gehörigen, um die bösen Geister zu bannen, lautklagend eine Kokosnuß, deren Schale man
zum heiligen Baum bringt (moi re-katju mere = auibewahrt im großen Baum). Dann folgen
während der nächsten 6 Tage trotz des fürchterlichen Gestankes im Hause Schmausereien
und Trinkgelage. Je nach Reichtum verzehren die Leidtragenden Hühner, Ziegen, Schweine,
Büffel und Pferde. In Rea, wo man die Zeremonie des Kokosnußessens nicht ausübt, ist
das Totenfest (ngua
nbapu) am dritten
Tage, also gleich nach
der Beerdigung, bis
zu welcher das abtropfende
Leichenwasser
in Bambusrohren
aufgefangen
wird, und daüert, wie
in Ndona, 2 Tage.
Vor der Bestattung
lebt, wie mir die
Floresen von Geni
berichtet haben, die
Seele (mae) in der
Ecke des hinteren
Hausgiebels, wo sie
abendsbeim Dunkelwerden
Sirihpinang,
Fleisch, gekochten
Reis und Palmwein
vom Festmahle erhält.
Sie wandert am
vierten Tage ins
S e e l e n r e i c h (oro
mala Ijä) zum Ija-
Vulkan bei Ende. In
diesem wohnt nämlich
nach dem Glauben
der Rea- und
Ndona - Leute der
Dewa Konde, der
G o tt d e r E rd e .
Er trennt die guten
Seelen (mae mata)
Fig. 127. Mega litb-Gräbe r, Knochenkiste auf einem P fe rde rücken-G e ste ll, sowie e in Alta r m it den
be iden S te in p fe ile rn des S onnen- u n d Mondgotte s; im V o rde rgründe e in u rn en a rtig e r, kle in e r Opferp
fahl m it Umz äunung fü r die Traum ge iste r. Skiz z e von Gründler.
von den bösen (mae bada), weist den ersten eine weiße Abteilung der Unterwelt und
den zweiten eine rote, mit Feuer erfüllte, an. Aus dem Dorf Kota in Ndona erhielt ich
eine höchst bemerkenswerte Mitteilung, welche sich mit einem von Gründler überbrachten
Bericht von Ngadja im Gebiete des Mutu-Vulkans, den man d o rt als Seelenort bezeichnet,
deckt. Dewa Konde besitzt nämlich noch für die nicht ganz schlechten Menschen einen
dritten blauen Aufenthaltsort, den der Reinigung. In diesem müssen die Seelen zur Strafe
im Meere stehen, bis ihre bösen Taten abgebüßt sind, erst dann werden auch ihnen die
Pforten des Himmels geöffnet. Diese Vorstellung erinnert* also an die katholische Auffassung
vom Fegefeuer, scheint aber wohl kaum dem Einfluß der Missionare von Slka
zuzuschreiben sein, doch ist eine nähere Untersuchung jedenfalls sehr erwünscht. Gründler
fügt seiner Darstellung noch hinzu, daß alle im Kampf Gefallenen in ein grünes (statt weißes)
Reich kommen und auch die bösen Menschen, nach Verbüßung ihrer Strafe im Mutu-Vulkan,
ebenfalls zum großen Versammlungsorte der Seelen im Ija-Vulkan zugelassen werden.
Dem Dewa Konde, dem Beherrsche? der Unterwelt, stehen als ausführende Organe
und Wächter die Djimu (Mal: djin), die G e is te r , zur Seite. Sie haben die Seelen des Menschen
zu entführen, deren Körper dadurch erkranken, und vor den Gott zu bringen.
Dieser entscheidet dann, ob die Seele zurückgebracht werden, die Krankheit
des Menschen also wieder verschwinden oder ob sie ins Totenreich geschickt,
der Mensch also sterben soll. Er bestimmt auch die Zeitdauer der Reinigung
im Feuer bezw. die Untertauchung in Wasser (die Leute von Kota glaubten,
2 bezw. 5 Tage würden wohl genügen 1). Das Seelenland im Ija-Berge
denkt man sich wie das irdische eingerichtet und so groß, daß alle Menschen
dorfweise gesondert und in derselben Art wie im Leben darin wohnen
können.
Die Seelen siedeln nach Ansicht der Reanesen nach dem Begräbnis
und der Beendigung des Totenfestes ins Reich des Dewa Konde über und
irren bis dahin auf der Erde umher. Bleibt aber die Leiche unbestattet
z. B. im Walde liegen, so spuken sie in diesem und ängstigen die Menschen.
Von Zeit zu Zeit, vor allem am Jahrestage nach ihrem Ableben, besuchen
sie ihr Grab und genießen auch von den dort aufgestellten Speisen des
Totenmahles. Sie bleiben überhaupt jederzeit den Angehörigen nahe und
deren Bitten zugänglich, falls diese auf dem Opferstein des Begräbnisplatzes
Gaben niederlegen, z. B. um für einen Kranken Gesundheit, eine
reiche Ernte, überhaupt ihren Segen zu erlangen. Zu den Seltenheiten
scheint es aber in Mittel-Flores zu gehören, daß den Seelen (wie allgemein
auf den weiter östlich liegenden Inseln) ein geschnitztes Menschenbild auf
das Grab gesetzt wird, wie z. B. ein von Gründler aus Roga südlich des
Mutu-Vulkans mitgebrachter Pfeiler (Fig. 128). Als auffallend möchte ich
jedoch an diesem die Zweizahl der Köpfe, die Gabelung (sanga), die ich
sonst nur von Opferpfählen für die Gottheiten kenne, bezeichnen.
Außer den Seelen der Verstorbenen werden in dem von mir besuchten pig. 128. Ein Grab -
Gebiete von Mittel-Flores folgende G ö t t e r verehrt: 1. Ein G o t t d e r ze,c^NdonaR°gam
S o n n e u n d d e s M o n d e s , Deo-dewa1) Wura Rara in der Landschaft
Rea, bezw. Deo-dewa Wula Ladja (wula = wura, d. i. Mond, rara = lad ja, d. i. Sonne) in
Ndona, 2. Dewa Magerani, der G o t t d e s M o r g e n s t e r n s , und zwar als höchster in Puu
Mere-wawo, umgekehrt wie in Geni.
Dem Deo-dewa Wula Ladja bauen die Floresen in Ndona einen Felsenaltar („tubu
karigga“, die Hand Gottes) und fassen den Sonnengott als männlich, den Mondgott als
weiblich auf. Auf einem Steinhaufen erheben sich zwei nebeneinander errichtete Obelisken,
ein großer für die Sonne und ein kleiner für den Mond, z. B. in Nua Kotta (Taf. XX, Fig. 1
*) Das Wort Deo-dewa ist eine zweifache Bezeichnung für Gott; „deo“ leitet sich von dem
sanskritischen Stammv„deo“ ab, es deutet die Mehrzahl an.