Vorkommen von Kalkablagerungen als Decke ,von Vulkanblldungen berichten und verweise
auf die Ausführungen in dem geologischen Kapitel.
Unser Rückweg nach Bima ging von Wera das Ntoke-Tal aufwärts über den
Ro - Be r g (ro = Loch, Hohlweg); der Aufstieg sollte beschwerlich und für Pferde kaum
gangbar sein. Der untere Teil des Tales, eine breite Mulde, wird von zwei Bergketten,
dem Doro Nangga (d. i. des Brotfruchtbaums) im Westen und dem kahlen Doro Huni (benannt
nach dem hier viel wachsenden Curry, Curcuma) begrenzt, welche zu beiden Seiten
mehrere Terrassen wie im Wera-Tal begleiten. In seiner Mitte laufen zwei niedrige Rücken,
der Tanda wuran, auf welchem Steinpfeiler und Opferaltar des früher verehrten Mondgottes,'
DewaWuran, stehen, und der Doro Nunu, welche beide oberhalb zu einem Zuge verschmelzen.
Bei Ntoke verkleinerte sich nun die Sohle, und der Fluß teilte sich in zwei Quellarme,
die nach ihrem Ursprungsorte Ro genannt werden, der größere floß in einer tiefen, von
senkrechten Wänden begrenzten Schlucht. Zwischen gewaltigen Blöcken, die bald wie
Mauern übereinandergepackt waren, bald wie Türme aufragten, schlängelte sich unser Weg
hindurch. Manchmal verengerte sich der Gang zu einem tiefen Hohlweg, und in einer
solch schmalen Kluft passierte es, daß ein Packpferd, durch die großen Zeltsäcke festgehalten,
plötzlich in der Luit schwebte; nur mit Mühe ließ sich das zappelnde Tier befreien.
Auf einer Terrasse um 280 m Meereshöhe wurde das Zeltlager zur Übernachtung
aufgeschlagen, da höher hinauf das Wasser bald aufhören sollte. Meine Träger stellten sich
bei der Errichtung von Laubhütten, ganz im Gegensatz zu den Sasakern Lomboks, sehr
unpraktisch an, sodaß meine Javanen sie erst unterweisen mußten. — Die Bimanesen pflegen
nämlich nur selten ins Gebirge zu gehen und richten es dann so ein, daß sie vor Nacht
jenseits eine andere Niederlassung erreichen. — Unser Biwak stand' auf einem herrlichen
Fleckchen; man sah über das Ro- und Ntoke-Tal hinweg bis zur Insel Sangeang. In unmittelbarer
Nähe stürzte sich außerdem das schäumende Bergflüßchen unter lautem Geplätscher
von Fels zu Fels, bildete Wasserfälle und tiefe Wannen, in deren eisigem Naß
wir mit Wonne unseren durchglühten und beschmutzten Körper badeten. Fischlein (Rasbora)
schossen in kleinen flachen Becken umher und verbargen sich hinter den langen Fäden
einer schönen Wasserpflanze mit wirtelförmigen Blättern ( Ceratophyllum).
Auf allen Seiten umgab uns dichter Buschwald, reich an wilden Orangenbäumen,
Zitronen mit stark duftenden Äpfelchen und Euphorbiaceen-Sträuchern (meist Aatidesma-Arten),
unter ihnen ein Bäumchen (A. Ghesmaebilla, Gaertn.) mit eßbaren Früchten. Die Heckenpflanze
Justicia, Pfeffergewächse, Ranken der Brechnuß (Strychnos Tieute, Lesch) jener
Strychnin-haltigen Nux vomica (mal: ipoh akar, bim: bidöra) unserer Apotheke, und zahlreiche
Gartenunkräuter verrieten, daß in früheren Zeiten auch hier menschliche Ansiedelungen
bestanden.
Am nächsten Morgen wurde der Ro-Rücken bei zunehmender Höhe immer schmaler
und stürzte in fast senkrechten Wänden zu seinen beiden Quellarmen ab. Bald ging es steil
auf dem felsigen Boden hinauf, sodaß unsere Pferde sehr litten, bald auf sozusagen
ebenen Flächen, nämlich alten Talterrassen, von denen wir vom Lagerplatz bis zur Spitze (ca.
770 m ü. d. M.) neun Stück zählten. Bis jetzt waren wir an der inneren Kraterwand des
ehemaligen Vulkanringwalles emporgestiegen, und jenseits der Ro-Höhe neigte sich der
Berg, dem äußeren Mantel entsprechend, langsam. Der weniger steinige Weg führte über
den Wawo dungga (den „Zitronenrücken“, wawöiss Bergkamm, dungga = die kleine, magenstärkende
und würzig riechende Citrus acida, Roxb., bezw. medica L).
Die Vegetation auf dem Ro-Gipfel und der südlichen Seite läßt denselben Gegen-
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satz mit der Nordseite erkennen, wie z. B. der Rindjani Lomboks (Bd. I, S. 128—130.) Dieser
Monsunwald hat hohe Bäume und lichtes Unterholz, nur wenige Epiphyten und eine
Anzahl Kletterpflanzen. In die Augen fallen sofort die großen Linden-artigen Pterospermum
mit rahmgelben Blumen, lang- und kurzstämmige Rauwolfia, schöne Pittospermum und riesige
Pterocarpus, jener Leguminose mit wohlriechenden Blütenbüscheln und Gerbstoff-reicher
Rinde, sowie die wilde Muskatnuß (Myristica) und stattliche Canarium (kanari mal. und
bim.), von dem die bekannten ölreichen Mandelfrüchte und das wohlriechende Harz stammen.
Der Wawo dungga läuft nach unten in einen schmalen, steilwandigen Rücken den
Dundu wei aus („wei“, die Ehefrau, „dundu“, stoßen), der seinen merkwürdigen Namen
von den ungetreuen Frauen trägt, die man früher zur Strafe in seinen Abgrund hineinstieß
Er ist von den Eingeborenen teilweise für Pflanzzwecke durch Abbrennen entholzt, sodaß
wir einen herrlichen Ausblick hatten. Die Kolo-Berge dachen sich nach Ost flach mit
7—10» in Terrassen ab, während der westliche Abfall steil mit etwa 57° erfolgt, und die
Stufen zackig wie die Zähne einer Säge aussehen, ein ähnliches Bild wie das der Donggo-
Berge von Kolo aus. Die starke Neigung entspricht in beiden Fällen dem tiefen grabenartigen
Landeinbruch der 0 —W-ziehenden Niederung. Zu dieser fallen alle Rücken des
mittleren Gebietes langsamer ab und schieben sich, vom Ro aus gesehen, wie Kulissen
hintereinander, deren letzte vom Maria-Gebirge durch eine ca. N—S-Senke, die nordöstliche
Fortsetzung der Bima-Niederüng, getrennt erscheint.
Beim Rest unseres Weges über die sanft zur Ebene abfallenden, heißen, wasserlosen
Hugelzüge passieren wir Djatti-Wald, der, wie überall auf Bima, durch zu starken und
schlechten Holzschlag verwüstet ist. Auch die Kulturen des Farbholz liefernden Sappan-
Strauches, der früher so ergiebigen Geldquelle des Landes, liegen verwahrlost. Eine sy-
stematische Anforstung wäre hier am Platze und bei dem strebsamen jetzigen Sultan auch
ausführbar.
Das Ende des Rückens oberhalb Lela gestattet zuletzt noch einen schönen Rund-
B M i uns dehnt sich die weite Ebene von Bima mit ihren abgezirkelten Reisfeldern und
kleinen Wachthäuschen aus, durchzogen vom silbernen Bande des Bima- und Sapaga-Flusses
deren Ufer Fruchtbäume begleiten. Jenseits des Lewi-Tales, in dem die rechteckigen Felder
wie Teiche glänzen und welches unzählige Kokospalmen und Bambusgebüsche rings um-
saumen, erheben sich die Kolo-Berge (Tafel VI, Fig. 2). Ihr Fuß steigt langsam in flachen
Hügeln und schmalen, oft undeutlichen Terrassen an, strebt oberhalb ziemlich unvermittelt
zu steilen Wänden und Spitzen auf, gleich einem Berglande, das schon lange der Einwirkung
starker Erosion ausgesetzt gewesen. Aus der Ferne aber winkt der glitzernde
-ß?elrvder B,ma"Bai’ von dem gerade die Signalpfeife eines Dampfers zu uns herübÄr-
grußt. Die Europapost ruft, und wir beschleunigen das Tempo unserer Pferde, welche uns über
die Fluren zurück zur Hauptstadt des Sultanates tragen.
Im Bereich der Hauptstadt.
Als Zollinger 1847 dem Sultan von Bima, einem alten, ergrauten Herrn, einen Besuch
machte un d . den Empfehlungsbrief des Generalgouverneurs überreichen ließ, ertönten
21 Kanonenschüsse. Gegen Abend aber erschienen die Abgesandten seiner Hoheit, ein
Priester, Beamte und Häuptlinge mit der Ehrenwache unter dem Spiel des Gamelangs um
den europäischen Besuch zu Hofe zu geleiten.