. Nach K. M a r 11 n s1) höchst wertvollen geologischen Untersuchungen besteht zwischen der
Maiayischen Mulde“ (nämlich der inneren Inselreihe von Sumatra über Java usw Wetar
bis Banda) sow.e der südlichen Gruppe von Timor bis Kei, ein großer Gegensatz sowohl
in den geologischen Formationen als im Streichen derselben. Die letzten Inseln deuten
daher den aufgewulsteten Rand einer von dem asiatischen Kontinente geschiedenen”Masse
die Grenzlinie des australischen Kontinentes an . . . Die Banda-See schiebt sich als ein
scharf umschriebenes Senkungsfeld zwischen die ausgedehnten Flachseegebiete ein welche
einerseits Neu-Guinea und benachbarte Inseln mit Australien, andererseits Borneo fava
Sumatra usw. mit Asien verbinden . . . Im Westen von Groß-Kei und im Nordwesten von
l imor hegt somit eine natürliche, geognostisch wohlbegründete Trennungslinie zwischen
den von dem asiatischen und australischen Kontinente abgegliederten Inseln“. Nach Martins
Auffassung ist aber nicht zu erwarten, „daß am kontinentalen Außenrande der heutige
faunistische und flonstische Charakter einzelner Inseln mit der geologischen Trennungslinie
in direktem Zusammenhänge stehe oder sich gar mit ihr decke, sondern es wird die Annahme
von E. v. Martens2) verständlich, daß „Timor und Celebes, die Philippinen und die
Inseln östlich von Java das Mischungsgebiet beider Tierwelten darstellen“.
Eine ganz neue Phase beginnt mit den Forschungen der Vettern SarasinsA)
Nach den grundlegenden Untersuchungen dieser Forscher setzt sich die Fauna von Celebes
aus vier Komponenten zusammen, Tieren,. welche auf ehemaligen Landverbindungen von
Java, Flores, den Philippinen und den Molukken eingewandert sind. An der Hand der
zoologischen Ergebnisse wird der Versuch gemacht, diese Landbrücken zu rekonstruieren
und eine geologische Entwicklungsgeschichte der indoaustralischen Inselwelt zu geben.
Diese Feststellungen drängen uns unwillkürlich die Fragen auf: 1. Näherten sich
die Festländer einander oder 2. durchdrangen sich die vorgeschobenen Gebirgsbögen und
bildeten einen zusammenhängenden Kontinent, oder aber erzeugten sie 3. nur insulare
Regionen mit temporären Notbrücken? Die gegenwärtige Auffassung über die Bedeutung
der Wallace’schen Linie ergab d ie v o n d e r S u n d a - E x p e di ti o n a u s z u f ü h r e n d e n
Au f g a b e n : Zuerst mußte die tier- und pflanzengeographische Seite neu geprüft, dann
aber die geologische Unterlage für frühere Landverbindungen festgestellt werden.
Besonders geeignet für die tiergeographischen Zwecke sind die Fl ußf i s che da
diese durch das Gebundensein an süßes Wasser nicht imstande sind, Meeresarme zu überschreiten,
darin Amphibien und Reptilien, sowie Mollusken. Die Bearbeitung der von mir
gesammelten 2570 Flußfische durch Fräulein Dr. C. Popta führte zu folgendem Resultat:
Die Cyprinodonten reichen vom asiatischen Festlande bis Lombok, die Cypriniden
und Symbranchiden bis Sumbawa, die Ophiocephaliden bis Flores, die Anabantiden und
Gobnden bis Timor. Die östlichen, aus Meeresfischen hervorgegangenen Typen gehen von '
Neu-Guinea zum Teil bis Asien, während echte australische Süßwasserformen fehlen. Noch
deutlicher wird die Verbreitungsart nach den Gattungen: Barbus und Haplochilus findet
sich von Malakka nur bis Lombok, Rasbora, Clarias, Monopterus bis Sumbawa, Anabas bis
Timor und Sycidium bis Wetar. Eine Wanderung vom asiatischen Festlande über Borneo
nach Celebes machten die Cyprinodonten und vielleicht auch die Symbranchiden, welche
Familien bis in die Molukken vordrangen.
1) »Die Kei-Inseln etc.“Tijdschr. v. h. k. Nederl. Aardrijksk. Genootsch. Ser.2Dl.VII,Leiden 1890 S.241 /274.
2) „Banda, Timor und Flores“ (Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin 1889, Bd. 2 4 -S. 83 ff)
8) „Über die Geologische Geschichte d. Ins. Celebes auf Grund der Tierverbreitung.“ Wiesbaden 190L
Die Re pt i l i en u n d Am ph i b i e n zeigen an der Hand nachstehender Tabelle
(auf S. 330) folgendes Vorkommen. Sie sind nach den von Dr. J. Roux ausgeführten Bestimmungen
der auf der Expedition gesammelten 40 Arten (mit * bezeichnet) und den
bekannten Quellen zusammengestellt worden unter Fortlassung aller allgemein verbreiteten
sowie der nur auf das westliche Gebiet sich beschränkenden Spezies.
Von den westmalayischen Arten finden sich Draco monarchus von Malakka bis
Java und Draco volans, Bufo biporcutus bis Lombok, Gymnodactylus, Hemidäctylus und
Lachesis grammineus bis Sumbawa, dann Dryophis, Dendrophis, Rhacophorus, Callula,
Oxyglossus bis Flores bezw. Timor, ferner Mabuia multifasciata, Kühl., Lycodon, Cylindrophis
und Rana tigrina bis Wetar, andere schließlich wie Cerberus rhynchops, Hypsirhina plumbea,
Cyclemys bis Australien bezw. Neu-Guinea. Die papuasischen Reptilien kamen zum Teil
von Osten über Wetar, Flores, Sumbawa bis Lombok; mehrere Lygosoma-Arten finden sich
nur bis Flores, oder Timor, aber ein papuasischer Frosch, Rana modesta, wurde noch
auf Lombok nachgewiesen. Ein anderes Reptil Draco reticularis stammt von den Philippinen
und gelangte über Celebes nach Lombok; denselben Weg nahm das celebensische Amphibium
Spenophryne, nämlich über Sumbawa nach Lombok.
Von den westmalayischen Arten kommen noch 15 auf der Insel Lombok vor, 14 auf
Flores und 9 sind bis Wetar vorgedrungen. Weiterhin leben 5 ostmalayische Spezies auf
Lombok, 7 aüf Flores, ferner nur 2 papuasische auf der ersten, 3 auf der letzten Insel,
während auf Wetar erst eine Form hat gesammelt werden können. Von 23 westmalayischen
Arten Lomboks.sind noch 15 javanisch, die übrigbleibenden 8 auch celebensisch
und philippinisch, aber auch sumbawanisch. Celebes besitzt etwa die doppelte Anzahl
westlicher Arten gegenüber Lombok, weist also eine größere Verwandtschaft mit Java auf als
die letzte Insel. Flores und Lombok haben noch mit Celebes und den Philippinen 13 westliche
Arten gemeinsam, woraus wiederum eine enge Beziehung mit Celebes hervorgeht.
Auf die geographischen Fragen, welche sich durch die Betrachtung der arideren
Tierklassen ergeben, will ich nicht näher eingehen, da ich sonst die Untersuchungen von
F. u. P. Sarasin wiederholen müßte. Nur über die Säuget i er e soll noch Folgendes ergänzend
hinzugefügt werden: Die Affen, vor allem Nemestrinus verfolgte ich von Lombok über
Sumbawa bis Timor und Pithecus bis Sumbawa. Sie nehmen auffallenderweise von West
nach Ost bedeutend an Größe ab. Für die auf Wetar gesehenen Tiere möchte ich jedoch
eine Einfuhr von Timor her annehmen. Das westliche Schwein, Sus verrucosus, traf ich
noch bis Wetar an; das Stachelschwein, Acanthion, lebt noch auf Flores und in einer der
javanischen ähnlichen neuen Art auf Sumbawa. In der Südost-Halbinsel von Celebes finden
sich ferner neben dem australischen Phalanger mehrere asiatische Eichhörnchen, Sciurus,
unter denen eine Art von Herrn Dr. E. Schwarz2) als neu beschrieben wurde.
Die tiergeographischen Untersuchungen lassen also folgende Schlüsse zu: D ie
i n d oma l a y i s c h e Ti e rwe l t n i mmt von We s t n a ch Os t an Ar t e n z a h l .ab und
die a u s t r oma l äy i s c h e (bezw. ostmalayische) v o n Wes t na ch Os t zu, ohne d a ß eine
scharfe Grenze zwi s c h e n b e i d e n M i s c h u n g s k o m p o n e n t e n i r g e n dwo zu b e o
b a c h t e n wäre. F e r n e r e r gi b t die T i e r g e o g r a p h i e ei ne d o p p e l t e V e r w a n d t s
cha f t von Ce l e b e s mi t de r s ü d l i c h e n I ns e l ke t t e von L omb o k , S um ba wa ,
J) „Elbert-Sunda-Expedition e. c. t.: Reptilien und Amphibien“, Zoolog. Jahrbüch., herausg. v.
Spengel, Bd. 30, Heft 5. Jena 1911, S. 495.
*) „Seven new Asiatic Mammals, s. o.“ Annals and Magazine of Natural History. Ser. 8. Vol. VII, 1911.