dann dem Gecko, Krokodil, Schwein u. a. in Verbindung gebracht. Auch auf den Zuid-
wester- und Zuidooster-Eilanden tritt sie in ähnlicher Weise auf.
F. W. K. Müller1) bringt schon diese Schlange mit dem Hinduismus in Verbindung.
Gegen diese Auffassung wendet sich ten Kate2) mit den Worten: „Die Veranlassung dazu
scheint ihm wohl die Etymologie des Wortes Naga gegeben zu haben, die obwohl an und
für sich kaum zu bezweifeln, meines Erachtens nach noch nicht beweist, daß auch der
B e g r i f f der Naga dem Hinduismus zu verdanken ist.“ G. A. Wilken3) meint, „es würde
doch zu weit gehen, wenn man aus der Bezeichnung den Schluß zieht, daß nicht der Name,
sondern auch der ganze Begriff der Weltschlange von den Hindus entlehnt sein soll.
Nicht unwahrscheinlich ist es, daß die Vorstellung von dem Wesen, welches die Erde trägt,
ein schlangenartiges Aussehen besitzt, eine ursprüngliche ist, da sie doch auch bei den
Fidjiern, welche niemals mit den Indiern in Verbindung kamen, angetroffen wird“. „Diese
Meinung“, sagt ten Kate, „ist wohl sicher gestellt worden durch die Untersuchung von
Wilkens Schüler C. M. Pleyte („Die Schlange im Volksglauben der Indonesier“, Globus
Bd. XXXXXV, No. 6, 11), aus welcher sich ergeben hat, daß Schlangenkultus in verschiedenen
Formen hauptsächlich unter denjenigen Völkern Indonesiens Vorkommen, die
niemals mit Hindus in Berührung kamen und daß sogar, wo die Schlangen in den kosmologischen
Begriffen dieser Völker auftreten, sich fast immer noch die ursprünglichen
indonesischen Auffassungen erkennen lassen. Trotz aller Etymologie halte ich es für
gezwungen, daß z. B. die Sikka- und Lionesen von Flores und die Soloresen von Adunara
ihre Naga oder Nanga dem Hinduismus verdanken. Es ist kein stichhaltiger Beweis anzuführen
gegen die Meinung, daß Schlangenkultus im Indischen Archipel s p o n ta n entstanden ist.“
Betrachtet man demgegenüber das Vorkommen der Naga für die indoaustralischen
Inseln, so muß doch zugegeben werden, daß eine deutliche Abnahme von Westen nach dem
Osten erfolgt, und daß gleichzeitig in der Art der Darstellung und der Auffassung eine
bestimmte Veränderung vor sich geht. Das spezifisch Schlangenhafte des Tieres mit seinem
aufgeblähten Kopf verschwindet immer mehr. Auf Java und Bali besteht es in ursprünglicher
Deutlichkeit, ebenso in den Gebieten, wo Reste von Hindureichen, wie auf Sumbawa
bestehen, jedoch verändert auf Celebes und Flores. Wie des öfteren auseinandergesetzt,
nimmt die Naga-Figur im ostmalayischen Archipel Füße an und wird mit einem Gecko
verglichen, und das Himmelstier wird auf die Erde und in die Erde versetzt. Auf den
Alor- und schließlich Zuidwester- und Zuidooster-Eilanden vollzieht sich die Umgestaltung
zu einem d r a c h e n a r t i g e n W e s e n , ähnlich dem chinesischen vollständig, eine Beobachtung,
auf welche ich bereits in meinen Vorträgen im November 1910 und Dezember
19114) hingewiesen habe. Mit ihr ändert sich die Vorstellung der Weltschlange und die
eines Schutzgeistes, eines beschirmenden Kriegsgottes oder wie auf Wetar oder Timor
eines vom Himmel gekommenen Wesens, das sich in den ersten Menschen verwandelt
und hinterher als Geist des Urahnen seine Nachkommen schützt, deren Vermittler bei Paip£i
we-waki spielt, deren Eigentum vor Diebstahl bewahrt und Krankheiten heilt. Ein Schlangenbild
wird errichtet und ihm geopfert, sowie mit einem Schutzgeiste, der Seele des Urahnen,
beseelt gedacht, "schließlich zum Fetisch erniedrigt. Dieser allmähliche Übergang in Form
‘) Verhandlg. Berliner Gesellsch. f. Anthropologie 1892, S. 234.
*) Beiträge zur Ethnographie der Timorgruppe (Internat. Archiv f. Ethnogr., VIII, Leiden 1895, S. 14).
8) Het Animisme bij d. volken van den Indischen Archipel, II, p. 240.
*) Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Sunda-Expedition (Jahresbericht des Vereins f. Geographie
und Statistik zu Frankfurt a. M., 1912, S. 28 ff.).
und Vorstellung der Naga weist darauf hin, daß mit der Annäherung an den Osten des
Archipels eine neue, dem Hinduismus fremde, den Völkern Neu-Guineas und Polynesiens
ähnelnde Auffassung die alte indonesische verdrängt. Durch die körperliche Übereinstimmung
bezw. Ähnlichkeit der indomalayischen Naga mit der austromalayischen Schlange resp.
dem Drachen ist eine Verwechslung und eine Verschmelzung der ursprünglichen Anschauungen
über die Schlangen mit dem jüngeren Begriff der Naga zustande gekommen.
Eine Grenze zu ziehen zwischen dem hinduischen und urindonesischen Kultbereich ist also
unmöglich. Der Hinduismus dürfte bis in den östlichen Archipel zu
verfolgen sein. 1. Bekannt sind Hindüheiligtümer1) von Lombok,
Sumbawa, Sumba, Roti, Timor, Leti und selbst Luang. 2. Die
sanskritische Bezeichnung für Gott, Dewa (devatä, dju) hat sich im
Osten erhalten, ferner wie erwähnt, auch in den Bezeichnungen für
die mit Schutzgeistern beseelten Menschenfiguren, wie „deus,
deos, tjeus“ auf Wetar, und der Batara kommt in der Sage der
Südküste als Patära vor, der sich nach dem celebischen Hindureich
Boni begibt, ln etwa haben 3. die Geisterbilder dieses Gebietes
oft eine gewisse Ähnlichkeit mit den hinduischen Gottheiten
(Fig. 139).
Bei allen möglichen Gelegenheiten wird auf Wetar Za u b e r e i
angewandt, vor allem, um Feinde aus dem Wege zu räumen (Lemar:
nunu mate tobu). In Lemar nimmt man zu diesem Zwecke gewisse
Molluskengehäuse (susuk) und Päckchen mit Zauberholz (ai amut
aswai), berührt damit die Fußspur (airhatin) des Menschen und
beschwört einen bösen Geist, den Gegner zu töten. Um Jagdglück
zu erlangen, trägt man Amulette (Fig. 151), bestehend aus demselben
wundertätigen Holz, einem gedörrten Schweinehoden und
einem Büschel Haare, ferner die schon genannte Bambusbüchse
mit getrockneten Resten menschlicher Körperteile, um sich den
Schutz des Kriegsgottes zu versichern. Die Tobu Tihu pflegen
ferner, damit sie große Körperkraft erlangen, nicht nur, wie gesagt,
Menschenblut zu trinken und Stücke des Herzens und der Leber
zu essen, sondern gern Wildkatzen zu verzehren, deren Gedärme sie mit Wohlbehagen
aussaugen.
Einiges über Sitten und Gebräuche.
Über die E h e g e b r ä u c h e auf Wetar berichtet bereits Riedel („Selebes en Papua“
a. a. 0., S. 447); seinen Angaben will ich nur Einiges hinzufügen.
Bei den To b u Tihu, so erzählte mir Ma-Ate mit Würde, soll die Ehe (nöna säo)
nur aus Liebe geschlossen werden. Es komme dabei nicht auf ein hohes Kaufgeld (harta)
an; denn dieses werde nur als eine Entschädigung des Brautvaters für die verlorene
Arbeitskraft angesehen und bestehe gewöhnlich aus 2 Klewangs und 10 Schamgürteln oder
kisserschen Tüchern. .
Die zur Hochzeit (s£a = gebunden) erscheinenden Verwandten der Frau bringen
dem jungen Mann Schamgürtel, und diejenigen des Mannes schenken der Frau Lenden-
.') s. Uhle u. A. B. Meier, Leipzig 1884, a. a. 0 .
Fig. 151. Ein Amulett d e r Tobu
T ih u zur Erlangung von Jag d glück.