Ernte. Ihr folgt von August bis November bezw. Anfang Dezember die der Knollenfrüchte,
(Bataten „harne“, Ubi „hilu“, Keladi „futi“ u. a.), welche meist den Rand der Reisfelder einnehmen.
Im letzten Monat wird der Mais gepflanzt und Anfang Februar bis März eingeholt.
Jeder Garten hat für die einzelnen Stadien seiner Kultur je einen entsprechenden Namen:
Der gefällte Wald, also erst angelegte (anlegen: „taha“) Garten heißt „tina“, der fertig bepflanzte
„lutur“, der mit Zweitgewächsen: „pohan“, nach deren Abernten gewöhnlich noch
eine Zeit lang als dritte Frucht Ubi gesammelt wird.
Das R e c h n e n (motus) verstehen die Tihu-Leute sehr schlecht. Sie zahlen von
10 zu 10 mit Steinchen, nämlich:
T i h u I liw ä k i1) M a h u a n T ih u I liw ä k i M a h u a n T ih u I l iw ä k i M a h u a n
1 häsa nehe häsa 6 nen enem näin 11 senulu isin sanulu jesi senulu esin
hasa nehe eha
2 rua (e)rua drua 7 hitu (e)hltu itu 20 feie rua rua nulo fel-rua
3 telu (e)telu telu 8 ihäu (e)han käo 100 ätus ätus rätu
4 tak (e)hät ät 9 isia (e)sia sia 200 ätus irua rätu fa rua
5 lima (e)lma lima 10 senulu sanulu senulu 1000 unbekannt rihun rihun
Sie setzen die Bezeichnung für Zehner (feie), Hunderte (ätus) nicht wie im Malayischen
hinter, sondern vor das Zahlwort, nämlich 20 „feie rua“, 30 „feie telu“ usw. oder 200 „atus
irua“, 300 „atus telu“, während an der Südküste wie im indonesischen Idiom das „nulu“
bezw. „nulo“ nachgesetzt wird. Die Sprache der Tobu Tihu gleicht also in dieser Beziehung
derjenigen z. B. von Tenimber, Kei und West-Neu-Guinea. Dieselbe Schreibart hat sie
auch in anderen Zusammensetzungen. Der Malaye stellt das Wort für Berg (gunung) vor
den Namen, der Tobu Tihu („huhan“ = Berg, oder ,,tutun“ = Kap) nach denselben. Um nun
die Zahl 11 auszudrücken, sagt man: „senulu isin hasa“, 10 und 1 (isin = mal.: lagi, mehr).
Die Bezeichnung für „nicht“ ist gewöhnlich „te“, bezw. „ta“ und „taik“, z. B. „te nau“ nicht
wissen, in Apitai und an der Westküste hingegen „tora“, dann an der östlichen „toa“. In
manchen Punkten erinnert die Sprache der Küstenbewohner, besonders der südlichen Landschaften
an das nördliche Timor.
Als die Tobu Tihu, von ihren Frauen begleitet, mit allerlei Waldprodukten, Hausrat u. a.
zurückkehrten, wurde vor dem Zelte ein Markt eröffnet. Für ein Haumesser im Wert von
50 Cent erhielt ich 3 kg Wachs (lilin) bezw. Bienenwaben (wani raha) oder ein großes
Bambusrohr mit Honig (wani wen), für ein Lendentuch von europäischem billigen Stoff 6 kg
Wachs oder eine Lanze, einen Klumpen Dammar- (siar) oder Kanari-Harz (dalar), einen
Schild für eine feuerrote Biberdecke usw. Teuer waren die Flechtwerke aus Rottan, für
welche man selbst zwei Lendentücher forderte. Ein Haarkamm (noT, nahak) oder -reif
(uran hahan) wurde mit Vergnügen gegen einen langen Nagel vertauscht, den man sofort
als Pfeil („tafa ka-atun“ f. Männer, eka sukur) ins Haar steckte; Nadel und Faden hingegen,
besonders aber Seife, fanden gar keinen Anklang. Einen Klewang gaben die Leute selbst
nicht für ein Beil her. Um den Preis handelten sie nicht, und wir waren immer schnell einig.
Der von den Tobu Tihu gekaufte H a u s r a t zeigt große Dürftigkeit. Bambus findet
die meiste Verwendung, u. a. als Wasser- und Kochgefäße, Behälter (tugas) für Honig, Sirih,
Tabak u .a . Die Sirihbüchsen (Fig. 142 d, f) sind oft mit eingeritzten Linien und einfachen
geometrischen Bandornamenten, besonders Zackenmustern verziert und ihre Ränder zur
Verhütung des Reißens mit Streifen von Köpergeflecht umgeben Die Flechtwerke bearbeitete
Herr Dr. J. Lehmann2), der darüber folgendes sagt: „Die von den Bergbewohnern im Innern
*) Nach Jacobsen. a. a. O. Anhang.
*) a. a. O., S. 34.
der Insel, den Tihu-Leuten, weisen im großen und ganzen andere Geflechtsarten auf als die
der Bevölkerung des Küstengebiets.“
Die Körbchen (poti), welche zur Aufbewahrung von Früchten und Essen im Haus dienen,
setzen sich gewöhnlich aus taftbindigem, wie es scheint, weniger aus köperbindigem Geflecht
zusammen. Die größere Zahl der Flechtwerke jedoch, vor allem solche, bei denen es auf
Widerstandsfähigkeit ankommt, besteht aus Kombinationen, z. B. Reifen (bezw. durchgezogene
Streifen), die durch Taftgeflecht (Lehmannsche Formel IIIc ß) verbunden, wie beiTrag-
körben (luar, Fig. 145, unten) oder welche mit spiralförmig laufenden Streifen umwunden sind
(HBbx)- Die letzte Art tritt in der interessanten Form der Nebelspirale bei Reisschwingen
(„kai-puu“, Fig. 145, oben) und den zum Fangen dienenden Bienenkörben („umu“, Fig. 144) auf.
Diese charakteristischen Flechtwerke sah ich jedoch nur selten bei den Welemur-,
selbst bei den Aüwa-Leuten, welche mit den Tobu Tihu in Berührung kommen. Die Bewohner
von Welemur und der Südküste verwenden in der Flechterei vorwiegend die Taft- und
Köperbindung, erstere gern an kleinen,
plattenTäschchen (kolu, Fig. 142 e, g, i, k)
für Tabak, Feuerstein und Stahl, letztere
für Sirihkörbe und -taschen (npaku,
Fig. 142a) sowie Teller (papun aut),
Tragkörbe (ngapu, auch gapu), Maßgefäße
(ukwarak). Bemerkenswert für
die höhere Kunst ist das Würfelgeflecht
(Lehmann IV A b). Es kommt allgemein
im Küstengebiete, sporadisch
auch in Welemur vor. (Sirihkorbdeckel,
Fig. 148). Auf diese Gegenden, vor
allem Iiiwaki, Huru, Ilmedo, scheinen
sich auch die durch Oberflechtung gelegentlich
aus gelben Orchideenfasern
Fig. 144. Bienenkorb, Ho n ig b eh ä lte r Fig. 145. Trag k o rb u n d
u nd Wachs. Reisschwinge.
(lak-ia) hergestellten Ornamente zu
beschränken, welche wie auf Timor Figuren von Menschen (Fig., 148), Tieren (Fig. 147)
und gemeinmalayische, geometrische Muster (Fig. 146) darstellen.
Die anfängliche Scheu und Wildheit der Leute ließ immer mehr nach, und ,die
Gesichter der Alten nahmen selbst einen gutmütigen Ausdruck an. Nur die jüngeren Krieger
zogen sich bei Annäherung zurück, bekamen aber besonderes Interesse, als wir ihnen unsere
Gewehre zeigten. Gründler demonstrierte ihnen auch seinen Karabiner, mit dem er, wie
er angab, ohne Ende schießen könne. Ihr Erstaunen war maßlos, als sie die Patronen,
eine nach der anderen, nämlich beim Laden, herausspringen sahen, und wenn dann ein
Rahmen folgte, widmeten sie diesem derartig ihre Aufmerksamkeit, daß in der Zwischenzeit
ein neuer, gefüllter in das Magazin eingeführt .werden konnte. Besonderen Eindruck
aber machte es, als Gründler sie durch das Fernglas sehen ließ. Er sagte ihnen dabei,
daß man damit sogar seine weit entfernten Feinde direkt in greifbare Nähe bringen
könne. Wenn man diese im anderen Falle aber weit fort wünsche, so wäre das Instrument
nur umzudrehen und verkehrt hindurchzuschauen. Ihr Mißtrauen wurde dadurch so groß,
daß sie bei eintretender Dunkelheit jeden Abend verschwanden. Sie begründeten ihr Fortgehen
damit, ihre Essensvorräte zurückgelassen zu haben, denn es sei für sie verboten (luli),
Speisen von Fremden, selbst von den Welemur-Leuten anzunehmen.