Innere von Wetar hineinwagen, dort Wachs, Harz u. a. aufkaufen und sich ungehindert
bewegen können. Den Bergmenschen hingegen befiehlt der Glaube, alle Fremden, auch
die Eingeborenen der Südküste und des Welemur-Stammes, zu töten.
Nach vielen Bemühungen und langen Erwägungen brachte der „Posthouder“ aus
den umliegenden Dörfern 41 Träger zusammen, denen jedoch wegen ihrer Schwächlichkeit
meist nur etwa 23 kg aufgepackt werden konnten. Für die seefahrenden Leute von Alor
und Pulu Kambing war das Tragen ganz ungewohnte Arbeit, und schon bald blieben
mehrere liegen. Uns wurde das Marschieren in diesem letzten Monat der Expedition ganz
besonders schwer. Wir waren körperlich arg mitgenommen und überwanden unsere Erschlaffung
nur durch die Nervenanspannung, welche das Neue und das Gefährliche der
Lage verursachte.
Im Innern der Insel.
Von Iliwaki führte unser Weg nach Norden durch die Schmalseite der Insel, den
geröllreichen Wepa Tana, einen Nebenfluß des Papan, sowie über den schmalen Rücken
des Hatu Ratara, der an einem Kessel endigt, das in Stufen abfallende Gebirge hinauf.
Infolge des Verkehrs der Küstenbewohner mit den Welemur-Leuten war ein schmaler Pfad
ausgetreten, der aber wegen des hohen Alanggrases und Buschwerkes kaum sichtbar und
beständig durch große Baumstämme verlegt war. Mehrfach führte er an stark rutschenden
Steilhängen entlang und über Täler hinweg, immer durch einen lichten Eucalyptus-'NM.
Die V e g e t a t io n der Insel Wetar hat, wie auf Timor und Sumba, durch ihre
Xerophyten einen australischen Charakter, vor allem durch die in verschiedenen Arten auftretenden
Eucalypten, welche sowohl die Küstenebene, wie die Berge des Inneren beherrschen
und, ohne selbst sehr dicht zu wachsen, alles Übrige zurückdrängen. Dieser Baum mit
seiner grauweißen Rinde, blaugrünen Blättern und seinen an die Mimosen erinnernden
schönen Trauben gelber, kugeliger Blüten gibt der Landschaft ein eigenartiges, von den
asiatischen Regen- und Monsunwäldern der westlichen Inseln grundverschiedenes Gepräge,
welches der scharfe Geruch seines auch bei uns medizinisch viel gebrauchten ätherischen
Öles erhöht. Ihm gesellen sich ferner andere duftende Bäu^ie, die Myrtacee Melaleuca,
der Kaju-putih-Baum zu, dessen ö l bei Rheumatismus, Magenschmerzen und Angina
schmerzlindernd und Hitze-erzeugend wirkt, sowie als dritter Santalum album mit weniger
angenehm riechendem Holz, welches das bekannte Santal-Öl liefert. — Eine solche Fülle
von Düften wirkt in den ersten Tagen direkt aufregend auf Nerven und Herz. — Zu den
Charakterpflanzen der Insel gehören ferner die Mimosen, australische Acacia, Casuarina
equisetifolia, Forst., die bis Malakka vordringende Epacridee Styphelia, ein Ericaceen-artiger
Phyllodien-Strauch mit eigentümlichen, blattartig entwickelten, vertikal abstehenden Blattspindeln,
sowie asiatische Cassia-Arten und Dornensträucher, Rhamnaceen, wie Zizyphus
und Colubrina asiatica, Brongn. Auch die im westlichen Archipel gemeinen Euphorbiaceen-
Bäume und Sträucher kommen vor, wie Mallotus, Claoxylon, besonders Antidesma montanum
Bl., dann A. Ghaesembilla, Gaertn., ein kleiner Baum mit weidenähnlichen Kätzchen, eßbaren
Früchten und stark sauren Blättern, Croton Tiglium L., die Purgiernuß, die das bekannte
Kroton-Öl liefert, sowie schließlich die auf Java und den Philippinen lebende Andrachne
australis, Zoll, et Mo r.
Wahrscheinlich infolge des ständigen Abbrennens der Wälder nimmt die Buschformation
große Gebiete ein. Sie gestattet besonders starke Entwicklung der Krautpflanzen,
wie der australischen Liliacee Geitonoplesium und der asiatischen Dianella mit kleinen
blauen, sternförmigen Blüten auf sparrigen Ästen, einer Mimulus-nriigen Acanthacee mit
kleinen lilafarbigen Blüten Asystasia, Winden Evolvulus javanicus, Bl., sowie der im ganzen
Archipel gemeinen Lippenblütler, Scrophulariaceen, besonders der blauen, im Alanggras
wachsenden Torenia, sowie Malven, Papilionaceen, Euphorbiaceen u. a. Zahlreiche Orangenbäume
und einige Kokospalmen umgeben die Reste des verlassenen Dorfes Hatu-matan in
770 m Meereshöhe.
Von hier aus gestattet der Ausblick auf das Meer die erste Orientierung über den
Verlauf der Täler (Karte No. 6), welche sich im allgemeinen von Nord nach Süd erstrecken.
Die Rücken bilden schmale und häufig ausgezackte Kämme, die zur Höhe hin in ein ausgedehntes,
aber stark zertaltes Plateau übergehen. Sie fallen zu steilwandigen Schluchten
und jn Stufen zum Meere ab, welches eine nur wenig gegliederte Küste, das vorspringende
Eden-tutun-Kap und die westliche Halbinsel mit dem Eiland Lirang begrenzt. Oberhalb
Hatu-matan erhebt sich das Land in kleineren Terrassen bis zur Hochebene von Magone,
an deren Rande der
Lepa-kurun (ca. 920 m)
liegt. Am Fuße dieses
Berges befinden sich
die Dörfer Leswerang
und Möu, in welch
letztem wir übernachteten
(Fig. 154).
Meine eingeborenen,
der malayisch.Sprache
mächtigen Christen
zeigten sich in allen
Dingen sehr anstellig.
Sie trugen sämtlich
biblische Namen und
schienen besondere
Fig. 142. Wetaresische S irih d o sen , T ab ak - und Feuerzeugtaschen.
Freude an den testamentlichen Erzählungen zu haben, sodaß ich oft die Gelegenheit benutzte,
sie durch einen Bibelspruch aufzumuntern. So nahmen die Träger, auch wenn sie sith
bereits ermüdet auf die Erde hingestreckt hatten, unter fröhlichem Lachen ihre Arbeit
wieder auf.
Das D o r f Möu ist der Stammsitz der Häuptlinge von Welemur. Seine kleinen
Arbeits- (papluan) und Wohnhäuser (uma) fallen durch ihr spitzbogenartiges, weit übergreifendes
Dach auf und erinnern an die Tonnengebäude von Neu-Guinea. Im erhöhten
inneren Teil, dem Schlaf- und Wohnraum (uma ralang), befinden sich in der Ecke der aus
drei Steinen bestehende Kochherd (sou) und die Wasserbehälter, dicke Bumbusröhren (sou
lidon), sowie auf ringsum angebrachten Recks (wera-hau) die Feldfrüchte in Körben (ngapu,
reti, papuu, upaku, luar) sowie Waldprodukte und Rottanfrüchte („na huan“, Fig. 142b), welche
statt Sirih (hiiru roon huan) bezw. Pinangnüssen (pua) viel zum Kauen dienen. Vor dem
Wohnzimmer erhebt sich etwas über der Erde unter dem Hausdach eine bankartige Vorgalerie
(karädok), und unter derselben liegt der Schweinestall (hahi luhan) und neben diesem
Brennholz auf einem Gestell (elutan) sowie ein Reisstampftrog (nesu).
Die Bauart des Hauses ist sehr einfach: Die gegabelten Eckpfeiler (ri) tragen die