Nach den stürmischen Tagen während unseres Aufenthaltes in Ilmedo erschien
auch der Mahuan-Häuptling mit seiner Familie und Begleitung. Er mußte uns leider den
Wunsch, nach der Ostküste zu kommen, ganz zerstören, denn wie er sagte, hätten die
Teputi am 21. Januar 1910 (wie bereits früher mitgeteilt) drei Knaben von Mahuan beim
Suchen von Waldprodukten bei Mapun entführt. Einer von ihnen wäre tot, in zwei Hälften
gespalten, ohne Herz und Zunge und in dem Moment aufgefunden, als die Mörder ihn
gerade skalpierten. Für diese Untat beabsichtigte man jetzt Rache zu nehmen. Die Bewohner
der Südküste wären bereits in Mahuan versammelt, und sobald der Neumond, in
zwei Tagen, zu Ende ginge, würde der Einfall ins Land der Tobu Teputi erfolgen. Sollte
der Kampf keinen glücklichen Ausgang nehmen, so schloß unser Häuptling seinen Bericht,
„so würden wir unsere Zuflucht nach Ilmedo nehmen, deren Bewohner, unsere Blutbrüder,
auch im Jahre 1900 siegreich gegen die Peraier waren.“
Der Häuptling wollte aus diesem' Grunde schon am nächsten Tage zurückkehren.
Da die Angreifer nach Aussage der Ilmedo-Leute aber wohl kaum den mit Peraiern verbündeten
Teputi gewachsen sein würden, so erschien es für uns nicht ratsam, länger an
diesem Orte zu verweilen, zumal man auch uns aufforderte, mit ihnen gemeinsame Sache
gegen die Teputi zu machen.
Nachdem wir uns im Hause des Orang Kaja von Ilmedo noch einmal von den
in allen Fugen sitzenden Wanzen die Nachtruhe hatten gründlich verderben lassen, kehrten
wir nach lliwaki zurück, wo gerade ein Postdampfer fällig war. Der Posthouder, der mir
zur Besorgung ein Telegramm um sofortige Hilfe an den Gouverneur mitgegeben hatte,
blieb im drohend aufziehenden Kriegsgewitter auf der Insel zurück. Die Expedition fuhr
am 18. März mit dem „van Spilbergen“ (Kapt. Wonder) über Kupang nach Surabaia, ihrem
Ausgangspunkte, zurück. Wie mir die Zeitungen später meldeten, begab sich eine Abteilung
Soldaten unter Leutnant Dämmers nach Wetar. Dieser und vor allem sein Nachfolger
Oberleutnant Engelbert van Bevervoorde unterwarfen im Laufe der Jahre 1910/11
die ganze Insel. Da die Holländer es aber verstanden, gleichzeitig die feindlichen Volksstämme
durch Schließen von Blutsbrüderschaft mit ’einander zu versöhnen, so hat sich
heute bereits etwas mehr Ruhe und Eintracht unter das verfolgte Wild mordlustiger, religiöser
Vorstellungen verbreitet.
Fig. 157. S um b a -T ü ch e r m it O rnam enten v o n Mensch, Pferd, Hirsch. Hahn, Re ih e r und Meerestieren, sowie Bäumen,
Kreuzblüten- und and e ren geome trischen Mustern.
Geographische Ergebnisse
der
Sunda-Expedition.