit weißem
Bauche und Brustfleck. Die Familie der Würger hat auf Wetar zwei nennenswerte Arten,
Pachycephala orpheus, Jard. und den Raupenjäger Graucalus personatus, Müll. Fliegenfänger
sind in mehreren Arten vertreten, Piezorhynchus trivirgatus Temm, Rhipidura rufiventris
pallidiceps, Hart, mit langem schwarzen Schwanz, aber weißen Federspitzen, Rh.
semicollaris, Müll, sowie als dritte Spezies Monarcha cinerascens, Temm. mit rostbraunem
Bauch, metallisch glänzendem schwarzen Schopf auf dem Kopf und schließlich die kleine
Myiagra rufigula Wall. Aus dem Geschlecht der rabenartigen Vögel ist der große Dronggo
mit Schwalbenschwanz, Dicrurus densus Bonapt., mitgebracht, sowie die ultramarinblauen
Kuckucke Eurystomus orientalis uustralis, Swains. Den Wiesenschmätzer Pratincola caprata,
Linn. habe ich auch äuf allen besuchten Inseln von Wetar bis Lombok bezw. Südost-
Celebes, ebenso den großen Spornkuckuck Centropus javanicus, Dumont (Bd. II, S. 81)
gefunden.V
on den Reptilien, welche Herr Dr. Roux bestimmte, seien als echte ostmalayische
Typen zwei Schlangen : Lygosomu florense, M. Weber und L. smaragdinum, Less. erwähnt,
sowie eine neue Art: Cylindrophis Boulengeri, ferner als westmalayische Spezies: Lycodon
aulicus, Boie, die weitverbreiteten Tiere wie die Skinkechse Mabuia multifasciata, Kühl, der
Varan Varanus salvator, Laar, und der Gecko Hemidactylus frenatus, D. B. Von den
Amphibien kommen noch vor: Rana tigrina, ein asiatischer Frosch in einer besonderen
Varietät, R. t. var verrucosa, Roux, sowie eine neue Art, R. Elberti, Roux.
Die von den zur Südküste strömenden Flüssen beherbergten F i s c h e gehören
sämtlich zu Meeresfisch-Familien, nämlich: Mugil Troscheli Blkr. und borneensis Blkr.,
Datuia argentea C. £ V. und cancellatus C. & V., Kuhlia marginata Blgr. und rupestris
Blgr. sowie Caranx hippos Gthr. Am zahlreichsten sind die Gobiiden vertreten, wie
Eleotris Handti Blkr. und aporos, welcher letzte auch aui Sumbawa und Lombok gefunden
wurde, ferner Sicydium micrurum Blkr., macrostetholepis Blkr., microcephalum Blkr. und
S. cynocephalum C. £ V., den ich noch auf Lombok und Buton sammelte. Da die Wasserläufe
Wetars in einiger Entfernung von der Küste im Schotter des eigenen Talbodens versinken,
so besteht keine oberirdische Verbindung mit dem Außenwasser, welche heute die Einwanderung
von der See her. erklärt. Das Eindringen von Meeresfischen und deren
Umwandlung in Süßwasserformen fällt also in die Zeit der quartären positiven Strand-
Verschiebung.
Äm heiligen Tihu-See.
Schon am zweiten Tage unseres Aufenthaltes in Aüwa traf die Nachricht ein, daß
die Bergmenschen bereits in der Nähe des unteren Dorfes seien. Gründler war gerade
auf Umwegen zum See hinausgegangen, um ihn zu zeichnen, Plankton zu fischen und von
verschiedenen Stellen Gesteinsproben zu holen, als im Tale Signalschreie und Pfiffe auf
kleinen'Flöten (kui, Welem.: k6T-na, Fig. 143) ertönten.1) Sofort stürzten die Bewohner und
unsere Leute an den Rand des Steilabhanges und sahen in der Ferne eine Anzahl Bewaffneter.
Ich schickte diesen Aüwa- und Alor-Leute entgegen, um sie nochmals unserer Freundschaft
versichern zu lassen, und in banger Erwartung harrte das Volk der Dinge. Plötzlich, wie
aus dem Boden gewachsen, standen die Krieger am Rande des Dorfes, kaum 20 Schritte
von unseren Zelten entfernt. Es waren wüste; wild aussehende, nur mit Schamschurz (hä)
bekleidete Gestalten, teilweise mit hohem Federschmuck (manu lain) auf dem Kopfe und
Ziegenfellreifen (era-lulu) an den Beinen. Jeder trug ein Haumesser (Klewang: „opi“,
0 Diese Instrumente dienen auf Wetar wie in Portugiesisch-Timor, von wo Jacobsen (Reise a.
a. O., S. 262) sie bereits mitteilt, zur Verständigung in die Ferne, als eine Art Telegraphie.