Banda 1093 m, Ost-Timor 889 m, Kei 830 m und Flores 509 m gesunken sein. Diese
Zahlen, welche sich noch um viele vermehren ließen, dürften schon genügen, um zu zeigen
daß das P h ä n o m e n de r d i l uv i a l en S e n k u n g Au s t r a s i e n s ei ne g a n z a l l g eme i n e
V e r b r e i t u n g hat te. In den Meeresstraßen liegen infolge der lokalen Landeinbrüche die
Korallenkalke natürlich noch tiefer, in der Sula-Straße bei Ombi majo 2542 m, Halmahera
im Nord von Majo 2878 m, Sangi zwischen dem Nordarm von Celebes und Mindanao
3924 m und südöstlich Sangi 2878 m.
Leider ist das Netz der Lotungen und die Zahl der Grundproben für die größeren
Meerestiefen noch zu unvollständig, um genaue Angaben über die Gesamtsenkung, den stufenförmigen
Abfall und die Tiefe der sekundären Einbrüche machen zu können. Wie aber die
obigen Werte beweisen, haben die Inseln früher z.T. um mindestens 1000, wahrscheinlich 1600 m
höher gelegen als heute. We nn ab e r di e i n d o a u s t r a l i s c h e I ns e lwe l t um die g e f
u n d e n e n Be t r ä g e de r p o s i t i v e n S t r a n d v e r s c h i e b u n g wi e d e r in ihr e al te
Lag e z u r ü c k g e b r a c h t wi r d, z. B. nur um 400 m, so verschwindet bereits die bis 312 m
tiefe Lombok-Straße, und d a s a s i a t i s c h e Fe s t l a n d s e t z t s i ch o h n e U n t e r b r e c h u n g
wi e d e r ü b e r S uma t r a , Java, Bal i , L omb o k , S um ba wa , Flores, Soi or bis Alor
fort. Bei einer Hebung von 1000 m verlängert sich Asien Uber Borneo bis Celebes und ihm
schließt sich noch Sumba an. Mit dem australischen Kontinent verschmelzen dann andererseits
Aru, Tenimber, Babar, Kei-Inseln und Ceram, sowie Neu-Guinea, welches über Misul,
Waigeu, Obi, Batjan nach Halmahera weitergeht. Eine natürliche Grenze beider Festländer läge
also in der Molukken-Straße, Buru- (auch Molukken-) See, Banda- und Timor-See. Auch bei
1600 m, dem vorläufig anzunehmenden H ö c h s t b e t r a g de r po s i t i ven, S t r a n d v e r s
c h i e b u n g , wird die Verbindung beider Kontinente bei einer Rekonstruktion nicht erreicht.
Bedenkt man jedoch, daß auch auf dem Grunde der Meeresstraßen Korallenkalke
nachgewiesen sind, also an diesen Stellen größere Einbrüche, selbst bis fast 4000 m, z. B.
bei Sangi statthatten, so ist vielleicht doch wohl möglich, daß in diluvialer Zeit Celebes
sogar noch mit den Molukken und den Philippinen zusammenhing. Nur einige tektonisch
alte Wasserbecken dürften vorhanden gewesen sein, vor allem die bis 4833 m tiefe Molukken-
See, die bis 4892 m messende Buru-, die selbst 5684 m erreichende B a n d a^e e , sowie die
Mampa-Straße zwischen Ceram und Buru mit 4226 m Meerestiefe, sowie wahrscheinlich
der Arafura-Graben zwischen Aru und Kei-Inseln mit 3565 m und endlich seine südliche
Fortsetzung, der bis 3109 m messende Timor-Graben zwischen dieser Insel und der 200 m-
Tiefe von Nord-Australien.
Zieht man aus diesen Ergebnissen der Rekonstruktion Schlüsse auf die wi r k l
i chen B e r g h ö h e n , so mu ß Au s t r a s i e n in de r p l i o z ä n - a l t d i l u v i a l e n Zei t
z a h l r e i c h e E r h e b u n g e n von e twa 4000 m u n d s o g a r so l c h e von me h r als
5000 m b e s e s s e n haben. Die Gipfel werden infolgedessen mit Schnee bedeckt gewesen
sein, ähnlich wie heute diejenigen Neu-Guineas. Dieser Befund stimmt auch mit meiner1)
früheren Untersuchung der Flora aus den Pithecanthropus-Schichten auf Java überein. Da
die fossilen Pflanzen dort nämlich heute in der gemäßigten und kühlen Gewächszone des
Gebirges ihre Vertreter haben, so beträgt die Höhendifferenz etwa 1100 m oder, 4vie später
Schuster8) nach seiner, jedoch teilweise unrichtigen3) Determination glaubt annehmen zu
1 rf- n K “ e“wste, 01;derzoekingen over het Plthecanthropus-Vraagstuk.“ Natuurk. Tijdschr. v. Ned.
Indie, Deel 62. afl. 3 en 4 Weltevreden 1907, S. 132. „Ober das Alter der Kendeng-Schichten“ a. a. O.
Abhd 17) | El£7 Beltrag zu Pithecanthropus-Frage“, Sitzb. der k. Bayer. Akademie d. Wis§., Jahrg. 1909,
*) Elbert: „Die Seienka’sche Trinil-Exped. n. ihr Werk“. Zentralbl. f. Min. Geol. 1911, No. 23, S. 736.
können, von 800 m. Die gefundene Temperaturerniedrigung von etwa 6—8° im Diluvium
würde also durch eine damalige höhere Lage, nicht aber durch die Annahme einer allgemeinen
thermischen Depression zu erklären sein.
Na c h dem Ge s a g t e n v e r d a n k t der As i e n mi t Au s t r a l i e n v e r b i n d e n d e
austrasische Landstreifen s e i ne En t s t e h u n g den g r o ß e n o z e a n i s c h e n Einbrüchen.
Die etwa sei t dem Me s o z o i k um i mme r we i t e r fortschreitende Vertiefung des Indik
und Pazifik b ewi r k t durch die nach Süd und Nord gerichtete Zerrung d a s Auf r e i ßen
e i ne s etwa O—W- I ichen (bald ein wenig nach N und S abweichenden) Spal t ensys t ems .
Di e s e s f ühr t zu e i n em Na c h s i n k e n de r Ra n d s c h o l l e n s owi e in den i n n e r e n
Ge b i e t e n zu a u s g e d e h n t e n G r a b e n b r ü c h e n und hor s t a r t i gen Aufpr es sungen.
Da die Massenbewegungen natürlich mit starken Zertrümmerungen verbunden sind, so
baut sich das Randstaffelgebirge aus einer Unzahl von größeren und kleineren Schollen auf.
Au ß e r der s ü d - u n d n ö r d l i e h e n Z e r r u n g v e r a n l aß t eine nach West und
Ost gerichtete, v o n d e n b e i d e n F e s t l ä n d e r n As i e n u nd Au s t r a l i e n a u s g e h e n d e
Stauung, z u s a m m e n mi t r a n d l i c h e n S ch we l l u n g e n di e Bi l d u n g von b o g e n f
örmi g v e r l a u f e n d e n F a l t u n g s g e b i r g e n , die dur ch die e i g e n e Torsion z e r s
t üc ke l t und der en Sc h o l l e n z u s a m m e n g e s c h o b e n , aber auch dur ch die Zerrung
an der einen Stelle mehr, an anderer weniger stark in i hr em n orma l e n Bau g e s t ö r t
sind. Als Widerlager für die Faltungen dürfte das paläozoische, die malayische Mulde rings
umgebende Rumpfgebirge und für die jüngeren Bögen auch das tertiäre Randstaffelgebirge
selbst gedient haben, da diese nur im Innern des austrasischen Landstreifens und zwar bei
zunehmender Entfernung vom Kontinentalrande mit wachsender Deutlichkeit (z. B. auf Java
und Madura) zur Ausbildung gelangen.
Wenn also die Z e r r u n g s k ü s t e n bogenförmig mit dem ozeanischen Senkungsfeld
abschneiden, so scheint die Ursache nicht der v. Richthofen’schen1) Vorstellung entsprechend
in der Kombination äquatorialer (W—G-licher) und meridionaler (N—S-licher) Zerrungselemente,
aber auch nicht ausschließlich, wie Volz2) meint, in der runden Form der beiden
großen Einbruchbecken zu liegen, sondern es dürfte der Verlauf der Gebirgsbögen ebenfalls
eine Rolle mitgespielt haben. Auch na ch de r Bi l d u n g von d i e s e n im Te r t i ä r und
Al t -Di l u v i um d a u e r t die Z e r r u n g for t u n d wa n d e l t mi t Hi l f e de s rhomboidalen
Spaltengitters d a s g a n z e Ge b i r g e in Einsturz- und Horstgebiete um , so d a ß die g e s
amt e ma l a y i s c h e La n d s c h o l l e t e k t o n i s c h ein a u s g e d e h n t e s T r ü mm er f e l d
d a r s t e 1 lt.
Die morphologische Entwicklung Austrasiens vom Tertiär bis zur Jetztzeit vollzog
sich dementsprechend etwa folgendermaßen: Im Mi oz än b e g i n n t mi t der z u n e hme n den
A b s e n k u n g de s I n d i s c h e n u nd P a z i f i s c h e n Oz e a n s die En t s t e h u n g des
ä u ß e r e n Te i l e s de s b u r m a n i s c h e n G e b i r g s z u g e s , e i n s e t z e n d in H i n t e r i
nd i en de r Ket t e f o l g e n d ü b e r S uma t r a , J ava na ch Timor , Kei und Ce r am.
Di e s e s Ra n d s t a f f e l g e b i r g e b e g l e i t e t die A uß e n k ü s t e n und ist , t e i lwe i s e
St uf e n bi l den d, z. B. an der Westküste Sumatras die Inseln Nias, Mentawai und Engano,
z u r Oz e a n t i e f e a b g e s u n k e n . Di e s p ä t e r e Ge b i r g s b i l d u n g s chaf f t im j ü n g e r e n
Pliozän bezw. Altdiluvium e in d em e r s t e n p a r a l l e l e s g e z e r r t e s F a l t u n g s - bezw.
g e f a l t e t e s Z e r r u n g s g e b i r g e , we l c h e s ü b e r Fl or e s , We t a r n a ch Banda
J) „Über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost-Asiens.“ (Verh. d. K.
Preuß. Akad. d. Wissensch. Berlin 1900. Bd. II, S. 916 ff.)
8) Nord-Sumatra, a. a. O., II, S. 316.