Oberflächenformen und geologischer Äufbau der Insel.
Nähert man sich von irgend einer Seite der Insel Kabaena, so gewinnt man den
Eindruck, als habe man es mit einem Gebirgsland zu tu n ., Fast überall, besonders im Osten
steigt das Land mit hohen, abschüssigen Ufern aus dem Meere und zu den steilen Bergen
des Innern empor. Schon' von ferne fällt der nach der Seekarte 1773 m (5850 Fuß) hohe
Sangia Wita auf, welcher, vor allem von Süd gesehen, eine kegelförmige Gestalt aufweist.
Diese hat auch die allgemeine Ansicht, sowohl bei Eingeborenen wie bei Europäern erzeugt,
daß der Kabaena-Pik ein Vulkan sei. Wie die Sarasins1) erwähnen, hat Landgrebe2) in
seiner „Naturgeschichte der Vulkane“ diesen Berg, genannt Cambyma, unter die Vulkane
versetzt, nämlich auf Grund folgender Beschreibung von H. ß e rg h au s:3) „Der Pik von
Cambyna, Lat. 5° 2 0 'S, Long. 119° 370', welcher in der Mitte der InseL hoch hervorragt,
wie es scheint, aus . einer kranzförmigen Umgebung.“ J. Horsburgh4) sagt: „Cambyna is
a large island rising steep and rugged from its western extremity towards a high peak in
the centre, where it breaks into hills.“ Später schreibt dann Salomon Müller:?) „Die Insel
Kambaina zeigt sich von Süd gesehen als ein ziemlich hohes gebirgiges Land“, und auch
Bleeker,6) van der Hart1) und Ligtvoet8) erwähnen sie. Die Sarasins9) berichten schließlich
in eben genanntem Werk: „Die Insel Kambaena (Ligtvoet nennt sie Kubeina, auf der See-
Karte heißt sie Kabaena) scheint uns einer näheren Untersuchung besonders würdig zu
sein. Sie scheint geologisch aus zwei Teilen zu bestehen, insofern ihr nördliches Ende
als ein felsiger Berg aufsteigt, welcher aus Kalkstein bestehen dürfte und weißgraue Felswände
hat. Südlich folgt auf ihn ein tiefer Einschnitt, worauf sich im südlichen Inselteil
ein zweiter Berg erhebt, der nicht unter 600 m Höhe haben dürfte, wahrscheinlich aber
mehr. Durch die Art seiner Erosion ließ er uns an die Möglichkeit denken, daß er ein
Vulkan sei; wir glaubten, Radiärrippen zu erkennen. Das Tagebuch bemerkt, der Berg
sehe aus, wie ein vom Wind zerblasener Sandhaufen.“
Der Sangia Wita (Fig. 2) hat zwar, von ferne gesehen, eine Kegelform und radiär
von der Spitze ausgehende Rücken, aus größerer Höhe jedoch, z. B. von 450 m im Osten
aus betrachtet, glaubt man einen breiten Rücken wahrzunehmen, der durch seine scharfwinkelige
Einkerbung in der Mitte auffällt (Taf. II, Fig. 1). Die Täler haben eine ziemlich
breite, mit Schutthügeln erfüllte Sohle, aber steil abfallende, scharfkantige Ränder und kesselförmige
Endigungen. Die Hauptrücken zeigen eine alte Erosion, und ihre sie häufig quer
anschneidenden und die oberen Teile planierenden Flächen deuten auf eine nachfolgende
Meeresbedeckung hin. Die Zerstörung dieser Terrassen und die gleichzeitige Bildung von
Seitenschluchten mit Talstufen läßt einen zweiten jüngeren Erosionszustand, nach erfolgter
Erhebung, erkennen.
’) Entwurf einer geographisch-geologischen Beschreibung der Insel Celebes. Wiesbaden 1901, S.236.
*) Naturgeschichte der Vulkane. Gotha 1855. I, S. 341.
8) Allgemeine Länder- und Völkerkunde, II. Stuttgart 1837, $. 713.
*) India Diréctory 4th- ed. London 1836, II. p. 538.
5) Verhandelg. over de Natuurl. Geschiedenis. d. Nederl. overzee. Bezit. ausgeb. C. J. Temminck,
Leiden 1839—1844, S. 89.
6) Reis door de Minahassa enz. Batavia 1856. S. 336.
7) Reis rondom het Eiland Celebes enz. s’Gravenshage 1853. S. 2.
8) Bijdragen t. d. Taal-, Land- en Volkenk. v. Ned-Indie 1878. S. 3.
9) a. a. O., S. 236.
Ein durch seine zackige Form auffallender Berg nordwestlich vom Sangia Wita ist
der Ba tun Sa n g i a (Fig. 2), dessen oberstes Ende in steile Felsklötze und Spitzen ausläuft,
ähnlich alten Kalkstein- oder Dolomithöhen. Zwischen beiden Bergen befindet sich
der Mata-la-kambüla, der eine ähnliche Tab-Erosion aufweist wie der Sangia Wita, sowie
mehrfach geteilte Rücken mit vorspringenden Nasen und steilwandigen Schluchten.
In dem nördlichen Drittel der Insel liegt ein Hügelland, an das sich nach Norden
ein flaches Gebiet mit dem T a n k e n o - B e r g e anschließt. Dieses trennt ein Rücken, der
Wabalo, sowie seitliche Hügel, z. B. der Saweko tonu-ana und Wumbu rano von der Ostküste,
und es läuft zur Nordküste in die Padangoma-Ebene aus. Von welcher Seite auch
die kleine Insel betrachtet wird, immer gewinnt man den Eindruck eines stark zerrissenen
und zerklüfteten Berglandes. Außerdem gehen die Schluchtensysteme in tiefe Buchten über,
wie das Belulupi- und Matankaidupa-Tal in die Belulupi-Bucht nach Osten und die Lengora-
Bai nach Norden. An andere, z. B. die Tagali-Bai im Norden, schließen sich flache Gebiete,
die genannte Padangoma-Ebene und die Baleara-Bucht im Westen.
Bei der starken Denudation des Landes fallen im Küstengebiete deutliche, wenig
erodierte Terrassen auf, sodaß man auf jüngere Hebungen schließen kann. In Ebenen und
Talmündungen liegen ferner Konglomerat-Bildungen, wie auf der Südwest-Halbinsel von
Celebes, hauptsächlich zwischen 20 und 25 m Meereshöhe. Sie haben die größte Ausdehnung
im Gebiet der Padangoma-Ebene. Diese untersten Terrassen enthalten rezente
Fig. 10a. Me e re ste rra ssen an d e r NO-Landspitz e Ba tu Mongiwa. Fig. 10b. Zwei Uberscbobene G ebirgsschollen
am Ba tu Mongiwa-Kap.
Korallen und Molluskenschalen, sowie viel Korallensand, besitzen also ein ganz jugendliches
Alter. Ihre höheren Teile existieren teilweise nur noch als abgeflachte Konglomerat-Hügel,
z. B. der Tankeno Mpeolio in der Padangoma-Ebene.
Wie in Rumbia, so sah ich auch hier keine Korallenriff-Terrassen. Verbeek1) glaubt,
aus den von der Siboga-Expedition2) aufgenommenen Bergzeichnungen den Schluß ziehen
zu können, daß Kabaena von ziemlich hohen Korallenkalken umringt wird, daß aber die
Spitzen des Landes wahrscheinlich aus ein oder anderem Eruptivgestein bestehen. Ich fand im
Norden und Osten der Insel Korallenkalkbänke nur am Strand und bis 2 m etwa oberhalb des
Wasserspiegels (Fig. 1 links). Die Sarasins3) beobachteten ebenfalls auf den kleinen Eilanden
an der Südspitze, Telaga besar und Telaga ketjil, eine deutlich gehobene Strandlinie gleich
einer dem Wasserspiegel völlig parallelen Furche in einiger Höhe über dem Meere.
Von den beiden verschiedenalterigen Terrassen, den älteren, auf die Berge hinaufreichenden
und den jungen im Küstengebiete, möchte ich die letzten noch etwas näher
beschreiben. Am Kap Batu Mongiwa (Fig. 10a) teilen sich z. B. die Seitenrippen, welche
von diesen Terrassenrücken ausgehen, nur einmal. Ihre Querschnitte sind stumpfwinkelig,
meist nur etwa 150°, die wenig vertieften Einschnitte und ihre Seitenflächen glatt oder nur
mit sanften unregelmäßig verlaufenden Rillen versehen. Obenstehende Skizze (Fig. 10)
*) Siboga-Expeditie Monograph. I Leiden 1902. S. 88.
s) Jaarboek v. h. Mijnwezen i. Ned-Oost-Ind. Batav. 1908. S. 46.
8) a. a. O. der Geogr.-geol. Beschreibung S. 237.