Parang: „mumu“) mit Haarbüschel im Gürtel, sowie ein Bündel Speere (pareak) in der
Rechten, einen Schild (kalau) in der Unken, und zwei von ihnen besaßen Gewehre, alte
Donnerbüchsen mit Steinschloß.
Kaum hatten die Bergmenschen uns erblickt, als aus ihren Reihen ein Ältester,
Ma-Ate, hervorsprang und uns anschrie: „Wer hat Euch den Weg zu unserem See gezeigt?“
In demselben Augenblick stürzte er schon aut meinen Dolmetscher, der vor Schreck nichts
zu erwidern wußte, los, und schlug ihn mit der Faust heftig auf die Schulter. Durch das
Schweigen geriet er in große Wut und begleitete seine Worte durch derartig kräftiges Aufstampfen,
daß ihm dabei der Nagel von der großen Zehe gerissen wurde. Unser Wortführer
war von ihm schließlich so viel hin und her gezerrt, daß sein Oberkleid in Fetzen
herunterhing. Alles dieses vollzog sich in wenigen Minuten; meine Leute
umstanden uns, und die bewaffneten Diener und Präparatoren waren
ängstlich unter das Zelt gekrochen, während wir unsere Hand an der
Pistole hielten.
Mittlerweile hatte unser Dolmetscher die Worte des wilden Mannes
ins Malayische übersetzt, und als uns dieser wieder anschrie: „Wer hat
Euch hierher gebracht?“ -Sierhielt er meine Antwort: „Wir selbst haben
den Weg hierher gefunden.“ Diese Worte wirkten beruhigend, denn der
Häuptling ließ sich nach vielen Hin- und Herreden von unserem ganz unglücklich
dreinschauenden Vermittler beschwichtigen. Schließlich schlossen
beide durch gegenseitige Umarmung Freundschaft, rieben ihre Nasen aneinander
und hielten eine Weile ihre Hände fest umklammert.
Wenn wir aber geglaubt hatten, die Versöhnung wäre schon erfolgt,
so sahen wir uns doch getäuscht. Gleich darauf brach nämlich aus den
Reihen ein zweiter Mann, Ma-Rate, hervor und brüllte meine Träger an:
„Wo ist Euer Häuptling?“ Im selben Augenblick hatte er unseren alten
Kapala Soa schon bei den Schultern ergriffen, schüttelte ihn durcheinander,
stampfte mit den Füßen, schrie und tobte: „Wenn Ihr als Freunde gekommen
seid, warum sandtet Ihr uns vorher nicht eine Nachricht?“ Als
endlich auch dieser mühsam beruhigt war, brüllte einer aus der Mitte:
„Wer hat Euch die Erlaubnis gegeben, in unser Land zu kommen?“, und
H l ein wüster Kerl, Ma-Nunu, mit stechenden Augen sprang lanzenschwingend
F i e . 143. Signa lflöte d e r 7 7 . . . . . . . <• i • j* a a -
T o b u T ih u . auf mich los. Unsere Leute fielen ihm jedoch sofort in die Arme, und
umsichschlagend, schrie er: „Wie dürft Ihr es wagen, unseren heiligen
See zu sehen und ihn sogar zu betreten?“ Als der Rasende weitere Anstrengungen machte,
zu uns zu gelangen, warfen sich selbst seine Genossen ihm entgegen und hielten ihn fest.
Er aber rief weiter: „Wir haben Eure Spur am Ufer gesehen und einer von Euch muß
noch unten sein!“ — Die Leute hatten also Grü n d e r gesehen, der vielleicht jetzt gerade
an einer heiligen Stelle des Sees Steine schlug. — Ängstlich frug deshalb unser Dolmetscher,
was er sagen sollte, und ich antwortete ihm: „Er badet im Fluß, um seinen Körper stark
zu machen.“
Während dieser ganzen Zeit hatten wir selbst anscheinend teilnahmlos vor dem
Zelt gesessen und aßen ab und zu von den vor uns stehenden Speisen. Trotz des Ernstes
und der Ungemütlichkeit unserer Lage ergriff meine Frau sofort das Notizbuch und schrieb
schnell die von den Kriegern hervorgestoßenen Worte auf und meinte sogar, solche unbändigen
Wilden hätten wir auf der Expedition noch nicht gesehen. — Als aber der eine
Mann immer weiter wütete und die ihn Haltenden von sich schüttelte, schritt ich auf ihn
zu, legte beschwichtigend die Arme auf seine Schultern und ließ ihm durch den Dolmetscher
die Versicherung (geben, den Frieden des Landes und die Ruhe des heiligen Sees nicht
stören zu wollen* Nun kam meine Frau, gab den Häuptlingen je ein Haumesser und
behängte einige Leute mit Ketten. Schließlich saß die ganze Gesellschaft vor unserem Zelt
und erzählte uns, daß sie sich „T o b u T ih u “ = Menschen von Tihu, nennen (Welemur:
tobu hui = wilde Menschen) und sich auf dem Kriegspfade gegen die Tobu Perai von
Maka und Uhak, Leute von der Nordspitze Wetars, befänden. Vorgestern seien diese in
großer Zahl noch hier gewesen, hätten sich aber bei unserer Annäherung zurückgezogen.
Die so mühevoll erlangte friedliche Stimmung drohte noch einmal umzuschlagen,
als Gründler erschien und ahnungslos; einen Korb Steine vor mich hinstellte. Erst als ich
versichern ließ, daß diese aus dem Fluß stammten, war man zufrieden.
Die Wetaresen pflegen, wie ufte der Tihu-Häuptling später erzählte, bei Begegnungen
mit Leuten, deren Vorhaben ihnen unbekannt ist, stets durch eine stürmische Begrüßung
bezw. eine friedliche Schlägerei die Absichten der Gegner zu erkunden. Bei der großen
Rauflust nehmen diese Szenen nicht selten ein blutiges Ende. In unserem Falle war die
Sachlage besonders schwierig, da die Tobu Tihu anfänglich glaubten, wir seien mit den
Peraiern im Bunde, und dazu kam noch, daß wir im Gebiete ihres heiligen Sees weilten.
Erst nach mehrstündigen Verhandlungen schienen sie die Überzeugung gewonnen zu haben,
daß wir, um Handel zu treiben, zu ihnen gekommen seien. Aber trotzdem begegneten uns
die scheuen Bergmenschen immer sehr mißtrauisch. Da sie uns den Zutritt in ihr Land
weigerten, forderte ich sie auf, nach Hause zurückzukehren und alles, was sie zu verkaufen
gedächten, hierher zu holen: Wachs, Harz, Flechtwerke u. a.
Auf den Bergen zu beiden Seiten, vor allem im Osten des Tihu-Sees haben die
Tobu Tihu ihre Ansiedelungen, welche aus zerstreut liegenden, kleinen Häusern und Äckern
bestehen (wie auf Taf. XXX, Fig. 2). Ist das Land bestellt mit Reis, Mais, Hirse, so ziehen
sie nach Aufrichtung eines Matakaus, zum Schutz des Eigentums, in andere Gegenden
und kehren erst zurück, wenn die Ernte in Aussicht steht. Gewöhnlich streifen sie in den
Wäldern umher, sammeln allerhand Naturprodukte, gehen auf Jagd oder treiben ihre Büffelherden
zusammen. Sie tätowieren (hadi) sich mit menschlichen Figuren und sind mit
einem Rindenschurz (hä) bekleidet, manche laufen noch nackt, nur auf Kriegszügen tragen
sie gern einen meist zerrissenen Schamgürtel aus kisaresischem Stoff.
Auf ihren Streifzügen werden sie von ihren Frauen begleitet, welche Lebensmittel
und Sonstiges zu tragen haben, während sie selbst immer von oben bis unten bewaffnet
und mit Amuletten und Trophäen behängt (Taf. XXVI, Fig. 1) gehen. Sie führen alle eine
Matte bezw. Schlafdecke bei sich, mit welcher sie sich des Nachts zuzudecken pflegen, da
es in den wasserreichen Bergen kalt ist. Als Schlafstätte graben sie sich ein Loch in die
Erde und werfen Blätter hinein.
Die Tobu Tihu bestimmen die Z e i t e n („töon nehe“, das Jahr) nach dem Zug
(natas sole) der Unterwolken (Oberwolken: „lanit“, Unterwolken: „natas“), welche ihnen die
Pflanzzeit des Reises (reba), nämlich den Ostmonsun (hulan timor), und die des Maises
(muggis), den Westmonsun (hulan harat), angeben. Eine wichtige Rolle spielt beim Reissetzen,
bei Kriegszügen, überhaupt bei allen wichtigen Handlungen die Stellung des Mondes
(der Neumond: „hulan kupu“, der Vollmond: „hulan reman“), während man den Monat
nicht in Wochen und Tage einteilt.
Etwa im März werden die Reispflanzen ausgesetzt, und Ende Mai bis Juni ist die